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Alt 28.11.2005, 20:42
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Die neue Zeitrechnung

Hallöchen,

das mußt du irgendwie geahnt haben, dieses thema zu einem neuem Thread zu machen. meine folgenden worte wollt ich eigentlich bei "wie verarbeitet ihr den Trauer, den Schmerz " hineinschreiben, doch hier passt es besser.
Heute früh fing der tag noch normal an. Habe meine Büroarbeit gemacht und paar Termine erledigt. Vorhin hatte ich dann noch einen Arzttermin,habe mich nochmal richtig durchchecken lassen, großes Blutbild, der Dr. sagte, sieht aus wie ein kerngesunder 20zig-jähriger. (wörtlich !) nur der cholesterienspiegel ist leicht erhöht, das ist typisch "thüringisch", nationalessen bratwurscht halt.

Und plötzlich kriegte ich seit längerer zeit mal wieder so einen richtig starken "anfall". mußte plötzlich heulen wie ein kleines mädchen und der hals war zugeschnürt.
den ganzen tag wußte ich , heute vor einem jahr haben wir unseren sohn robert nach münster gefahren, am 01.12. wurde er dann operiert.(Knochenkrebs,Ewing,Oberschenkel komplett ersetzt)
Plötzlich fiel mir ein, das wir heute nacht vor einem jahr das letzte mal zusammen in einem zimmer geschlafen haben, meine frau , unser robert und ich. Etwas, was es dann nie wieder gab, weil er nur noch dreimal für sehr kurze zeit zu hause sein konnte und da ja in seinem "krankenzimmer" gleich unten im Erdgeschoss war.

dann wurde mir erschreckend klar, das dies jetzt nur der anfang ist, ich kann bald in jeder folgenden woche bis zum april ein tag fest in meinen gedanken verankert aufrufen, wo ich weiß, was damals war. bisher waren die erinnerungen irgendwie nicht an feste punkte fixiert, robert hatte ein halbes jahr chemo bekommen, pendelte zwischen klinik und zu hause, hatte die chemo auch sehr gut vertragen, war eigentlich nie "krank".
ab morgen ist er nie mehr alleine gelaufen, durch die schwere op und die anschließende hochdosis war er so geschwächt, das er nicht mal mit seinen gehhilfen laufen konnte. dann kam das fieber nach der o.p. , die hoffnung weihnachten zu hause zu feiern ging nicht auf, also haben wir in münster auf der station gefeiert. Sylvester dann endlich zu hause und dann ab in die klinik, vorbereitung hochdosis. dabei flecke in der lunge gefunden, o.p. in jena, eine streumetastase bestätigt. usw.usw.usw.usw......

was soll ich nur das nächste vierteljahr machen ? ich kann doch nicht jeden abend darauf warten, das ich wieder so eine Trauerattacke bekomme ,weil die erinnerung plötzlich so lebendig und nah vor meinem auge stehen ,als ob es gestern gewesen wäre.

an weihnachten , sylvester, sein geburstag im januar darf ich noch gar nicht denken.

ich war die letzten wochen so zuversichtlich, das sich langsam das leben wieder normalisiert und jetzt holt mich das alles wieder ein.

ich vermisse ihn so sehr.

gaertner
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