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Alt 18.03.2003, 13:03
Gast
 
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Standard Es ist zum wahnsinnig werden...

Hallo Sylvie,

ich fühlte mich so an die Zeit mit meiner Mum erinnert, als ich Deine Zeilen las (wenn Du mehr wissen willst --> Mein schwerster Gang für diese Krankheit).

Als meine Mama letztes Jahr einen Tag nach Ostern in Krankhaus kam, weil sie ganz gelb war, aber sonst nicht bekannt war, war sie in den ersten 14 Tagen unausstehlich. Die Ärzte hatten sie auf den Kopf gestellt, sie wollte nicht akzeptieren, daß sie nicht einfach wieder nach Hause konnte. Es ging ihr zusehends schlechter, bis die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs kam.

Ca. 2 Wochen vorher, bevor meine Mutter überhaupt wußte, daß sie Krebs hat, war ich abends alleine mit ihr im Krankenhauszimmer und wir hatten ein langes Gespräch. Nicht über die Krankheit oder das Ungewisse. Aber meine Mutter sagte vor Jahren: wenn ich jemals wieder ins Krankenhaus gehen muß, werde ich da nicht mehr rauskommen. Sie hatte einen absoluten Horror vor Ärzten. Nun, an diesem Abend hab ich versucht, meiner Mutter zu erreichen, ihr zu sagen, daß ich ihr helfen will, aber nicht kann, wenn sie mich nicht läßt und wenn sie nicht mit mir redet. Sie stellte auf STUR. Ich hatte keine Chance, konnte sie nicht erreichen und bin unter Tränen nach Haus gefahren.

Dort habe ich mich hingesetzt und einen seitenlangen Brief geschrieben. Ich zwang mich, nicht von schlimmen Befürchtungen zu schreiben, sondern sie zu motivieren, ihr meine Liebe auszudrücken und ihr anzubieten, was auch immer ist, für sie da zu sein. Es fiel mir schwer zu schreiben und mir liefen die Tränen. Aber ich habe es geschafft und mich "heimlich" mit meinem Daddy über diesen Brief abgestimmt, ihn gefragt, war er meint, ob sie darauf reagieren würde. Ja, sagte er.

Am nächsten Tag, als ich sie besuchte, habe ich ihr den Brief kurz vor meinem Gehen unter das Kopfkissen gelegt. Ich weiß, sie hätte ihn nicht angenommen, hätte ich ihn ihr in die Hand gedrückt.

Sie hat in den nächsten Tagen nicht mit mir über den Brief geredet, aber als ich am nächsten Tag wieder bei ihr war, wußte ich, daß sie ihn gelesen hat. Sie war weicher, zugänglicher.

Wochen später, einige Tage, bevor sie starb, kam ich früh morgens zu ihr ins Zimmer und sie war gerade dabei, dem Diakon unter Tränen meinen Brief vorzulesen. Als ich das merkte, wollte ich die beiden alleine lassen, aber meine Mama bat mich, zu bleiben. Sie las weiter und zog mich danach zu sich ans Bett und hielt lange meine Hand. Sie sagte mir, wie stolz sie auf mich wäre und das ich alles getan hätte, was sie erwartet hätte, ohne daß sie es sagen mußte.

Ich weiß, es ist meine Erfahrung, aber vielleicht ist es eine kleiner Wink in die richtige Richtung...

Wenn Dir danach ist, dann schreib Deinem Vater doch einen Brief, sag ihm, was du fühlst, denkst und sei Dir sicher, daß er ihn lesen wird.

Ich wünsch Dir Mut, den Schritt zu gehen, wenn Du es willst.

Hope
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