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Alt 11.11.2006, 17:36
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Tränen Tränen ist offline
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter

diese Zeilen sind für dich, sie drücken mit deine Gfühle aus, die wir oft miteinander besprochen haben, denn bei mir durftest du schwach sein nicht stark wie bei unserer Familie. Das was du fühltest, das fühle auch ich, die selben Fragen quälen mich das gleiche beschäftigt mich. Heute denke ich viel an dich, eigentlich den ganzen Tag schon, weil ich sämtliche Hoffnung verloren habe.

deine Nicole

der Krebs

Der Krebs ist nicht nur ein Tier, ein Sternzeichen und ein Aszendent sondern auch eine sehr heimtückische,grauenvolle, schmerzhafte und teils unbesiegbare Krankheit.
Der Krebs richtet unsagbar schlimmen Schaden an,
er raubt einem unvorstellbar viel Kraft,
er raubt die Gesundheit,
stürzt die Menschen in ein tiefes Loch,
in ein Loch voller Hoffnungslosigkeit,
in ein Loch voller Trauer,
in ein Loch voller Wut,
in ein Loch voller Angst,
in ein Loch voller Verzweiflung und
in ein Loch voller Kraftlosigkeit.
Aber er kann auch verborgene Kräfte wecken,
den Siegerwillen hervorrufen,
das Leben positiv beeinflussen indem man bewusster lebt und
er kann Menschen miteinander verbinden bei gegenseitiger Hilfe.
Egal welche Form von Krebs, es ist einfach nur eine Belastung, nicht nur für den Betroffenen sondern auch für die Angehörigen.
Mit der Diagnosestellung fangen die Zweifel an,
die Zweifel ob der Krebs je zu besiegen ist.
Es kommen Fragen auf wie:
Warum ich und nicht...?
Was kann ich jetzt machen?
Wie sehen meine Chancen aus?
Wie soll ich es nur ... sagen?
Werde ich qualvoll sterben?
Was muss ich noch machen bevor ich nicht mehr in der Lage sein werde?
Wie sieht die Therapie aus?
Bekomme ich Chemotherapie und fallen mir die Haare raus, kotze mir die Seele aus dem Leib und werde ich zu schwach sein für die Körperhygiene?
Wie soll es weiter gehen?
Was passiert jetzt mit meinem Körper?
Fragen die einem unheimlich ängstigen und Antworten gibt es auch nicht immer.
Sätze wie:
Du musst kämpfen.
Du musst durchhalten.
Du schaffst es.
Die Narben werden mit der Zeit verblassen.
Deine Haare wachsen nach.
Der Brechreiz lässt irgendwann nach.
Die Verbrennungen nach der Bestrahlung werden auch heilen.
All diese Sätze kann man zwischenzeitlich einfach nicht mehr hören.
Krebs hinterlässt nicht Narben von Operationen,
nein Krebs hinterlässt auch Narben auf der Seele.
Diese Diagnose wird einem das ganze Leben verfolgen,
sei es weil ein Angehöriger daran stirbt oder starb,
sei es weil man von Schmerzen gequält ist,
sei es weil der Körper sichtlichen Schaden genommen hat oder
sei es weil man zu den Nachsorgeterminen muss.
Der Verlust eines geliebten Menschen an Krebs,
der Verlust ist so unbegreiflich,
man fühlt sich so hilflos und versteht es einfach nicht.
Der Prozess einen an Krebs erkrankten Menschen beim sterben zu begleiten ist unheimlich schwer, fordert alles von einem wie Liebe, Geborgenheit, Kraft, Ausdauer, Zurückhaltung und viel Zeit.
Als du lieber Günter mir sagtest das du Krebs hast, da ist eine Welt für mich zusammengebrochen, denn es war kurz nachdem meine Schwester wegen dem Brustkrebs mich für immer verlassen hat nachdem sie aufgab. Ich dacht noch, nein nicht auch noch du, doch dein Kampf endete auch unter Qualen. Du hattest Schmerzen, die Chemotherapie forderte all deine Kraft und dann bist du eingeschlafen und im Wohnzimmer wo du eingeschlafen bist ist zum ersten Mal seit Jahren die Uhr stehen geblieben als wäre es deine Lebensuhr gewesen. Ich hatte gebetet, das du gemeinsam mit mir den Kampf gewinnst, doch nun kämpfe ich allein. Der Kampf gegen den Krens er fordert mehr von mir als ich geben kann.