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Alt 28.04.2006, 20:30
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Gaby,

ja, es geht mir genauso. Täglich passieren Dinge, wo Mama automatisch eine Rolle gespielt hat. Und nun ist sie nicht mehr hier. Es ist wirklich alles eine Nummer zu hart.
Wenn ich sie nicht gesehen habe, haben wir mehrmals täglich telefoniert. Ihre Nummer steht noch in meinem Handy, ich kann und will sie nicht löschen.
Ich habe auch überall Fotos von ihr, damit ich sie immer ansehen kann, um mich habe.
Oft ist es ja so, dass man Gesichter nicht mehr ins Gedächtnis rufen kann, wenn man jemanden länger nicht gesehen hat. Bei ihr nicht. Ich kann sie genau sehen, auch riechen und unsere "Küßchen" fühlen. Selbst als ich sie zum letzten Mal geküßt habe....das wird nicht aus meinem Kopf verschwinden.
Nur eine schmerzhafte Sache, die mich sehr berührt:
am späten Abend des 06.03. mußte ich nach Hause, da ich ein paar Nächte hintereinander "Nachtwache" gehalten habe. Der Arzt riet mir eindringlich, nach Hause zu fahren und zu schlafen. In dem Haus meiner Mutter habe ich kein Auge zugekriegt, auch tagsüber nicht.
Doch bevor ich fuhr, habe ich mich ans Bett meiner Mama gesetzt, um mich von ihr zu verabschieden. Ob ich es im Gefühl hatte?????
Jedenfalls habe ich mich für alles bedankt, ihr gesagt wie sehr ich sie liebe, was für ein wertvoller Mensch und herausragende Mutter sie ist. Die beste, die ich mir vorstellen kann. Und so weiter!!!! Alles was mir auf dem Herzen lag, und von mir nochmal gesagt werden mußte.
Dann hatte ich das Gefühl, ich muß jetzt stark sein, und ihr "erlauben" zu gehen. Mit Sicherheit hat sie darauf gewartet. Sonst hätte sie sich wahrscheinlich noch länger für uns gequält. Zu dem Zeitpunkt konnte sie schon länger weder sprechen noch die Augen öffnen.
Aber während dem Gespräch hat ihr ganzer Körper gewackelt, da sie richtig gewimmert hat.
Ich sagte ihr, dass ich mich freuen würde sie noch einmal sehen, nachdem ich geschlafen habe. Aber das ich auch durchaus glücklich bin, wenn sie entscheiden würde zu gehen, da es ihr damit besser gehen würde. Und das wäre das wichtigste für mich, dass sie glücklich ist, und es ihr gut geht.
Gaby, ich vermisse sie. Noch nie mußte ich so stark sein, sowas über meine Lippen zu bringen.
Als ich dann um Mitternacht zuhause war, rief mein Bruder an. Das ihr weißes Zeug aus Mund und Nase lief. So schnell ich konnte war ich da.
Und sie gab uns das Geschenk bei ihr zu sein, als sie einschlief. Ich konnte ihre Hand halten und sie auf die Stirn küssen. Als ihr letzter Atemzug kam, habe ich dann doch ein großes "NEEEEIIIIIIN" geschrien. Um 2:45h, wenige Stunden nach unserem Gespräch.
Es ist alles so klar vor mir. Und der Schmerz bringt mich fast um. Um den Verstand auf jeden Fall.
Und dann das Leben weiter zu meistern, mit der Leere. Sie hat soviel Platz und Raum in mir gehabt. Das zu füllen wird unmöglich.
Ich bin dennoch froh, dass wir uns hoffentlich gegenseitig ein wenig stützen können, indem wir unsere Gedanken und Gefühle teilen.
Bis hoffentlich bald, und gute Besserung! Saphir
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