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Alt 04.07.2006, 11:02
Andrina Andrina ist offline
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Standard AW: ich kann nich damit umgehen!

hallo liebe danny

ich habe meinen vater am 22.03.06 an bauchspeicheldrüsenkrebs verloren und war am anfang auch wie versteinert und konnte kaum mehr sprechen. ich hatte die ganze zeit einen dicken kloss im hals, konnte aber meine gefühle nicht richtig rauslassen... auch nicht richtig weinen. zuweilen hatte ich fast das gefühl zu ersticken.

nun sind schon über drei monate vergangen und inzwischen hat sich alles ein wenig gelöst. ich kann jetzt auch sagen, dass mein vater tod ist... das brachte ich am anfang nicht über die lippen. ich bin noch genau so traurig wie am anfang, aber ich habe mich inzwischen ein bisschen an die trauer und die gefühle, die sie auslöst gewöhnt und gelernt, sie als einen teil meines lebens zu akzeptieren.

ich schaue bei meiner mutter auch, dass ich sie mit meiner trauer nicht allzu sehr belaste, aber immer die "starke" sein zu wollen, ist auf dauer auch nicht gut. mir hat es meistens auch sehr viel gebracht, wenn ich mich mal bei meiner mutter ausweinen konnte und sie mich getröstet hat. wir sind durch die krankheit unserer väter sowieso viel zu schnell erwachsen geworden und mussten die unbeschwertheit früher tage hinter uns lassen, da tut es gut, wenn man, auch wenn nur für einen moment, wieder kind sein kann. bei euch ist die situation natürlich noch belastender, weil deine mutter auch krank ist, aber du kannst deswegen nicht alles in dich hineinfressen. liebe menschen habe ich auch um mich herum, aber es ist halt wirklich so, dass menschen, die nicht auch schon etwas ähnliches erlebt haben, nicht fähig sind, nachzuvollziehen was in einem vorgeht. ich spreche schon noch ab und zu mit meinen freunden über meine trauer, merke aber immer mehr, dass es mir eigentlich nicht viel bringt. ich spreche viel mit meiner mutter und meiner schwester darüber, das hilft mir sehr viel mehr, denn wir reden vom gleichen und trauern um den selben menschen. auch das schreiben und lesen im kk ist für mich sehr hilfreich, denn hier gibt es menschen, die mich verstehen und das gleiche durchmachen wie ich.

begreifen und vorallem akzeptieren, wieso und dass alles so gekommen ist, kann ich immer noch nicht, ich glaube ich werde es nie können! mein vater wurde nur 54 jahre alt und wir alle hätten ihn noch so sehr gebräucht in unserem leben. schlussendlich ist es aber wahrscheinlich immer zu früh, egal wie alt jemand wird.

ich kann dir nur raten, dich nicht gegen deine gefühle zu wehren und sie auch nicht zu verdrängen! lass alles raus! auch wenn viele den spruch "die zeit heilt alle wunden" nicht mögen und schon gar nicht hören wollen, hat es eben trotzdem etwas wahres daran. die zeit ist unser freund in jeder hinsicht... es wird erträglicher, denn man weiss jeden tag ein bisschen besser, wie man mit seiner trauer umzugehen hat und die zeit bis wir unsere lieben wiedersehen wird durch jeden tag verkürzt.

ganz liebe grüsse und viel kraft und zuversicht für die zukunft!
andrina


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