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Alt 04.04.2006, 09:30
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Kiwi Kiwi ist offline
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Standard AW: Die dümmsten Sprüche (zum dranhängen)

Hallo in die Welt

Ich bin Hinterbliebene (Papa starb am 19.02.06) und bin mehr zufällig auf diesen Thread gestossen - und habe mir ALLES durchgelesen. Manchmal konnte ich lachen, meistens las ich mit grosser Bestürzung, was ihr euch alles anhören musstest. Vor allem die Spezies "Schwiegermütter" scheint auffällig "feinfühlig" zu sein. An dieser Stelle allen Betroffenen ein dickes Kraftpaket und alles Gute der Welt!!!

Ich möchte auch eine Geschichte dranhängen:

Mein Vater starb am späten Abend und gegen Mitternacht kamen meine Mama, eine gute Freundin von uns (Theologin und sowas wie unsere private Seelsorgerin) und ich bepackt mit Papas letzten Sachen ins Foyer des Krankenhauses und wollten an der Information unsere Parkhaus-Tickets entwerten lassen. Nahe Angehörige erhalten auf der Station einen Stempel, damit erhalten sie ihr Ticket für einen kleinen Pauschalpreis, anstelle nach 15, 20 Stunden KH-Aufenthalt eine Unsumme zahlen zu müssen.

Also: Beim Ticketentwerten an der Info erleben wir noch Unglaubliches. Der rund 25jährige Mann dort wäffelte, dass wir drei Ausfahrtstickets für je die günstige Pauschale wollen, es sei nur EIN Ticket pro Patient erlaubt. Mama erklärte ihm, dass wir eben von einer Sterbebegleitung kommen und unser Ehemann und Vater nun gestorben sei. Er reagiert überhaupt nicht, wäffelt weiter, sucht in einem Schnellhefter nach der entsprechenden Regelung, schliesslich entwertet er die drei Tickets. Er kommt zu uns an den Schalter, sieht den bereits bereit liegenden abgezählten Betrag. und sagt „Super“. Und dann: „einen schönen Abend“.

Ich guckte Mama an, sie mich. Ich sagte zum dem Typen: „Wissen Sie eigentlich, was Sie da sagen?“ Er: „Wieso?“ Ich: „Meine Mutter hat Ihnen eben erklärt, dass unser Ehemann und Vater grad vorhin verstorben ist und sie wäffeln wg. der Tickets? Bisher kamen wir immer gestaffelt zum Entwerten und niemand reklamierte, weil gar nicht auffiel, dass wir vom gleichen Patienten kommen, jetzt ist er aber TOT und drum kommen wir MITEINANDER!“

Und Mama ergänzt: „Und alles was Ihnen einällt ist: "Super" und "Einen schönen Abend"!“ Er: „Okay, dann gute Nacht“. Mama: „Nein, das ist auch nicht korrekt. Es ist Mitternacht, wir stehen verstört, verweint und bleich vor Ihnen, da sagt man nicht einen schönen Abend oder gute Nacht. Aber das liegt vielleicht am Alter.“ Er: „Also gut, mein Beileid, aber am Alter liegt es sicher nicht!“ Ich: „Dann bleibt zu befürchten, dass Sie auch in 10 Jahren noch so unsensibel sind?“ Wir sind dann gegangen, stolz, dass wir reagiert haben, erschlagen von der Szene. (Mama telefonierte ein paar Tage später mit der Krankenhaus-Leitung und berichtete vom Vorfall, man entschuldigte sich in aller Form.)