Einzelnen Beitrag anzeigen
  #77  
Alt 20.08.2006, 22:34
Benutzerbild von waldi52
waldi52 waldi52 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.11.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 14
Standard AW: Mein Schatz ich vermisse dich

Hallo Rowa,

danke für deine netten Worte und die lieben Wünsche. Ich muss mich noch daran gewöhnen, bin noch ein bissel fremd hier, obwohl ich täglich das Bedürfnis habe, hier mitzulesen.
Die Veränderungen, die der Lungenkrebs in unser Leben gebracht hat, geben mir oft das Gefühl, dass alles so unwirklich ist. Nichts hat mehr Bestand. Auf einmal lebe ich nicht mehr nur mit dem Kopf, ich muss mich auf mein Herz verlassen. Und das ist so traurig, denn ich bin dabei, das Liebste zu verlieren, ohne mich dagegen wehren zu können.
Aber du hast wirklich recht, noch kann ich ihm alles sagen, alle Gefühle zeigen und sie werden beantwortet. Liebe kann auch wehtun.
Er hat noch so viel Zuversicht, weil er vieles einfach nicht zur Kenntnis nimmt. Ich lasse ihm sein Tempo, aber ich muss ja immer alles genau wissen. Natürlich kennt niemand den tatsächlichen Verlauf. Aber ich bin soweit Realist, dass ich einfach weiß, dass die Aussichten bei einem so weit fortgeschrittenen kleinzelligen BC (Metas in Leber, Lymphdrüsen, Wirbelsäule - zur Zeit Zweitlinienchemo) nicht berauschend ist. Und ich könnte manchmal schreien, wenn ich ihn im Arm halte und denke - wie lange noch? Ich weiß, dass man die verbleibende Zeit nutzen soll. Aber gegen meine Verzweiflung komme ich oft nicht an. Dann muss ich weinen. Er tröstet mich dann, obwohl ich nicht immer ausspreche, dass ich die Kürze der verbleibenden Zeit fürchte.
Wir machen seit kurzem (bisher 2 Std.) gemeinsam eine Gesprächstherapie bei einer sehr guten Therapeutin. Dort kann ich viele Sachen aussprechen, die ich zu Hause zurückgehalten habe. Bei meinem Mann ist es genau so. Das tut uns beiden gut. Ich denke, das ist eine vorgezogene Trauerarbeit.
Rawo, du legst mir den Stammtisch ans Herz. Ich dachte, dort ist ein Treffpunkt für Hinterbliebene. Deshalb habe ich mich dort noch nicht geäußert. Aber mitgelesen habe ich schon. Es herrscht so ein wohltuendes Miteinander dort. Das könnte mir gefallen.
Ich habe, um dich ein wenig kennenzulernen, deine bisherigen Beiträge gelesen. Als ich das Bild der beiden Piepmätze auf dem Grab deines Liebsten sah, fühlte es sich so an, als würde ich dich schon lange kennen.
Es tut mir so leid, dass du schon so viele Monate alleine bist. Aber ich spüre, dass du die Menschen und das Leben liebst. Und das freut mich.
Daher nochmals danke, dass du mir geschrieben hast.
Liebe Grüße, Marianne
__________________
In einem Meer von Schmerzen ertrinken die einen,
die anderen lernen darin schwimmen. (Kyrilla Spiecker)
Mit Zitat antworten