Thema: es tut so weh
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Alt 22.11.2002, 23:57
Gast
 
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Standard es tut so weh

Hallo Ihr Lieben,

habe die letzten 1 1/2 Stunden damit verbracht, fast alle Eure Beiträge zu lesen. Nun sitze ich hier vor meinem Computer und die Tränen laufen mir runter. Meine Mutter (63 J.) starb vor gut 3 Wochen am 28.10.02. Sie hatte Eierstockkrebs und über 6 Jahre so tapfer gegen diese Krankheit gekämpft. Schon alleine dieser Gedanke: gekämpft, gehofft und doch verloren macht mich wahnsinnig, manchmal fast wütend. Ich hätte ihr so sehr gewünscht, dass ihr Kampf mit dem Sieg über die Krankheit belohnt worden wäre. Aber es kam nun eben anders. Es gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf, vor allem nachts, wenn ich aufwache, ist an Einschlafen nicht mehr zu denken. Ihr ganzes Leben hat sie nur geschafft, 5 Kinder groß gezogen, um dann, nur 3 Tage nachdem sie in Rente gegangen war, mit der Diagnose Krebs konfrontiert zu werden. Am meisten macht mir augenblicklich der Gedanke zu schaffen, dass sie ihren bevorstehenden Tod geahnt und geistig so voll und ganz mitbekommen hat. Sie lag die letzten 3 Wochen im Krankenhaus und jedesmal, wenn ich sie besucht habe hat sich mich zum Abschied mit ganz großen Augen ganz intensiv nochmals angesehen. Ich bin jedesmal mit dem Gefühl aus dem Zimmer, ob das nun das wohl das letzte Mal war, dass wir uns gesehen haben und sie hat es bestimmt genauso empfunden. Sie wollte noch nicht gehen! Am Tag vor ihrem Tod wollte sie keinerlei Besuch mehr, nur mein Vater durfte noch kommen. An dem Tag als sie starb war mein Vater noch gegen 12:30 Uhr bei ihr (es sollte gerade nochmals Wasser aus der Lunge punktiert werden). Er wollte eigentlich bei ihr bleiben, doch sie hat gesagt, dass er gehen soll, sie möchte nur noch ihre "Ruhe" haben. Um 14:30 ist sie für immer eingeschlafen. Wir sind dann alle ins Krankenhaus gefahren und waren noch ca. 2 Stunden bei ihr im Zimmer. Diese Zeit war sehr wichtig und ich habe diesen Anblick im nachhinein betrachtet als nicht so schlimm empfunden, wie dann im ersten Moment in der Leichenhalle. Ich hatte auch die ganze Zeit über das Bedürfniss, sie nochmals zu berühen, ihre Hand zu streicheln, was ich mir früher bei einem Toten Menschen nie hätte vorstellen können. Ich mache mir Sorgen um meinen Vater, nach außen meint er sich irgendwie Mühe geben zu müssen, gefasst zu wirken, aber ich sehe es doch.......... Bei ihm kommt eine örtliche Gegebenheit hinzu, von der ich nicht weiß ist es nun gut oder schlecht für ihn ist. Meine Eltern wohnen direkt neben dem Friedhof. Zu ihrem Grab sind es höchsten gut 100 m für ihn. Dann kommen so Sätze von ihm wie: "ich liege hier in meinem warmen Bett und sie dort unten in ihrem kalten Grab" etc. Aber, es ist einfach noch keine Zeit vergangen, um damit irgendwie umzugehen. Ich sehe sie, so wie ihr das teilweise auch beschreibt, in vielen natürlichen Dingen, einer Blume, einem Stern, einem Vogel......... und ich glaube schon ganz fest daran, dass sie mich immer umgibt, egal wo ich bin. Ich habe leider keinen Partner, bei dem ich mich in dieser Zeit anlehnen könnte. Mein einziger Halt sind meine 4 Kids. Trotzdem geht es es mir im Augenblick beschissen. Körperlich fühle ich mich total ausgelaugt, ich kann nicht richtig schlafen und überall zwickt und pickst es, mein Magen! Da sind die Kinder, der Beruf, der Haushalt etc. und die Sorgen einer allein erziehenden Mama. Überall bin ich gefordert bis zum geht nicht mehr und so fühle ich mich auch augenblicklich total überfordert, denn über all dem steht die Trauer. Am schlimmsten ist es, wenn mein Jüngster (knapp 3J.) in seiner kindlichen Art nach seiner Omi fragt. Z. B., wie sie denn so weit in den Himmel hoch klettern konnte und er mich danach fragt, ob sie denn bald wieder runter kommt. Im Hinblick auf Weihnachten geht es mir wie den meisten von euch: ich würde es am liebsten ausfallen lassen. Aber ich weiß, dass sie das nie gewollt hätte, schon der Kinder wegen.

Ich vermisse sie einfach!

So, nun habe ich aber genug geschrieben. Danke fürs zuhören (lesen).

In dem Wissen, nicht alleine zu sein
Grüßt Euch
Regina
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