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Alt 13.12.2005, 23:17
Misa Misa ist offline
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Ort: Westfalen, Münsterland
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Standard AW: Habe das Liebste auf der Welt verloren

Hallo baghira,

dein letzter Beitrag war so ... ich finde gar keine Worte dafür. So traurig und doch fast "schön". Ich denke, es ist unheimlich wertvoll, das alles so intensiv erleben zu können, sich so nahe zu fühlen und und gemeinsam zu erleben. Versteh mich bitte nicht falsch, es ist unheimlich schwer die richtigen Wort zu finden, aber ich "beneide" dich fast um das, was du mit deinem Mann zusammen noch erfahren hast. Bei uns war es leider nicht ganz so. Trotz der Diagnose, trotz allem, was ich gelesen habe, haben uns alle Ärzte immer wieder Mut und Hoffnung gemacht. Die Therapien haben gut angeschlagen, er ist erfolgreich operiert worden. Die ganzen 7 Monate waren für mich ein ... wie soll ich sagen. Hetze zwischen Terminen, Krankenhaus, Arbeit, Haushalt usw. Ich habe ihn überall hin begleitet, und dennoch... Wir haben nicht wirklich geglaubt, dass er sterben muss, auch wenn es ihm nicht immer gut ging. Ich dachte wirklich immer: das schaffen wir schon. Falsch gedacht. Heute mache ich mir so große Vorwürfe, nicht mehr für ihn getan zu haben. Nicht eben wie du es schreibst ihm so nahe gewesen zu sein. Schon nah, aber irgendwie nicht so. Er hat mir einmal erzählt, dass die Krankenschwester ihn gefragt hat: Warum können Sie denn nicht schlafen, was fehlt ihnen denn. Da hat er gesagt: Mein Schatz, die sich an mich kuschelt. Ich habe mich immer an ihn gekuschelt und wir haben uns in den Arm genommen, eine gute Nacht gewünscht, aber eben nicht "so". Alle sagen, sie "bewundern" mich, wie ich das alles geschafft habe in der ganzen Zeit. Habe ich das wirklich? Ich habe irgendwie das Gefühl etwas versäumt zu haben. Das schlimmste für mich ist: ich konnte mich nicht wirklich von ihm verabschieden. Ich habe ihn mittwochs in die Reha gebracht. Donnerstags habe ich das letzte mal gegen 12 Uhr mit ihm telefoniert. Da hörte er sich noch recht "gut" an. Ich war auch noch recht kurz ab, weil im Büro mal wieder die "Hölle" los war. Wollte mich dann wieder melden. Bin nicht dazu gekommen, weil immer wieder irgend etwas war. Gegen 15.30 Uhr rief mich dann der Klinikarzt an und sagte mir, man habe meinen Micha bewusstlos in einer Blutlache im Zimmer gefunden. Von da an hat er das Bewusstsein auch nicht wiedererlangt. Für ihn war es sicher besser so, ich denke, ich hoffe, er hat nichts mehr mitbekommen. Ich weiss es nicht. Ich war dabei, als er dann freitags gestorben ist. Er hat geschlafen und irgendwann hat der Artzt gesagt: jetzt ist er tot. Ich konnte ihm nichts mehr sagen, ihm nicht mehr mitteilen, wie sehr ich ihn liebe. Ich habe es gesagt, aber hat er es verstanden? Jetzt ist er einfach weg. Also, ich hoffe, du hälst meine Durcheinander hier jetzt nicht für unangebracht. Ich selbst bin so empfindlich geworden, dass ich vieles in den "falschen Hals" bekomme. Deshalb halte ich mich auch meistens eher zurück. Wo ist mein Selbstbewusstsein geblieben? Wahrscheinlich mit Micha gestorben.
Was ich sagen wollte ist einfach:
Das was du mit deinem Mann noch erleben durftest ist wirklich wertvoll. Bewahre es in deinem Herzen.

Liebe Grüsse

Die immer noch völlig gedanklich verwirrte und ständig ü ber alles nachgrübelnde

misa
(Sandra)
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