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Alt 12.04.2006, 14:11
bastl bastl ist offline
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Standard AW: Chemo-Ja oder Nein?

Hallo Beate,

meine Frau stand vor ein paar Monaten vor einer ganz ähnlichen Entscheidung. Zumindest theoretisch gibt einem die Krebsforschung da schon einige Entscheidungshilfen an die Hand. Letztendlich treffen muss man die Entscheidung dann aber doch ganz allein. Nur wenn man mit ihr leben kann, ist sie auch richtig.

Bei der Frage Chemo: Ja oder Nein? spielt die Einteilung in Risikogruppen eine ganz wichtige Rolle. Ein Verzicht auf die Chemothrapie wird im Allgemeinen nur für die Gruppe mit "geringem Risiko" empfohlen. Dazu gehören Patientinnen auf die Folgendes zutrifft: Der Tumor ist kleiner als 2 cm (T 1), die Lymphknoten sind nicht befallen (N 0), es gibt keine Metastasen (M 0), der Tumor hat eine geringe Aggressivität (G 1), der Tumor ist hormonrezeptorpositiv, der Tumor ist Her2neu negativ (höchstens Her2neu 1+) und die Patientin ist älter als 35 Jahre. Wenn der Tumor bei im Übrigen gleichen Merkmalen eine mittlere Aggressivitätsstufe (G 2) aufweist, wird häufig schon eine Chemotherapie empfohlen. Nur wenn zusätzlich die sog. Proteasen (uPA, PAI-1) niedrig sind, kann nach den Leitlinien zur Brustkrebsbehandlung (Juni 2004) auf eine Chemo verzichtet werden.
Bei meiner Frau stand die Entscheidung ziemlich auf der Kippe. Bis auf den Umstand, dass es sich bei ihr um einen G 2-Tumor handelte, hatte sie eigentlich alle Merkmale eines geringen Risikos. Wir haben deshalb sehr gehofft, dass sie keine Chemo braucht. Leider hat sich dann aber nach der Operation herausgestellt, dass die Proteasen nicht mehr bestimmt werden können. Denn der Tumor war schon nach der Biopsie fast ganz verschwunden. Deshalb gab es dann doch die Chemo-Empfehlung. Die Entscheidung für die Chemo ist meiner Frau ganz, ganz schwer gefallen. Mittlerweile hat sie schon den 5. Zyklus FEC hinter sich. Schön ist das alles bestimmt nicht. Aber meiner Frau erschien es doch letzten Endes besser als mit dem Gefühl leben zu müssen, vielleicht doch nicht alles gegen den Krebs getan zu haben.
Das Wichtigste über die Entscheidungshilfen zu Deiner Frage kannst Du übrigens ganz gut im "Über-Lebensbuch Brustkrebs" von Ursula Goldmann-Posch und Rita-Rosa Martin nachlesen. Das ist für meine Begriffe überhaupt das beste Buch zum Thema Brustkrebs.
Gruß
bastl
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