Thema: Stammtisch
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Alt 05.12.2006, 22:56
Blue Blue ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Tja, nur nicht in den Alltag eintauchen, nur nicht mechanisch irgendwelche Dinge machen, nur eben weil ? Es so sein sollte? Unfug. Hab noch Pause, bin nicht wirklich hier, bin ganz wo anders.

Ja, Antje, auch mein Mann hat im November Geburtstag und ich habe ein Ritual dafür gefunden, so ein kleiner Egotrip. Ich denke es ist wichtig, an solchen Tagen etwas zu machen, nicht einfach so durch den Tag stolpern. Freunde die fragen und doch nicht fragen. Und dann kommen aus irgendeiner Ecke andere Menschen und das Herzchen geht auf. Menschen die fragen und es tatsächlich wissen wollen. Das sind die Menschen, die mit uns umgehen können, oft ohne viele Worte. Mitfühlende Seelen und hoffentlich findet sich immer gerade dann Eine, wenn man es nötig braucht.

Liebe Andrea M, ist es unverschämt wenn ich Dich frage, wo das Ziel liegt? Trudle mal wieder so durch Zeit und Raum, ohne richtiges Ziel. Wo es warm ist? Wo die Sonne scheint? Zum Seele baumeln lassen und dann doch wieder um die Ecken flitzen. Magst Du es mir verraten? Damit ich hier durch die Wohnung hüpfe und bei Dir die Gläser hüpfen?

Liebe Chris, schön von Dir zu hören, wirklich. Tja, Sprüche die die Welt nicht braucht. Wo steckt die Wut? Wut die hilft die Sätze zu formulieren, um beim nächsten Mal gewappnet zu sein?

Anemone und Harrald. Adventszeit, Kerzen , warmes Licht, frühe Dunkelheit. Oft habe ich mir das im Sommer gewünscht. Nun ist die Zeit da und irgendwie passt es mir auch nicht. Das Lichtergesindel (so sagte Jürgen immer) draußen auf den Balkonen und den Gärten. Komisch, bei mir spielte sich der Advent immer nur drinnen ab. Lichtergesindel ist für mich, wenn ich in eigentlicher Dunkelheit rausschaue und draussen ist es taghell Es ist mir dann sehr bewusst, wie alleine ich doch bin. Nein, kein Selbstmitleid, nur einfach so ein erkennen.

Och, liebe Andrea. Tja, noch ein bisschen verlängern und mutig klimpern. Die Zeit füllen um nix tun zu müssen – aber müssen tu ich eh nix.

Ok – rasantes Wochenende. Da ich mich selten kurz fasse, alles genauso wie ich es fühle.

Freitag wollte ich eigentlich zur Innovationspreisvergabe, die Betonung liegt auf wollte. Ich wundere mich den ganzen Nachmittag, weshalb es so frisch in der Wohnung ist. Kurz vor 16.30 wollte ich schnell unter die Dusche – ist aber nicht wirklich schön mit lauem Wasser. Also runter zur Heizung, Mist, die steht auf Störung. Innerlich mein rufen nach Jürgen, ja, wenn Jürgen noch hier wäre. Also die Treppen wieder hoch ans Telefon gestürzt und den Notfalldienst angerufen. Ich sollte den roten Schalter drücken. Ich war so konfus, bin wieder runter gerannt (sind doch knapp 50 Stufen). Ne, so ein Schalter gibt es an dieser Heizung nicht – nein bin nicht blind – diesen Schalter gibt es nicht. Ein kurzer Schnaufer von der Heizungsfirma – ok, sie kommen noch. Wann? Wird wohl eine Stunde dauern – ich wollte aber um 18.oo h weg! Muß nur die Tür aufmachen und dann kann ich los! Fein. Von rechts nach links gewandert, nach vorne und nach hinten. Wo bleiben die nur? Irgendwann nochmal in den Keller, Adventszeug geholt. So ein bisschen nebenbei Advent dekoriert – also doch auch dieses Jahr. Es hat sich nichts getan! Das ganze Haus war leer und ich wollte doch weg. Die Zeit verging und es tat sich nix. Die Veranstaltung ging um 18.30 los, eine halbe Stunde Verzögerung hätte ich ja noch hingenommen. Es fühlt sich jetzt so an, als ob da jemand am Schnürchen gezogen hätte. Gegen 19.30 wird von Geisterhand der Heizkörper warm, ich wieder runter in den Keller. Klasse, das rote Licht ist aus, der Deckel auf den Bedienungselemente wieder drauf – und weit und breit keiner zu sehen! Wie kamen die ins Haus?

Bin Zuhause geblieben und hab mein Köfferchen gepackt – wer weiß wozu es gut war.

Samstag bin ich zu meiner Silberlocke Adventskränzchen binden. Ja, seit vielen Jahren finde ich mich am Samstag vor dem 1. Advent bei meinem Tantchen ein, sitze im Schneidersitz auf dem Küchenstuhl und mache die Fingerarbeit. Ist schön, Kerzenlicht, kitschige Musik im Radio und Geschichten von einst, als sie jung war. Dieses Jahr kam sie mit einer Weihnachtskarte an, eine Karte aus dem anderen Leben. Sie sagte nicht viel, gab mir nur still die Karte. Ja, die letzte Karte die wir schrieben – ich schreibe keine Weihnachtskarten mehr. Jürgens Namen zu lesen, Bilder auch eingebrannt auf der Festplatte. Sie sagte, so etwas gibt es nicht wieder. Nein, so etwas gibt es nicht wieder. Ich war dann eine ganze Weile still, komisches Lied im Radio „gerade heute in der kalten, lauten Welt, braucht jeder Geborgenheit“. Komisch daß ich das noch im Kopf habe.

Wie sagt Heidi an ihren besonderen Tagen immer zu mir? Gut abgelenkt. Tja, dann ging ich ablenken – auf einen Weihnachtsmarkt und ich musste passen. Es war mir zu voll, zu laut, zu viel – war nix für mich.

Sonntag dann wieder mein Egotrip. Ja, versprochen. Beim nächsten Mal beginnt die Planung mindestens 4 Wochen vorher und nicht mehr von heute auf morgen. Vor 2 Wochen hat mir ganz spontan mein Bauch eingeflüstert was ich nun an meinem Geburtstag mache. Das ganze Jahr wusste ich, daß ich an meinem Geburtstag nicht hier sein möchte – mal etwas anderes machen. Das ursprüngliche Ziel war dann einfach doch nicht das richtige und da flüsterte mir mein Bauch ein: Warum nicht Köln? Warum nicht Queen?

Vor 2 Wochen fragte ich meine Schwägerin was sie von Köln hält, von Queen. Und da hat wohl wieder jemand am Schnürchen gezogen. Ja, sie bekam von ihrem Mann einen Tag frei, ja, sie ist dabei.

So sind wir losgezogen, Sonntag früh gegen 7. Haben uns in den Zug gesetzt, das Hotel ziemlich schnell gefunden. Lage gepeilt, Dom umzingelt, am Rhein entlang den Flohmarkt besucht.

Nein Andrea, the show must go one wurde nicht gespielt. Aber das Musical war toll – ohne Frage. 5. Reihe, jeden Wimpernschlag gesehen. Und irgendwo, irgendwo ganz tief in meinem Bauch würde ich mir wünschen, daß es meiner Schwägerin genauso gut gefallen hat wie mir. Es war Queen, nur wenige Lieder mit deutschem Text. Klar, nicht wirklich Queen – so eine Stimme gibt es nur einmal. Aber gut gemacht, gute Geschichte drumherum. Und ewig schade daß Feuerzeuge verboten waren. Gerne hätte ich das Feuerzeug angezündet.

Wieder im Hotel an der Bar gesessen. Ich schätze mal so, wir haben bestimmt eine halbe Stunde kein Wort gesprochen. Die Stille tat gut, Gedanken fließen lassen. Wir nahmen das letzte Kölsch mit aufs Zimmer und diese blöde Zimmertür wollte mich nicht reinlassen. Irgendwie habe ich es nicht geschafft, mit der Zimmerkarte die Tür zu öffnen. Ehrlich? Ich hab Tränen gelacht, Täschchen unter dem Arm, Kölsch in der Hand und mit der anderen Hand nicht in der Lage die Tür zu öffnen. Queen. Klar, ich sehe Jürgen vor mir, welches Gesicht er immer bei Queen gemacht hat. Hätte es ihm gefallen? Sicher.

Nächster Tag, tatsächlich mein Geburtstag! Eine fremde Stadt, ein lieber Mensch um mich, einige in Gedanken mit dabei. Morgens einen Sekt ausgegeben bekommen – ach so, klar, hab doch Geburtstag! 3 Weihnachtsmärkte in einer Stadt?!? Ja, Weihnachtsmärkte mag ich noch immer. Mag Märkte eh. Schauen, betatschen, etwas trinken, in der Menge treiben lassen. Ja, das mag ich noch immer.

So einen Tag später. Klar mag ich den Dialekt. Könnte stundenlang fremden Menschen zuhören und von dem Dialekt einfangen lassen. Klar, da war doch was?!? Hab immer Tränen gelacht, wenn Jürgen Dialekte nachmachte – vielleicht kommt es daher?

Kurz vor 18 h wieder im Zug gesessen. Geschafft, erledigt und zufrieden. Ja, so kann ein solcher Tag auch sein. Fast schon am Ziel und nochmal Tränen gelacht. Also ne! Wenn 2 Frauen auf Achse gehen und sich dabei wohlfühlen! Wir wurden abgeholt und der arme Kerl hat sich eine Erkältung eingefangen. Da stand nun mein Schwager, hatte den Hund an der Leine und einen Blumenstrauß in der Hand. Erkältet – nein, es ging ihm nicht gut. Da kamen wir von einem Kurzurlaub (und so fühlt es sich auch heute an) zurück und ich bekomm einen Blumenstrauß. Klar, ich hatte Geburtstag. Und sicher freut sich kein Zweibeiner so an mir, wie es die vierbeinige Biene getan hat und immer tut.

Hier angekommen, in die Stille. Komisch, sind die Worte die ich immer denke wenn ich wieder nach Hause komme, in die Stille. Oh, meine Mutter hat einen kleinen Gruß hinterlassen und eine wirklich liebe Karte. Ich glaube nicht, daß ich eine solche Karte jemals von ihr bekommen habe. Es hat sich richtig angefühlt. Das Turbo-Wochenende, die 2 schönen Tage mit meiner Schwägerin, das Heimkommen. Nein, kein Telefon mehr, kein Computer. Nur ich.

The show must go on – ja, so hat es sich heute morgen angefühlt. Und es ist etwas Wahres dran. Klar, wacklig heute morgen, sonst hätte es mir die Füße nicht weggezogen. Und dennoch. Danke Chef. War dann wohl doch nicht so sehr verkehrt unsere unmögliche Hochzeit. Nachmittags nochmal 2, 3 Sätze von ihm gehört und ganz tief in mir gefühlt – nein so sollte es nicht sein. Das gilt auch für Burkhard – wenn schon, denn schon. Zumindest weiß ich, was ich nicht will – das ist immerhin mal etwas.

Heute endlich Feierabend, noch etwas abgeholt.

Ja Süsse, es ist alles angekommen. Mir spannt der Bauch, Du weißt wovon. Im Kopf ist irgendwie alles… komisch? Erinnerung an eine andere Zeit. Nein, ein Jahr reicht mir nicht, es müssen noch mehr Jahre sein. Erinnerst Du Dich? Ich will mal wieder alles – so bin ich noch immer. Bin ein bißchen konfus jetzt, durcheinander. Hab wohl ziemlich konfus gebabbelt. Ja, war richtig so für diesen Tag.

Ja, Danke Töchterlein meiner Freundin, danke für die Luftballons!
Meine Wünsche? Gar nicht so viel.
Meine Sorgen? Sind das Sorgen? Ja, doch, die eine oder andere ist schon dabei.
Das Glück? HALLO – ich bin hier.

Na Andrea. Behalt die Worte ganz fest in Dir. Ich schreibe es Dir nochmal. Ich glaube nicht, daß es noch schönere Worte gibt. Ist eine besondere Frau, Deine Schwiegermutter.

Danke an Dich. Nach vielen geschriebenen und gesprochenen Worte. Danke. Weißt Du, in Frage gestellt fühle ich mich noch immer, verunsichert und … lebensuntauglich. Ja, doch, lebensuntauglich. Ein Blatt im Wind, ohne Ziel. Nein, ausgesucht habe ich mir es nicht. Schön daß es Dich gibt. Danke, Du weißt wofür und Du weißt, daß ich genau Dich meine!

Hmhh Petra. Es ist egal? Ja, so hat es sich angefühlt. Es war mir egal, ob ich die dringende Mail jetzt bekomme oder später, oder überhaupt nicht. Es war mir egal, ob ich dann wieder ins rudern komme wegen irgendwelchen elektronischen Bauteilen. Es war egal, daß ich auf einmal heulend da saß, es ist egal, was gedacht wurde. Bisschen bockig? Ja, wohl schon. Habs Dir mal geschrieben, ja, und ich meinte es so. Geduld ist nicht immer meine Stärke, die Betonung liegt auf „nicht immer“. Manchmal, wenn es sich wirklich lohnt, dann kann ich warten.

Hey, Danke für Deine Mail. Wie sieht es aus? Sollen wir die Gläser klingen lassen? Ne lieber nicht. Ist heute eigentlich schon genug. Da steht ein Seelentröster in der Küche auf dem Regal, da steht ein Tröster im Kühlschrank. Ich stehe in der Küche und überlege, mich strecken oder den Kühlschrank aufmachen? Oft endet es als unentschieden und ich gehe zum Wohnzimmerschrank. Heute war mir der Kühlschrank lieber.

Tja, viel geschrieben, heute. Es sollte bei mir mal wieder Ruhe einkehren, die Flucht sollte beendet werden. Unsere Geburtstage sind vorbei, jetzt wieder ein bißchen hochrappeln und dann wird Weihnachten schon gehen. Ja, irgendwie wird es gehen.

Ja Anemone. Jetzt habe ich den Abend vor dem PC verbracht und vor mich hingeklimpert. Telefoniert, von einem Balkon zum anderen gewandert und lese Deinen Eintrag von heute Vormittag. Adventzeit, Kerzenzeit, hektische Betriebsamkeit, Weihnachtsfeiern. Wo bitte ist der Schalter um das sofort abzustellen? Traurige Gedanken, traurige Bilder. Ich kann Dir keinen Trost schicken, ich kann nur erahnen wie es Dir geht. Ehrlich? Trotz dem ganzen Trubel, trotz den vielen schönen Erlebnissen, geht es mir wohl genauso wie Dir. Es geht vorbei, so wie es immer vorbei geht.

Bruni
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