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Alt 02.06.2006, 08:58
Michael_D Michael_D ist offline
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Standard AW: Alternative oder palliative Behandlung nach 4 1/2 Jahren Kampf

Hallo Chris,

die Palliativmaßnahmen bei Lungenkrebs sind unterschiedlichster Natur. Zum einen gehören Chemotherapie und Bestrahlung dazu, was bei Euch vermutlich bereits ausgeschöpft ist. Wie Dir sicher bekannt ist, ist es überhaupt schon bemerkenswert, so lange mit dieser Krankheit zu überleben. Ich kann nur erahnen, welche Qualen Dein Vater hinter sich hat, von daher verstehe ich seine Einstellung, eine weitere Chemo abzulehnen, sehr gut. Sicher kann man immer noch einen Versuch starten, und dann noch einen, und dann noch einen . . . Man liest hier oft: "Du mußt kämpfen!" oder "Du mußt Deinem Vater sagen, daß er kämpfen muß." Ich persönlich glaube, daß es auch irgendwann einmal genug ist.

Pallitivmedizinisch würde ich versuchen, dafür Sorge zu tragen, daß Dein Vater vor allem keine Schmerzen zu leiden hat. Es empfiehlt sich, Kontakt zu einem Pallitivmediziner Kontakt aufzunehmen, um eine bestmögliche Betreuung zu erwirken. Es ist wichtig, so etwas rechtzeitig zu tun, damit die Schmerzen gar nicht erst überhand nehmen. Die Bekämpfung des Hustens ist bei Lungenkrebs naturgemäß eine große Herausforderung. Möglicherweise wachsen Tumorstrukturen in einen Bronchus ein; das ist dann sehr quälend. Es gäbe da die Möglichkeit, mittels Laser oder Stentimplantation eine Engstelle zu beseitigen. Doch auch hier müssen natürlich "Aufwand" und "Ertrag" gegeneinander abgewogen werden. Eine weitere Option wäre möglicherweise Afterloading-Bestrahlung; hierzu würde ich den behandelnden Arzt fragen.

Ich habe einmal eine Homepage mit Informationen zur Palliativmedizin herausgesucht:

http://www.dgpalliativmedizin.de/

Ob zur palliativmedizinischen Behandlung unbedingt ein stationärer Aufenthalt vonnöten ist, kann man so nicht sagen. Ich habe gehört, daß Patienten oft für ein paar Tage mit Medikamenten "eingestellt" werden, um dann wieder nach Hause entlassen zu werden. Gegebenenfalls gibt es in Eurer Nähe einen palliativmedizinisch beschlagenen Hausarzt, der die Behandlung weiter mit trägt.

Über Misteltherapie gibt es unterschiedliche Ansichten. Ich persönlich halte nichts davon. Vor allem gebe ich zu bedenken: ist es wirklich sinnvoll, daß Dein Vater neue Hoffnung schöpft, um dann umso bitterer enttäuscht zu werden? Oder ist es besser, sich mit dem Unvermeidlichen auseinander zu setzen und einzusehen, daß sämtliche Optionen ausgeschöpft sind. Das ist natürlich schwierig und kommt auf den Einzelfall an. Aber wenn Ihr in Misteltherapie irgendwelche Heilungshoffnungen setzt, dann werdet Ihr mit Sicherheit enttäuscht werden.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen,
Michael
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