Hallo Ihr Lieben,
ich war also heute nachmittag im KH und war eigentlich ein wenig angenehm erstaunt, als ich André sah. Er hatte richtig Farbe im Gesicht, wenn es auch sehr aufgeschwollen ist, auch die Hände und Beine.
Ich konnte auch noch mit der Schwester unter vier Augen kurz reden. Sie haben grosse Mühe, die Schmerzen unter Kontrolle zu halten. Oral hätten sie sämtliche Mittel ausgeschöpft, es kämen jetzt nur noch Morphiumspritzen in Frage. Mit der Zeit wird er wohl so in eine Art "Leichtnarkose" versetzt.
Was sie sich nicht so recht erklären können, sind die Art der Schmerzen. Tumorschmerzen - sicher, aber sie sind sich nicht sicher, ob das "alles" ist. Unwillkürlich kamen mir Jellys Worte "Seelenschmerzen" in den Sinn und habe das auch so gesagt. Sie hat sich das so aufgeschrieben, ich bin gespannt, was sie daraus machen.
Andrés Tochter hat ihm die Füsse gepflegt, das hat er sehr genossen. Die meiste Zeit haben wir geschwiegen und uns einfach nur angeschaut. Es war ein klares Wissen in seinem Blick, er weiss, was auf ihn zukommt. Er hat mir ganz leise gesagt: "du bist immer in meinem Herzen".
Es war so schön, so tröstlich, ihn immer in mir zu haben, auch wenn sein Körper dieses irdische Dasein verlassen wird. Das tröstet mich schon jetzt.
Er bekommt auch Sauerstoff, um das atmen zu erleichtern. Um halb sechs sind wir dann gegangen. Meine Nachbarn haben mich zum indisch essen eingeladen. Erst wollte ich nicht gehen, ich weiss nicht, habe irgendwie ein schlechtes Gewissen, wegzugehen, vielleicht auch mal zu lachen und André liegt im Spital und ringt um sein Leben. Aber jetzt, wieder zu Hause, muss ich sagen, es hat gut getan, habe gut und gesund gegessen, mich nett unterhalten und bin jetzt richtig bettmüde.
Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht
Eva