Einzelnen Beitrag anzeigen
  #9  
Alt 04.11.2005, 18:10
margit b. margit b. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 241
Standard AW: ich weiß nicht mehr weiter

Liebe Laura,

es tut mir sehr leid, dass deine Mutter ein Rezidiv hat und dass in deinen jungen Jahren Krankheit und die Angst um die Mutter im Mittelpunkt stehen.

Ich bin 47 Jahre alt und 2003 ebenfalls an Eierstockkrebs erkrankt, zum Glück bis jetzt ohne Rezidiv. Ich möchte dir meine Gedanken und Gefühle schreiben, die ich beim Lesen deiner Geschichte gehabt habe. Für mich war es damals sehr wichtig, dass meine Kinder (damals 14 und 16) trotz meiner Krankheit ihr Leben weiterhin halbwegs normal weiterführen konnten. Natürlich hatten sie große Angst um mein Leben, der Krebs war schon sehr weit fortgeschritten. Sie haben mir auch in der Zeit der Chemo viel geholfen, aber trotzdem war ich sehr darauf bedacht, dass sie genügend Zeit für sich und ihre Freunde und für Ablenkung hatten.

So wie du schreibst, ist das Verhältnis zu deiner Mutter anscheinend ja sehr gut. Sicher wirst du ihr in der nächsten Zeit beistehen müssen, aber in erster Linie wäre das die Aufgabe deines Vaters. Vielleicht ist dies ja auch eine Chance für die Beziehung deiner Eltern. Natürlich sollen Kinder für ihre Eltern da sein, aber du darfst darüber nicht vergessen, selber zu leben! Auch wenn es deiner Mutter psychisch sehr schlecht geht - da kannst du ihr nicht helfen, sie muss selber einen Grund finden, der sich lohnt, den Kampf erneut aufzunehmen!

Versuche dein Studium trotzdem weiterzumachen und verlieren auch den Kontakt zu deinen Freunden nicht. Bei mir ist es auch jetzt noch machmal so, dass ich auch manchmal mit Bekannten was unternehme, wo ich mich hinterher frage, was das eigentlich für ein Leben ist, wenn es nur um Nichtigkeiter geht. Ich kann oft nicht verstehen, um welche unwichtigen Dinge sich bei manchen das Leben dreht. Und trotzdem, so komisch es auch klingen mag, bin ich hinterher dankbar, dass ich die kleinen Freuden des Lebens besser genießen und schätzen kann. Lass die Krankheit deiner Mutter nicht dein ganzes Leben bestimmen, deine Mutter liebt dich und wünscht sich sicher nichts mehr, als dass du glücklich bist.

Mein Vater ist am frühen Tod meiner Mutter zerbrochen, ist selber schwer krank und hat schwere Depressionen. Ich habe auch lange versucht, für ihn dazusein und ihm zu helfen. Es war eine schmerzhafte Erfahrung, dass er sich nicht helfen lassen wollte. Es hat ziemlich schlimme Szenen gegeben, er war gemein und beleidigend. Heute habe ich wieder ein halbwegs gutes Verhältnis zu ihm, aber er muss jetzt sagen, wenn ich ihm wo helfen soll.

Liebe Lara, alles Gute für dich! Deiner Mutter wünsche ich, dass sie nach dem ersten Schock ihre ganze Energie zum Gesundwerden verwenden kann!

Recht liebe Grüße

Margit
Mit Zitat antworten