Hallo meine Lieben,

heute habe ich ein schönes Geschenk erhalten! Meine Nachbarin zieht aus und hat mir eines ihrer Gemälde geschenkt. Sie ist Kunstmalerin. Zweimal habe ich von ihr eine Ausstellung besucht und war beeindruckt. Kennt Ihr das, es gefällt einem etwas wirklich gut und doch möchte man es nicht in der Wohnung hängen haben? So ging es mir mit ihren Bildern. Porträts, verschlossene Gesichter.

Und nun schenkt sie mir ein Bild, Blumen, roter Mohn, Kornraden,duftig! Wenn ich es ansehe fühle ich Fröhlichkeit. Hinten hat sie eine liebe Widmung hingeschrieben.

Es war eine eigenartige Nachbarschaft. Wenn wir einander im Stiegenhaus trafen, dann vermittelte sie das Gefühl in Eile zu sein. Kurz darauf läutete das Telefon und wir sprachen dann eine Stunde miteinander. Wenn ich in der Küche bei offener Balkontür saß, sie unter mir auch, dann hörten wir einander nicht nur durch das Telefon. Wir legten einander Dinge vor die Tür, telefonierten viel, Einladungen habe ich ausgesprochen aber sie kamen nie zustande, einmal waren wir gemeinsam essen, ich hatte sie in ein neu eröffnetes Restaurant eingeladen, merkte aber, daß sie sich nicht wohl fühlte.Sie ist sehr scheu.

Es hat sie bedrückt von hier weggehen zu müssen, doch die Mietkosten wurden ein Problem. Mir tat es richtig leid sie bald nicht mehr als Nachbarin zu haben.

Doch nun haben wir beide, unabhängig voneinander, eine andere Einstellung dazu. Sie hat eine kleinere Wohnung gefunden bei der sie keine Abstriche bei der Idealvorstellung machen muß. Sie mußte sich von vielen Gegenständen trennen, was erst schwer fiel, mit der Zeit immer leichter wurde. Sie hat sich reduziert auf die wirklich wichtigen Gegenstände und die, an denen ihr Herz am meisten hängt. Nun freut sie sich auf die neue Wohnung.

Ich denke mir seit einiger Zeit, wie nett es mit ihr war, bin neugierig ob wir in Zukunft weiterhin nur telefonieren oder einander auch sehen werden und bin schon neugierig auf die neuen Nachbarn.

Das Bild hat sie mir vor die Tür gestellt. Als wir dann lange telefonierten meinte sie, mit einem kleinen Fragezeichen in der Stimme, wir werden uns sehen?

Ich habe bis jetzt immer viel Glück mit meinen Nachbarn gehabt.

Wir war Euer Tag?

Wie war das heute Morgen, Viv, es waren keine Croissants da, auch kein Kaffee?

Liebe Grüße
Briele