Thema: Gedicht
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #222  
Alt 23.02.2003, 19:21
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Gedicht

Nun ist schon Sonntag abend, morgen habe ich wieder Schule:

Seltsames, unbegreifliches Menschenleben

Es gibt Tage, da scheint die Sonne,
und du weißt nicht warum.
Du bist zufrieden.
Du siehst die guten,
schönen Seiten des Lebens.
Die Arbeit geht dir von der Hand.
Alle sind freundlich zu dir.
Du weißt nicht warum.
Vielleicht hast du gut geschlafen.
Vielleicht hast du einen guten Menschen gefunden und fühlst dich verstanden, geborgen. Du denkst: So soll es bleiben,
dieser Friede, diese tiefe Freude.
Doch auf einmal ist alles anders.
Als ob eine überhelle Sonne die Wolken anzieht -derart fällt Trauer über dich, unerklärlich. Dir erscheint alles schwarz.
Du meinst, dass die andern nichts mehr an dir mögen.
In Belanglosigkeiten suchst du Gründe,
um zu nörgeln und zu jammern,
um zu beneiden und anzuklagen.
Du denkst:
So wird es immer weitergehen
und du weißt nicht warum.
Vielleicht bist du müde.
Du weißt es nicht.

Warum muss das so sein?

Weil der Mensch ein Stück Natur ist,
mit Frühlingstagen und Herbsttagen,
mit der Wärme des Sommers
und der Kälte des Winters.
Weil der Mensch dem Rhythmus
des Meeres folgt: Ebbe und Flut.
Weil unser Dasein eine ständige Wiederholung von Leben und Sterben ist.

Wenn du das begreifst,
kannst du wieder weiter mit Mut,
voller Vertrauen, denn dann weißt du:
Auf jede Nacht folgt ein neuer Morgen.
Wenn du dazu ja sagst,
wenn du das hinnimmst,
wirst du durch dieses Auf und Ab zu immer größerer Lebenstiefe und Lebensfreude kommen.

Euch noch einen schönen Sonntag,

Eure Maryjoe