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Alt 30.06.2006, 10:11
tharau tharau ist offline
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Registriert seit: 19.04.2006
Ort: Hessen
Beiträge: 980
Standard AW: R., Du fehlst mir so!

Liebe Heidi Lange,

ich habe gerade deinen Beitrag gelesen, und er hat mich sehr
berührt.
Gleichgültig, wie ein geliebter Mensch gestorben ist, der Verlust ist kaum
zu ertragen. Dich und deine Familie hat es aus heiterem Himmel
getroffen, wogegen die Angehörigen von Krebskranken Menschen
vorher meist schon Monate zwischen Hoffen und Bangen und
Verzweiflung verbracht haben.
Mein Mann hatte Lungenkrebs, ist am 20.12.05 von uns gegangen.
Wir haben 2 Kinder, unser Sohn ist 16 Jahre alt, unsere Tochter 12.
Sie gehen beide unterschiedlich mit dem Tod ihres Vaters um.
Mein Sohn möchte nicht gerne darüber sprechen, er hat am Anfang
gesagt:" Wenn ich davon spreche, tut es weh, ich möchte nicht so
oft sprechen."
Aber er spricht schon oft von seinem Vater, als der noch gesund war.

Unsere Tochter spricht sich ihren Kummer manchmal von der Seele,
aber hauptsächlich schreibt sie und malt Bilder.
Ich habe ihr ein leeres Buch gegeben, da schreibt sie Briefe an ihren
Papa hinein. Ansonsten versucht sie, mich zu schonen, ich habe das
Gefühl, sie denkt, in meiner Trauer habe ich nicht die Stärke, auch ihr
Kraft zu geben, dieses Schicksal anzunehmen.
Kinder sind sehr sensibel, und manchmal ist es schwer herauszufinden,
was sie bewegt.
Wir haben im Eßzimmer auf unserem Tisch (er ist ziemlich groß) ein
schönes Foto von meinem Mann aufgestellt, da stehen auch immer
Blumen bei. Ich sehe oft, daß eines der Kinder dieses Bild in die
eigene Blickrichtung dreht, ohne ein Wort.

Liebe Heidi, ich kann dir jetzt leider keine Hilfe dazu geben, wie du
mit deiner Tochter über den Tod ihres Vaters sprechen solltest oder
kannst, ich kann dir nur von unseren Erfahrungen berichten.
Ich denke, man muß individuell auf die Kinder eingehen, du kennst
deine Tochter am besten.

Ich umarme dich fest
Ulrike
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