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Alt 26.08.2006, 22:02
LaContessa LaContessa ist offline
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Standard AW: Trauer- wie damit leben?

Liebe, liebe Kerstin,

ich habe schon vorher viel verstanden von Deiner Not und jetzt umsomehr und schämen brauchst Du dich für deine Anti-Haltung nicht-

auch meine Eltern haben eine Therapie stets abgelehnt und warum:
da wären auch sie kritisch miteinbezogen worden. Originalzitat: wir brauchen keine Hilfe, keine Therapie, Carina geht ins Leben, wir haben unser Leben bereits gelebt bla bla bla

Auch meine Angstkrankheit, bei der immer bestimmte Konstellationen gelten (z.B. despotischer Vater, nicht liebende, kalte Mutter oder umgekehrt) wurde von ihnen als "das bildest du dir nur ein, und wenn nicht - uns trifft keine Schuld" bezeichnet.

Tut mir leid, meine liebe Kerstin, aber ich habe das Gefühl, dein Vater hat Angst davor, dass zuviel beleuchtet werden würde bei der Therapie obwohl es ja hier nicht um Schuldzuweisungen geht, sondern um Hilfestellung, damit Du gut zurecht kommen kannst mit Deinem Leben.

Es tut mir leid das zu sagen, aber ich sehe Parallelen zu meinen Eltern udn auch zu meiner Schwiegermutter, man selbst ist an allem schuld (oder es gibt auch die Möglichkeit, dass ein Elternteil sagt: lass dir nicht einreden, dass mit dir was nicht in Ordnung ist, alles ist in Ordnung, die wollen sich nur wichtig machen), aber das Umfeld nie. Dabei bräuchte es von dort auch Einsicht und Hilfestellung.

Dass die Psychologin dir direkt gesagt hat, sie könne dir nicht helfen, zeigt höchstwahrscheinlich nur ihre Hilflosigkeit und mangelnde Kompetenz.

Diese Roseneck Klinik wäre einen Versuch wert, aber ich versuche es jetzt aus deiner Sicht zu sehen, nämlich , dass die Liebe Deines Vaters dir wichtiger ist.

Aber. Um welchen Preis ?

Um den Preis, abzustürzen ?

Lieben heisst auch loslassen, lieben heisst auch einsehen, dass man mit seinem Latein am Ende ist.

Und lieben heisst auch erstmal deine Psyche und deinen Körper gesunden zu lassen, statt dich zu überfordern.

Ich will deinem vater nicht unterstellen, dass er dich nicht liebt, Kerstin, gewiss tut er das, aber auch meine Schwiemu sagt, sie liebt meinen Mann und dabei hat sie sich stets (und teilw. heute noch) so unklug mit ihm verhalten (und teils total auf ihren Vorteil bedacht), dass er nun aus dem Gestrüpp nicht rausfindet, sich nicht behaupten kann, falsche Sichtweisen hat - und das schadet ihm privat und beruflich und ich stehe als liebende Ehefrau da, ohne Illusionen, kaputtgekämpft, leer innerlich und muss das alles ausbaden. Tja, lieben kann auch selbstzerstörerisch sein, aber ich will jetzt nicht aufgeben und ihm beistehen.

Du siehst, auch ich hab meine Angewohnheiten und kann nicht immer auf meine Gesundheit achten.

Aber überleg Dir, ob Dein Vater es wollen würde, dass du dann zwangseingewiesen würdest, würde sich dein Zustande (nicht nur gewichtsmässig) verschlechtern.. Dann kommen die Gedanken, das schlechte Gewissen bei ihm.

Anscheinend meint er, keiner will Dir Gutes, nur in seiner Nähe bist du geschützt...

Bitte behalte Deinen Vater lieb aber denke auch daran, eine eigene gesunde, notfalls auch sich davon abtrennende Identität zu entwickeln, Kerstin.

Du hast nur ein Leben, nur eine Jugend, nur einen Körper - Du bist keine Katze mit 7 Leben, denk daran.

Und notfalls musst Du auch was gegen den Willen Deines Vaters tun, a) um Dich abzunabeln b) um eine eigene Identität zu entwickeln und zu erhalten und kein schlechtes Gewissen dabei zu haben und c) aus purem Eigennutz, aus gesundh. Gründen

Die Therapie wäre nicht dazu gedacht, Dein Umfeld zu verstossen und zu beleidigen, aber was meinst Du , wie Dein Vater sich freut, wenn er eine gesuendere, strahlende, propere Kerstin vor sich hat, die nicht therapiert wurde um zu verurteilen, sondern um zu sich selbst zu finden

Jederzeit mit offenem Ohr für Dich,

Carina

P.S.
Mein Mann verhält sich auch stets so, dass alle ihn mögen und er muckt nicht auf, bei anderenführt Leidensdruck zum Wunsch nach Veränderung, bei ihm zum inneren Rückzug. Bei Dir scheint es ähnlich zu sein.

Höre auf Deine innere Stimme oder lerne sie zu erwecken, höre auf Deine Körpersignale, mache Dir bewusst, dass Du übermenschliches geleistet hast die letzten Jahre aber kein Dauer-Übermensch bist, nicht sein kannst und lerne einen gesunden Egoismus zu leben, auch wenn du kurzfristig Kälte von anderen bekommst. Diese gibt sich bei wahrer Liebe meist wieder, es zeigt nur die Angst vor Beleuchtung und die Menschen, die dann mit Kälte reagieren spüren intuitiv, dass sie dann auch selbst nachdenken müssten und dann reagieren sie mit Abwehr auf ihre Umwelt, weil das viel Mut erfordern würde. Gib deinem Papa das Gefühl, dass du ihn liebst, aber lieben heisst nicht sich selbst zu opfern und aufzugeben. Er will , dass Du mal seine Praxis übernimmst - na, dann soll er auch die Voraussetzungen schaffen, dass du das dann körperlich und psychisch schaffen KANNST.

Bei meinem Vater ist der Abwehrmechanismus ähnlich - und ich liebe ihn trotzdem und habe auch heutzutage den Mut, ihn zu kritisieren ohne dass
dann gleich 6 Wochen Schweigen im Wald ist.

Hier ein Beispiel eines Briefes an ihn:

Lieber Papali,

herzlichen Dank für Deinen lieben Besuch, Du bist immer herzlich willkommen bei mir.

Aber:

ich habe dir NIE versprochen, auf dem Balkon leerzuräumen.

Was Du machst, Papa, ist übelste Manipulation, Du behauptest
einfach etwas und hoffst, der andere fällt darauf rein.

Das beleidigt meine Intelligenz und wirft ein sehr schlechtes
Bild auf Dich,

Ich möchte Dich herzlich bitten, nur noch Dinge zu behaupten, die
wahr sind und wirklich von mir gesagt wurden.

2.

Ich bin gesundh. nicht gut drauf und habe den Brief (noch) nicht gelesen, der der Zahnbürste
beilag

3.
Höre bitte auf meinen Wohnungsstil zu kritisieren - ich lebe so, wie ich will

Das tust du doch auch

Ob mein Dielen Esstisch Dir so gefällt wie er ist - oder nicht - das interessiert nciht, Papa

Höre auf, Menschen zu manipulieren.

Ich lasse Dich leben, lass Du mir meinen Stil und drücke mir nicht Deinen auf

In Liebe

Dein Töchterli

****
Alles Liebe
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