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Alt 05.12.2005, 22:44
Yvechen Yvechen ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallo ihr Lieben,

habe gerade mal ein wenig im netz gestöbert und bin auf eure seite gestoßen. Komme mir jetzt etwas dumm vor, hier einfach so hineinzuplatzen. Bin schon seit längerer Zeit auf der Suche nach jungen Leuten in meinem Alter
( ich bin 22 ), die ein ähnliches Schicksal zu bewältigen haben.

Als ich im Juni von der Krebserkrankung meiner Mutter erfuhr, ist für mich eine Welt zusammen gebrochen. Zunächst habe ich versucht alles so gut es geht beiseite zu schieben und habe mich vorallem auf die uni und die anstehenden prüfungen konzentriert. Das hat eine Weile geklappt, doch auf Dauer holen mich die Gedanken an die Krankheit immer wieder ein.

Daher habe ich mich dafür entschieden mich aktiv mit der Krankheit zu beschäftigen. Habe viel gelesen, mich bei Selbsthilfegruppen informiert und vor allem sehr lange Gespräche mit meiner Mutter geführt.

Dennoch fühle ich mich sehr oft allein und habe den Eindruck, dass mich außerhalb der Familie ( ich habe noch drei kleinere Geschwister) kaum jemand verstehen kann. Ein besonderes Problem stellt mein Freundeskreis dar. Seitdem meine Freunde erfahren haben, dass meine Mutter krank ist, ist nichts mehr wie vorher. Ich werde nicht mehr eingeladen, nicht mehr angerufen, bekomme keine sms mehr. Der Kontakt ist nahezu abgebrochen. Das macht mir sehr zu schaffen, da ich eigentlich ein sehr geselliger und unternehmungslustiger Mensch bin.

Auf der einen Seite bin ich traurig darüber, auf der anderen Seite aber auch sehr wütend. Verdammt, ich kenne einige von ihnen seit 10 Jahren und habe immer versucht bei Problemen so gut es ging zu helfen. Und jetzt, wo es mir mal wirklich schlecht geht, ist keiner da. Ich fühle mich maßlos im Stich gelassen.

Mir ist schon klar, dass keiner so recht weiß, wie man mit mir umgehen soll, aber das rechtfertigt doch nicht, dass man sich nach so langer zeit einfach gar nicht mehr meldet. Das ist mir unverständlich.
Eine zeitlang habe ich versucht aktiv auf die Leute zuzugehen,habe mich Unternehmungen angeschlossen,denn dieses ewige über die Krankheit nachgrübeln macht mich ganz wahnsinnig. Doch es ist einfach nichts mehr wie früher. Jeder scheint das Gespräch mit mir zu meiden. Und ich bin mir mittlerweile auch unsicher welche Themen ich überhaupt noch ansprechen soll.

Na ja, ich glaub das wars erstmal so weit von mir. Wenn ich hier meine ganze Geschichte aufschreibe, dann sitze ich wahrscheinlich noch die ganze Nacht am PC.
Welche Erfahrungen habt ihr denn mit euren Freundeskreisen gemacht ? Denke immer wieder, dass ich irgendwas falsch mache und den Leuten nur auf die Nerven gehe. Zweifel daran, ob das wirkliche Freunde sind. Manchmal überlege ich auch, ob ich die Leute einfach ganz links liegen lassen sollte, um mein eigenes Ding durchzuziehen. Wäre für Ratschläge sehr dankbar.

Einen schönen Abend noch! Lieben Gruß, Yvonne