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Alt 25.11.2002, 08:30
Gast
 
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Standard Thema Brustkrebs nervt meine Freundinnen!

Hi Monika,
ja, das kenne ich auch zur Genüge. Meine eigene Schwester ist da so ein typisches Beispiel dafür.
Ich habe dieses Thema mal im Forum "für Angehörige" diskutiert (Forum für Angehörige und Betroffene). Ich glaube aber, man kann davon ausgehen, dass jene Angehörigen, die in jenem Forum schreiben, ganz sicher NICHT solche sind, die einfach so davonlaufen. Aber wenn man dort liest, sieht man, dass alle in etwa die gleichen Sorgen haben, die ähnlichen Fragen stellen und die gleichen Ängste durchstehen. Durch sie können wir Betroffene verstehen, was SIE durchmachen, und wenn wir es verstehen, können wir es auch ein bisschen leichter ertragen, wenn unsere eigenen lieben Leute plötzlich "davonlaufen".

Dieses "Davonlaufen" ist aber ja nie eine richtig gute Lösung, und es verletzt uns. Aber weisst Du, es ist schlussendlich das Problem von IHNEN, und nicht von uns. SIE kommen nicht damit klar, und es ist IHRE Aufgabe, sich dieser Konfrontation zu stellen.
Ich denke mir manchmal auch: "Jammere ich zuviel?" oder "Fange ich wohl immer wieder zu oft mit dem Krebsthema an?".
Aber ich glaube nicht, dass ausgerechnet wir Betroffenen uns hier "Regeln" setzen müssen, die da lauten: "Bei diesem Menschen darf ich nur dies und jenes sagen", bloss weil es ihm vielleicht zuviel werden könnte. Denn WIR sind die Kranken, und ER ist der Gesunde, der ja schliesslich ein bisschen mehr verkraften kann als wir.
Klar, es gibt Zeiten, in denen man Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen sollte, vielleicht je nach Mensch und Fall. Aber wenn man selber die Kraft dazu nicht hat, weil man SELBER diese Rücksicht BRAUCHT, ... dann stimmt es einfach nicht mehr.

Naja, das ist meine Ansicht, liebe Monika, aber die wechselt auch immer zwischen Verständnis und verletzter Wut ab. Trotzdem hilft es, indem man Verständnis ihnen gegenüber hat, die eigene Wut und das Verletztsein darüber ein bisschen zu schwächen. Rings um uns herum sind sie ja alle "nur" Menschen, manche stärker, manche eben schwächer.
Tja, indem ich nun versuche, DICH ein bisschen zu trösten, tröste ich mich selber auch gleich mit, ehrlich gesagt. Ich weiss, wie weh das tun kann. Aber leider ist es meistens so, dass man erst in Notsituationen oder im Leid erkennt, wer die wahren Freunde im Leben sind. Jene, die bleiben und uns helfen, betrachte ich dann immer als wahre Engel, denn diese wissen meist gar nicht, wie viel sie uns in Wahrheit bedeuten.

Ich würde Dir gerne den Tip geben, Dich an Selbsthilfegruppen zu wenden, weil Du dort jene Gleichgesinnten hast, die Dich wirklich verstehen. Aber andererseits brauchen wir Betroffenen AUCH die "Gesunden" um uns herum, denn am Ende sind SIE es, die uns ins "gesunde" Leben zurück führen, die uns ablenken, uns zum Lachen bringen, und die uns stark machen.

Geniesse Deine Freundinnen, die Dir noch geblieben sind, Monika. Es werden auch wieder neue Freunde in Dein Leben treten, unerwartet und plötzlich, Du wirst sehen. Das war bei mir auch so.
Und wenn Du Zeit hast, lies doch mal im Forum von den Angehörigen rein. Dort wirst Du diese Verzweiflung, die Angst und diese Ratlosigkeit von ihnen spüren. Manchmal geht sie sogar so tief, dass selbst DIESE Menschen arbeitsunfähig und krank werden.
Wenn wir Betroffene dies lesen, können wir es einerseits fast nicht begreifen, ... aber andererseits können wir verstehen, was da läuft: die menschliche Liebe eben!

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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