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Alt 02.09.2006, 12:24
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Behandlung von Lebermetastasen

Hallo Doro und alle anderen,
jou, stimmt, mir fehlen jeden Tag ein paar Stunden. Letzte Woche bin ich jeden Morgen spätestens 5:00 Uhr aufgestanden, hab den Hund versorgt, bin arbeiten gefahren, nach Hause, duschen, ab nach Düsseldorf, abends 19:30 Uhr zu Hause, mit der nächsten Verwandtschaft telefoniert... meistens fast ne Stunde, bei den Jungs nachgefragt, was die Schule macht und dann wie tot umgefallen und geschlafen. Ich hatte die ganze Woche keine Kraft für irgendwas anderes.
Und die ersten drei Tage in Düsseldorf haben mich ein paar Jahre meines Lebens gekostet, aber echt....

Zunächst mal, es geht meinem Mann gut, hat die OP gut überstanden.
Ich weiß gar nicht, ob ich alles aufschreiben soll, das dauert nämlich dann....

Ich hab schon Montag echt ein Problem mit der Station gehabt, wo mein Mann jetzt liegt. Ist die Privatstation des Professors, jeder (bei Anmeldung, Station, EKG, Lungenfunktionstest und Anästhesie) fragte, wo wir privat versichert waren. Ungläubiges Staunen, dass wir "nur" Kassenpatienten waren. Bei der Anästhesie sagte ich schließlich, man habe uns nun mal diese Station zugewiesen. Antwort: "Naja, ich nehme ja nicht an, dass Sie sich da heimlich in ein Bett geschlichen haben." Ich fand das gar nicht witzig. Vor allem, als er noch fragte, wieso Alfred nicht wieder in AC operiert würde, schließlich kenne er sich doch da, ist doch da beim erstenmal operiert worden.

Ich gab der Schwester auf der Station einen Zettel, wo ich die nächsten Tage erreichbar war. Zu Hause schließlich nicht (s.o. *seufz*), genau mit Uhrzeit und so, also wie lange ich arbeiten war usw. Jaja, der Professor melde sich sowieso nach den OPs bei den jeweilen Angehörigen. Hat er dann auch getan..... zu Hause natürlich Hier war nur kein Mensch Dienstag Mittag. Als ich am späten Mittag dann in Düsseldorf ankam, fragte ich auf der Station nach. Sie hatten noch nichts von Alfred gehört. (Natürlich wußte man angeblich auch nicht, dass der Prof zu dem Zeitpunkt mich schon lange versucht hatte, zu erreichen.)
Ich denke also,oki, OP läuft noch, dann klappt es ja mit der Leberresektion. Sage Bescheid, dass ich mich also vor die OP-Räume setze, falls man mich sucht. Unbeteiligtes Nicken.
Ich sitze also und warte und warte und warte. Kenne keine S** von den Ärtzen, die da raus-und reinlaufen. Endlich kommt ein junger Assi von der Station vorbei. Ach nee, OP doch schon Stunden vorbei. Ja, OP super gelaufen, aber nein, rechten Leberlappen nicht ganz entnommen. Als ich entsetzt gucke, naja, das konnten Sie ja auch nicht erwarten. Warten Sie hier, ich suche mal nen Oberarzt. Ok, ich warte. Irgendwann (kommt nämlich keiner) laufe ich durch das Riesengebäude und bin total verzweifelt, wußte
gar nicht, was ich tun sollte. Hab mir dann die Intensiv gesucht. Mittlerweile total verheult. Die ganze Anspannung kam dann raus. Ein total netter Pfleger brachte mich dann zu meinem Mann. Er hat mich getröstet und ebenso wie der Intensiv-Arzt dafür entschuldigt, dass es so sch*** auf der Station gelaufen ist. NUr schade, der Prof. hatte vor 30 min Visite auf der Intensiv, die habe ich nun leider verpasst. (Verdammt, da saß ich schon ewig vor den OPs)
Und ich bin so fertig, dass ich gar nicht aufhören kann zu heulen. Sowas ist mir noch nie passiert!!! Ich hab nur kurz meinen Mann gedrückt und gestreichelt und dann gesagt, ich müsse jetzt endlich den Rest der Familie informieren, ob ich denn danach mit Ruhe nochmal rein kann. Und die Intensiv-Leute sind ja immer was Besonderes. Klar kann ich wieder reinkommen, solange wie ich will. Der Pfleger drückte mich mal nett.

Ich also erstmal raus, Kinder angerufen, im Treppenhaus gesessen den Heulkrampf rausgelassen. Dort trifft mich der Intensiv-Arzt an, tröstet mich und redet nochmal in Ruhe mit mir. Viel von der OP kann er zwar nicht sagen, aber der Zustand meines Mannes sei sehr sehr gut.

Jetzt mal abgekürzt den Rest. Ich hab bis jetzt den Professor noch nicht zu Gesicht gekriegt. Ich weiß nur soviel, die eine große Meta ist erfolgreich entfernt, der linke Leberlappen absolut gut aussehend und gesund, allerdings 2 kleinere Herde im rechten. Sollen jetzt nochmal mit Chemo bekämpft werden, dann will der Prof nochmal operieren, er ist optimistisch. Ich kapiere nur nicht, warum er den rechten Leberlappen nicht wie angedacht, dann ganz entfernt hat. Am Mittwoch war ich noch so von der Rolle, dass ich dachte, naja Kassenpatienten, vielleicht bringt das nicht soviel wie bei Privatpatienten, darum nicht die große OP.

Mittlerweile hab ich den Verfolgungswahn hinter mir gelassen. Mein Problem war einfach die super-unfreundlich dämliche blonde Krankenschwester,der ich den Telefonzettel gegeben habe. Die hatte leider die ganze Woche Spätdienst und weil kleine Privatstation, gibts da nachmittags nur 2 Schwestern.
Die hat auf jeden Fall wohl einen Anschiss wegen des Zettels bekommen, jedenfalls redet die mit mir kein Wort mehr, kein guten Tag und auf Wiedersehn, dreht demonstrativ den Kopf weg, wenn ich komme. Und die soll ich fragen, ob sie mal nachsieht, wo der Prof ist ? Neee, danke.

Alfred ist am Mittwoch direkt wieder auf die Station gekommen und ich hab mich dann entschlossen, meine Nerven zu beruhigen und abzuwarten, was jetzt passiert. Er selbst fühlt sich wohl und gut behandelt, zu ihm sind alle super nett und freundlich, (zu mir jetzt auch, blonde Hexe ist die Ausnahme). Er ist optimistisch, seit der Professor ihm gesagt hat, er will ihn nochmal zu einer OP sehen.
Ich werde mir von den Ärzten hier mit dem Entlassbrief alles erklären lassen, wenn ich den Prof nicht mehr sehe.
Ich kann gar nicht verstehen, warum ich so völlig durchgeknallt bin, aber die Anspannung konnte ich schon Dienstag morgen auf der Arbeit kaum aushalten.
Jetzt fahre ich meinen Mann nur in Ruhe besuchen, Dinge zu besprechen überlasse ich ihm, in Düsseldorf bin ich jetzt nicht zuständig.
Das schont meine Nerven und die brauche ich, besonders, weil ich (Weg zur Arbeit mitgerechnet) 3 - 4 Stunden täglich im Auto sitze.
Viele Kleinigkeiten und dumme Bemerkungen, die ich mir Montag-Mittwoch in der Uniklinik anhören musste, hab ich hier noch weggelassen. Ist ja so schon ein langer Wust geworden und sicher durcheinander und konfus.

Wichtig ist doch nur, dass der Prof die Chance sieht, Alfred weiter zu helfen. Die große Meta ist schon raus, hoffen wir also weiter.

Ich hab oft an Euch gedacht, viele liebe Menschen waren in Gedanken bei mir, vielen Dank dafür. So..... jetzt aber Ende des Romans. Sorry.
Alles Liebe Erle
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