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Alt 17.11.2002, 20:08
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Hallo Etienne,
ich hatte einfach keine große lust, in den KK zu schauen die letzten Tage. Mir ging es gut und ich habe viele schöne Sachen gemacht. Ist doch nicht schlimm, oder?
Weißt du was ich witzig finde? Du erinnerst mich stark an einen meiner damaligen Freunde. Jemanden, der auch unser Verhältnis lediglich von mir, der kranken, abhängig macht ohne bereitschaft, auch mal bei sich nach fehlern zu suchen (ist ja auch einfacher...). Ich habe damals meiner truppe gesagt, dass ich zeit für mich brauche, um alles zu verarbeiten, dass ich mich auch mehr an meine Familie und meinen Freund halte. Einfach, weil die in dieser Zeit wichtiger für mich waren und ich mich dort wohler gefühlt habe. Das hat man mir vorgeworfen. Meine ehrlichkeit wurde kritisiert. Eine gewisse Annäherung ist vielleiht jetzt da, aber es wird nie wieder so sein wie früher (zumindest bei einigen). Das hängt jetzt aber (zum besseren Verständnis) nicht nur mit dem Krebs zusammen.
Es ist für beide Seiten schwierig, das habe ich schon mal gesagt. Ich mache mir heute Gedanken, was passiert, wenn ich metastasiere, wenn ich sterbe, wenn es mir schlechter geht. Andere reden über ihren Urlaub, über einen Pickel im gesicht, über das nächste Kino-Event... also alltäglichkeiten. Es ist schön und es freut mich, dass sie sich keine schwerwiegenden Gedanken machen (müssen). Für mich ist die Wochenendeplanung nicht mehr so einfach wie früher, einfach deshalb, weil es mir auch mal von jetzt auf gestern schlecht geht. Die anderen haben andere Sorgen, mache andere Witze, reden anders. Ich war früher genauso, aber bei mir ist ein tiefer Einschnitt in mein Leben paasiert. ich bin anders als früher.
Das bedeutet aber nicht, dass ich ein Mensch bin, der sich nicht um andere Sorgen macht. Ich habe neue Leute kennen gelernt, Bindungen vertieft, andere Bindungen aufgelöst.... der ewige Kreislauf des Lebens... und manchmal ein Kreislauf, den man nicht wollte, der sich aber ergeben hat, weil man Krebs bekommen hat... Oder weil dich ein anderer "Schicksalsschlag" getroffen hat...
Weißt du, am anfang habe ich mir auch gedanken gemacht, wie ich mich gegenüber den anderen verhalten soll. Und da hat mir das angehörigen-forum viel geholfen. Aber Leute, die meine Situation nicht kennen, meine gedanken/ängste/gefühle nicht hören wollen und zu keinem konsens bereit sind, aber glauben, dass Patentrezept zu haben, wie ich mich richtig verhalten soll, danke, auf die kann ich relativ problemlos verzichten. Und die anderen schließe ich umso mehr in mein Herz.
Schönen Abend! ks-schnecke
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