AW: Haarausfall
Hallo Oriella,
du bist offenbar jung, da macht es einem mehr aus, die Haare zu verlieren. Ich bin 50 und hatte meine Diagnose im Dezember 2005, die Therapie begann im Januar 2006. Meine Haare sind nach der zweiten Chemo ausgegangen, aber nicht auf einmal, sondern langsam. Es tat auch weh auf dem Kopf. Also habe ich sie mir dann selbst abrasiert. Es war tiefster Winter, daher habe ich mir außer der Perücke auch Tücher und Mützen gekauft. Die Perücke allein mochte ich nie, nur unter einer Kopfbedeckung. Dann sah es aus wie echt.
Später bin ich dann darauf gekommen, mir selber Mützen und Käppchen zu stricken und zu häkeln, sie mit Glas- und Kunststoff- oder Holzperlen zu besticken. Das hat tierisch Spaß gemacht, weil es kreativ war und ich dann lauter Modelle nach meinem eigenen Geschmack hatte. Zur Fußball-WM war z. B. eine schwarz-rot-goldene dabei, eine ist seegrün und weiß und hat lauter Delphine und andere Meerestiere als Schmuck usw.
Für nachts hatte ich besonders weiche Modelle in zarten Farben, das war irgendwie tröstlich, wie eine Kuscheldecke oder ein Teddybär. Insgesamt habe ich mich nicht hässlich, aber manchmal sehr verletzlich gefühlt ohne Haare. Inzwischen wachsen sie wieder, sind weich und dicht und dunkelgrau (vorher waren sie braun-grau meliert). Sie können auch schon wieder als Frisur durchgehen. Meine letzte Chemo war Ende Juni.
Also mein Tip an dich ist, dein Äußeres so zu gestalten, dass du dir selbst gefällst, ob das nun mit Perücke, Tuch, Hüten, Mützen oder was auch immer ist. Und versuche es anzunehmen, dass andere deine Glatze nicht so schlimm finden. Sie meinen es sicher ehrlich. Und man selbst vergisst die schlimmen Zeiten ganz schnell, in jeder Hinsicht, wenn sie vorbei sind. Ich bin sicher, dass es deinen Lieben genauso geht. Also Kopf hoch und den Humor nicht vergessen!
Liebe Grüße
Ruth
|