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Alt 12.01.2006, 11:47
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Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Magenkrebs, Metastasen, Chemo, Blutübertragung und jetzt noch Bauchwasser!

Hallo Marion!

Das wird ja dann ein schönes Wochenende! Genießt es! Es wird aber auch deinem Vater gut tun. :-)

Ärgere dich nicht so sehr über deinen Schwiegervater. Er ist vielleicht zu sehr mit seinen eigenen Interessen beschäftigt, so dass für euch nicht so viel Aufmerksamkeit übrig bleibt!? Manche Opas können aber auch nichts mit so kleinen Kindern anfangen; das kommt dann später, wenn sie etwas größer sind. Kann ja sein, dass er auch zu diesem Personenkreis gehört!? Dass dein Vater sich nun um so mehr um die kleine kümmert ist ja auch verständlich. Wie ich bereits gestern erwähnt habe, gehen ihm die gleichen Gedanken und Sorgen durch den Kopf wie dir. Er weiß auch, dass seine Tage hier bei seinen Liebsten nicht endlos sind. Daher möchte er auch noch so viel wie möglich unter anderem auch von seiner “Lieblingsenkelin” mitbekommen. Natürlich wird er zwischendurch auch wieder schlechte Tage haben, an denen er nicht so nett zu euch sein wird, aber glaube mir, auch das meint er nicht böse. Er ist und bleibt halt auch nur ein Mensch mit Sorgen, Ängsten und vor allem mit einer innerlichen Wut. Und das ist auch gut so!
Mein Vater hat sich auch immer riesig auf die Tochter (schon 11 Jahre alt) meiner Schwester gefreut. Im gleichen Moment schaute er dann aber zu mir und wusste, dass er meine zukünftigen Kinder nicht mehr kennen lernen wird. Und dabei hat er sich doch schon sehr darauf gefreut den Kinderwagen zu schieben als superstolzer Opa. Ja, mir kommen die Tränen, wenn ich nur daran denke. So gemein das alles ist und so wütend auch ich darüber bin, dass es meinen Vater getroffen hat und nicht jemanden anderes ... "so ist halt der Lauf der Ding und daran können wir nichts ändern" (Originalton meines Vaters).

Meine Mutter ist nach dem Tod ihres geliebten Mannes in ein so tiefes Loch gefallen, dass sie nur noch an Selbstmord denken konnte. Sie wollte einfach nicht mehr ohne ihn leben. Doch -Gott sei dank- konnten wir sie sehr schnell von diesem Gedanken abbringen. Wir haben sie dann daran erinnert, was unser Papa von Selbstmördern hielt! Er sagte immer, dass es eine Schande wäre sein Leben “wegzuschmeißen”. Das Leben ist etwas so Kostbares, wovon man nur eins hat. Er hätte einfach alles dafür gegeben, um weiter bei uns bleiben zu können. Außerdem haben wir sie daran erinnert, dass wir sie doch auch noch brauchen und immer für sie dasein werden. Das hat gewirkt. Natürlich sind wir nun immer noch fürchterlich traurig über den Verlust unseres Vaters und vergießen hier und da noch unsere Tränen, aber im gleichen Augenblick denken wir auch an die Qualen der Krankheit, die er durchstehen musste. Es sollte halt alles so kommen wie es gekommen ist.

Liebe Marion, denke bitte an meinen Rat. Tue das, was dein Gefühl dir sagt und gebe die Hoffnung nicht auf. Aus dem Zusammenhalt der Familie und der gemeinsamen Hoffnung, kann dein Vater auch so unglaublich viel Kraft schöpfen, die er so nötig braucht. Vergeude keine Gedanken daran, wann wohl der Tag kommen mag, an dem die Kraft ihn verlässt! Versuche es zumindest! Der Tag wird irgendwann unweigerlich kommen, aber bis dahin werdet ihr noch ganz viele schöne Stunden und Tage verleben, viele Dinge gemeinsam erleben etc.! Habe keine Angst! Genießt die Zeit, auch wenn es manchmal etwas schwer fällt. Ich wünsche euch alles Gute!

Viele liebe Grüße
Sandra

Geändert von Sandra! (12.01.2006 um 12:05 Uhr)
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