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Alt 12.01.2006, 21:26
Monika W. Monika W. ist offline
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Standard Zwei Jahre Kampf

Hallo,

mein Mann starb am 1.1. 2006 an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Er kämpfte wie ein Löwe dagegen an und hat sich nie hängen lassen.
Vorhin war ich im Dunkeln am Grab und schmuggelte auch den Hund mit rein.

Seit Montag gehe ich wieder arbeiten. Bis jetzt habe ich das Gefühl der Erleichterung und Zufriedenheit darüber, daß er daheim bei uns in Frieden sterben durfte. Ich wundere mich über meine Gefaßtheit und daß ich mit allen darüber normal reden kann, ohne in Tränen auszubrechen.

Jeder prophezeit mir, ich werde bald in ein " Loch " fallen und die Trauer werde kommen. Ich bin auf mich wütend, daß mir das Weinen so schwer fällt und würde mich dafür am liebsten ohrfeigen.

Aber wenn ich im Schlafzimmer in meinem Bett liege, da, wo er gestorben ist, fühle ich Frieden und keine Traurigkeit, denn er ist einfach eingeschlafen und hat keinen schlimmen Todeskampf mitmachen müssen. Seine furchtbaren Schmerzen muß er nicht mehr aushalten, es muß ihm kein Bauchwasser mehr punktiert werden, kein Stent mehr gewechselt werden, keine Chemo verursacht Übelkeit, kein Erbrechen, kein schlimmer Schluckauf. Er muß nicht mehr weinen, wenn er sich nackt im Spiegel sieht- als Schmerzensmann mit dem dicken Wasserbauch und dem Skelettkörper.

Warum muß ein Mensch das alles aushalten?

Ich bin froh, daß wir im Oktober noch einmal in Urlaub waren und daß es ihm dort so gut ging. Auf den Vesuv sind wir geklettert und haben Pompej besichtigt und einmal ist er auch im Meer geschwommen.

Alles ist wie ein Traum, aus dem ich nicht aufwache.

Moni
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