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Alt 04.05.2006, 11:01
Tanja2005 Tanja2005 ist offline
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Standard AW: Mein lieber Papa, danke für alles

Hallo Christiane,

ich weiß nie was schlimmer ist: jahrelang zu hoffen und zu bangen und Angst zu haben (so war das bei uns) oder kurz und "schmerzlos" und dementsprechend unvorbereitet.

Gemein ist es auf jedenfall, wenn die Lebenspläne so druchkreuzt werden. Meine Mutter und ich wollten immer mit dem Auto durch Cornwall fahren - haben uns aber nicht getraut, weil wer kann sich schon darauf einstellen, auf der falschen Straßenseite zu fahren.

Auch wenn es mir erstaunlich gut geht, ich fühle mich als ob mein Kompass kaputt ist. In den letzten 5 Jahren ist soviel passiert und ich konnte immer nur reagieren, nie irgendwie planen. Und auf einmal ist Ruhe und es geht nur um mich und ich weiß echt nicht, wo ich hin will.

Und was mache ich mit meinen Verwandten?: Da ist vorher schon eine Menge schiefgelaufen und die haben es nicht hinbekommen, sich um meine Mutter zu kümmern. Aber soll ich deshalb nie wieder mit denen sprechen? Ich habe sonst keine Verwandten und dann ist nicht nur meine Mutter gestorben, sondern meine ganze Familie? Und die Freunde meiner Mutter - okay, das waren ihre Freunde, aber ich weiß ja, was bei denen so war und wenn ich das nicht mehr weiß, fällt dann nicht irgendwie auch ein Teil meiner Realität weg?

Und manchmal habe ich Sorge, dass wenn es mir gut geht, meine Mutter denkt, ich bin erleichtert, dass sie nicht mehr da ist - andereseits weiß ich ja, dass sie es schrecklich fand, dass ich kaum noch ein normales Leben hatte und sich jetzt freut, dass ich ein normales Leben habe. Und wenn es mir gut geht, dann bestimmt doch nur, weil meine Mutter mir dabei hilft, oder?

Vielleicht hört der Kompass irgendwann auf, sich wie verrückt zu drehen und braucht einfach nur ein bisschen Zeit ...

Liebe Grüße,

Tanja
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