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Alt 01.11.2005, 20:47
Leben Leben ist offline
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Registriert seit: 01.11.2005
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Standard AW: Krebs und Partnerschaft

Hallo Penelope,

ich lese hier nun einige Zeit diverse Beiträge und habe bisher noch auf keinen geantwortet. Bei deinem muß ich es tun.

Denn ich gehöre zu der Kategorie die ihre Partnerin "im Stich gelassen" haben.

Wenn es dich interessiert warum, dann lese weiter. Wenn du jedoch nur schöne Worte erwartest dann laß es lieber sein.

Als die Diagnose Brustkrebs feststand war es ein schwerer Schock für mich. Meine Gedanken überschlugen sich. Was denkt meine Partnerin, was fühlt sie, was muss sie durchmachen, wie schlimm ist es, wie verkraftet sie es, was bringt die Zukunft und noch vieles mehr. Ich kann heute gar nicht mehr sagen was mir alles durch den Kopf ging.

Ich stürzte mich ins Internet um soviel wie möglich über diese Krebsart zu lesen und zu erfahren. Das was ich da lesen konnte hat mir aber nicht wirklich weitergeholfen, es ist fast das gleiche wenn man zu verschiedenen Ärzte geht jeder sagt einem was anderes.

Wie dem auch sei, ich habe jedenfalls gedacht wenn ich meine Partnerin jetzt in Watte packe hilft ihr das auch nicht weiter. Ich habe mich genauso verhalten wie immer.

Meine Partnerin hat das anders gesehen oder anders sehen wollen. Alles was ich gesagt oder getan habe wurde jetzt erst recht in Zweifel gezogen. Es kam fast nur noch "wie kannst du das tun, wie kannst du sowas sagen, wieso sagst du nicht die Wahrheit, du redest dir das ein, du bildest es dir ein.

Dabei habe ich mir nichts eingeredet oder eingebildet. Ich hatte einfach kein Problem damit das sie die Haare verloren hat, ich hatte kein Problem damit das sie zugenommen hat. Aber sie hat mir das nie geglaubt oder glauben wollen.

Was ich auch sagte es war eigentlich immer das falsche für sie.

Als ich deinen Beitrag las hat er mich emotional sehr aufgewühlt und auf eine Weise auch wütend gemacht. Er hat mich an meine Partnerin erinnert

Du schreibst ihr habt euch immer seltener gesehen und das die Probleme vorprogrammiert waren. Wieso? Hast du die Probleme herbeigesehnt?
Es gibt Krebskranke die handeln nach dem Motto "Ich bin Krebspatient dann darf ich auch wie ein Krebsgeschür mein Umfeld zerstören" oder sie fühlen sich irgendwo wohl das sie jeder in Watte packt. Nur was ist wenn die Chemo und die Bestrahlungen überstanden ist und das Leben wieder in normalen Bahnen weiter geht? Wenn man nicht mehr von allen in Watte gepackt wird.

Du schreibst weiter dir fehlte die Schulter zum ausheulen. ich hoffe du hast es nicht wie meine Partnerin gemacht wo ich fast bitten und betteln mußte das ich ihr mal helfen durfte, für sie dasein zu dürfen.

Meine Partnerin sagte immer das sie eine Frau ist die stark ist. Ich weiß heute das sie es nicht ist sonderen nur funktioniert hat. Sie ist nach außen stark weil es ihr Umfeld von ihr erwartet.
Auch du schreibst dein Dickkopf ist stärker und deswegen wirst du nicht um die Beziehung kämpfen. Das ist nicht mehr nur dumm das ist schon idiotisch.
Desweitern folgt in deinem Schreiben weil du derzeit nicht die Frau bist die du einmal warst. Soll das heisen du kämpst erst wenn du wieder die Alte bist.
Dann rate ich dir schau aus dem Fenster und du wirst feststellen das Leben geht weiter, es bleibt nicht stehen bis du wieder die Alte bist.

In einer deiner Antworten steht "Wer kämpft kann verlieren wer nicht kämpft hat schon verloren"

Wie ich es sehe hast du schon verloren. ich hoffe sehr für dich das du den Krebs als Krankheit besiegst aber dich als Person hat er schon besiegt. Du schreibst ja selber das du nie mehr die Alte sein wirst und du nicht kämpfen willst. Hast du deinen Freund eigentlich noch geliebt?

Ich habe auch in einem Forum für Angehörige von Krebspatienten viel gelesen und versucht dadurch meine Partnerin besser zu verstehen.
Ich habe im Rahmen meiner Möglichkeiten versucht für sie dazusein ihr beistehen wollen aber sie hat immer mehr abgeblockt.
Vielleicht lag es daran das ich sie genauso behandelt habe wie vor ihrer Krankheit, vielleicht hätte ich sie doch auch in Watte packen sollen sie behandeln sollen wie ein zerbrechliches Wesen, dann wären wir sicherlich heute noch zusammen.

Sicherlich ist Krebs keine Krankheit wie ein Schnupfen wie du so schön schreibst, aber eben auch eine Krankheit die leider viele haben aber nicht zwangsläufig den Tod bedeutet.

Dein Freund tut mir leid denn du schreibst ihr hattet eine Fernbeziehung da konnte er schon mal nicht so für dich dasein wie es in einer normalen Beziehung der Fall gewesen wäre. Er hatte sicher auch andere Verplichtungen wie seine Arbeit zum Beispiel. Was muss er gelitten haben.

Ich kann für mich sagen im Rahmen meiner Möglichkeiten war ich für meine Partnerin da und habe versucht ihr zu helfen. Sie hat nie gewollt das ich mit den Ärtzen spreche, ich habe es hinter ihren Rücken getan. Ich habe die Ärtze gefragt warum wird dies oder dies nicht getan und oh Wunder auf einmal wurde es getan. Daran sieht man das es nicht schaden kann den Ärtzen auf den Füßen zu stehen, aber das nur nebenbei.
Ich kann mir ausmalen wie meine Partnerin reagiert hätte wenn sie davon gewußt hätte, aber dadurch weiß ich mehr über ihre Krankheit und ihr Krankheitsbild wie sie selber.

Zum Schluß will ich dir noch sagen das die Partner, Freunde und Familie mit Sicherheit eine andere Denkweise im Umgang mit Krebs haben als die Betroffene. Aber ist das nicht menschlich? Ein Krebskranker im Endstadium würde dir sicher darauf antworten das DU eine andere Denkweise über Krebs hast als wie jemand im Endstadium weil du nicht Betroffene bist.

So nun hoffe ich das du meine offenen und ehrlichen Worte nicht zu sehr übel nimmst.
ich kann nur sagen ich bewundere deine Freund für seinen Mut und was mich betrifft bin ich heute davon überzeugt das es für meine Partnerin das beste war das ich für die Trennung gesorgt habe.

Ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute
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