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Alt 16.02.2007, 11:52
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BarbaraO BarbaraO ist offline
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Registriert seit: 12.10.2004
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Standard AW: Rauchen nach BK-Op

Hallo Raucherinnen,

ich habe nach 38 Jahren Kettenrauchens damit aufgehört. Das ist jetzt 3 1/2 Jahre her.
Ja, da fehlt was. Wie genußlos ist mein Leben jetzt! Wie sehr fehlt die Zigarette nach dem Essen und auch die davor. Hatte ich doch damals das Glück, nicht alles schmecken zu müssen, weil sich ein zarter Teerschmelz über meine Geschmachsknospen gelegt hatte.
Ja, das ist nun alles vorbei. Aber da muß ich wohl durch.
Niemand hört mich jetzt schon von weitem ankommen. Kein trockenes Hüsteln kündet von meinem Kommen.
Und gerade bei stress und Aufregung!!! Wie schön war es doch damals, als ich mir bei jedem Ärger eine Zigarette angezündet habe. Herrlich, dieses Zusammenziehen der Blutbahnen. Wie wunderbar hat sich der Stress gesteigert. Alles vorbei. Nun muß ich die Ruhe selbst bleiben. Schöner Schiet.
Ganz pervers ist auch, dass ich jetzt Langstreckenflüge und lange Theaterstücke genieße.
Und die Nähe macht mir zu schaffen. Die Nähe anderer Menschen und Tiere. Früher hielten sie immer einen kleinen Abstand. Die Duftgrenze war intakt. Nun rücken mir schon mal Leute auf den Leib, weil ich angeblich so gut riechen soll.
Ich hab schon mit unserem Kneipenwirt gesprochen. Ich darf gerne Kleidung bei ihm im Schankraum deponieren.
Noch geht das ja. Wenn dort auch Nichtraucher ist, sieht das schon schlechter aus.
Das unkontrollierte Essen fehlt mir auch. Die Sucht hat doch immer wieder dafür gesorgt, dass ich keine Diät durchhalten mußte.

Und dann die Gemütlichkeit. Im trauten Kreise zusammensitzen und sich gegenseitig einnebeln. Wie gemütlich ist dabei auch der Anblick und der Duft eines überquellenden Aschenbechers.
Jetzt riechen wir bei unseren Kaffeekränzchen sogar die Blumen in der Vase. Widerlich, sag ich Euch. Wi-der-lich!
Ihr müßtet mal in meine Wohnung kommen. Da riecht es nach nichts. Selbst nach einem ganzen Tag ohne Lüften bekommt man dort keinen Brechreiz. Und dann die scheußlich weißen Gardinen. Unmöglich. Richtig kitschig.

Das Leben ohne Sucht ist schwer und freudlos. Das fängt schon beim Geld an. Wir haben etwa 500 Euro mehr im Monat. Inzwischen haben wir alle Anschaffungen gemacht. Sogar den riesigen Flachbildfernseher mit Dolby-Surround-Anlage und DVD-Recorder (und ca. 600 DVD) haben wir inzwischen. Ich trage aus lauter Verzweiflung Designerklamotten. Der nächste Urlaub ist schon bezahlt.

Am schwersten tragen wir aber daran, dass wir uns viele viele Jahre lang belogen haben. Dass uns die Sucht eingeredet hat, dass wir gerne Rauchen. Das ist aber bei jeder Sucht normal. Sie läßt das rationelle Denken aussetzen. Leider.
Ach ja: Nichtraucher sterben auch. Also, was solls...

Geändert von BarbaraO (16.02.2007 um 11:55 Uhr)
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