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Alt 24.07.2005, 10:50
Gast
 
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Standard Noch nicht lange her...

Hallo, Ihr Lieben,

auch ich gehöre jetzt zu Euch, mein Mann(47 J.) ist vor knapp 4 Wochen durch diese schreckliche Krankheit(schrecklich, weil alle diese Höhen,Hoffnungen und dann wieder erfahren zu müssen, neue Metas)-Ihr habt ja alle ähnliches hinter Euch. Dadurch, daß er die letzten 3 Wochen im Krankenhaus war und dort verstarb, war es die anfangs so, als ob er noch im KH wäre, ich war zwar fast immer bei ihm und die Kinder anfangs auch(10J. u. 16 J.), aber jetzt "überfällt" mich der Verlust so was, daß ich oft denke, ich kann und will nicht mehr.
Ich mußte auch seit der Beerdigung wirklich 14 Stunden
täglich arbeiten-da ich selbständig bin und durch die Pflege (ich habe ihn im KH 3x am Tag (hin u. zurück ca.70 km)meistens besucht und vorher zu Hause nachts Infusionen gelegt, ihn halt gepflegt, er war ja meine große Liebe, alles, was ich hatte, ich hätte mein Leben für ihn gegeben) sehr viel liegengeblieben ist und ich nächste Woche bei der Bank einen schönen Batzen Geld abliefern muß. Es ist ja schön, die Kunden unterstützen mich, daß es so was heute noch gibt, ist sehr erfreulich und zeigt mir schon, daß es auch noch menschlich zugehen kann, aber im Bekanntenkreis höre ich nur, "Du bist so stark"- die machen es sich soo leicht; ich habe eine wahnsinnige Wut- auf alles.
Mein Mann war ja auch mein Partner im Betrieb, das ist so schrecklich, weil ich ihn nichts mehr fragen kann und es ist soo leer, außerdem wird mir jetzt alles zu viel.
Was ich ganz furchtbar finde, sind meine Schwankungen, gestern wäre ich 2x eingeladen worden, statt dessen wollte ich nicht unter Menschen, ich will einerseits gar nirgends mehr wohin, fühle mich aber schrecklich einsam.
Den Kindern geht es relativ gut, wir sind immer sehr liebevoll miteinander umgegangen und ich versuche ihnen so viel emotionale Sicherheit zu geben, wie ich kann, sie sind aber sehr erwachsen geworden. Meine Tochter hat in der Zeit, als ich ins KH fuhr, jeden Tag für mich gekocht und Blumen aus dem Garten neben
mein Essen gestellt und trotzdem ihre Schule nicht vernachlässigt, ich bin sehr sehr dankbar für solche Schätze.
Was ich noch so schlimm an mir finde, ist, daß ich immer wieder(bestimmt 20x am Tag) im Haus, im Büro, in der Produktion, auf und ab gehe, alle Schubladen öffne und irgendetwas suche, ich weiß aber nicht was und ich kenne den Inhalt in und auswendig, außerdem führe ich Selbstgespräche-ich bin 37 Jahre alt und glaube langsam, daß ich durchdrehe.Leider dachte ich auch schon an Selbstmord, aber, da ich einen Bruder hatte, der das machte, glaube ich nicht, daß das eine Lösung ist.
Na ja und die Sprüche der anderen, Du bist noch jung-als ob es deswegen anders wäre? Wir haben ja alles gemeinsam gemacht, wir waren ja 24 Stunden am Tag zusammen.
Leider habe ich auch nur noch wenige Kleidungsstücke, die nach ihm riechen, da ich, als er noch zu Hause war, die Wäsche sehr oft waschen müssen und die Kleidung, die er im KH trug, roch nur nach Morphium und nicht nach ihm.
Jetzt habe ich mich ausgeschimpft und ich versuche etwas "sinnvolles" zu machen, habe aber keine Lust, aber für die Kinder.

Ganz liebe Grüße

Martina H.
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