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Alt 16.03.2007, 15:07
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Daumen hoch AW: Profil: Angehörige stellen sich vor...

Hallo,
ich(44) bin erst seit ein paar Tagen hier dabei und glaube hier bin ich richtig.

Meine Mutter(72) hatte vor ca. 10 Jahren Brustkrebs (Amputation, rechts).
Sie bekam Chemotherapie mit all den bekannten Nebenwirkungen.
Nach 5 Jahren kehrte der Krebs zurück. Sie hatte ein Rezidiv an der OP-Narbe.
Es wurde entfernt, anschließend gab es Betrahlung (40x)

Im letzten Sommer bekam sie Schmerzen in der rechten Schulter.
Ich dachte sofort an Krebs und bat sie so schnell als möglich zum Arzt zu gehen.
Ich weiß nicht genau, ob sie es getan hat. Jedenfalls erzählte sie mir, es handele sich um ein orthopädisches Problem.
Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Bald konnte sie ihre rechte Hand und den kompletten Arm nicht mehr bewegen.
Immer noch dachte sie nicht an Krebs, oder wollte nicht daran denken.
Auch meine Geschwister nicht.

Meine Mutter ist ein sehr schwieriger Mensch. Sie kann wegen irgendwelcher unwichtigen Wehwehchen zum Arzt rennen, aber vor so etwas Wichtigem rennt sie lieber davon.

Jedenfalls haben auch ihre vielen Doktoren nicht erkannt, daß der Tumor zurück sein könnte.
Aber so war es!
Inzwischen hat sich der Krebs in ihrem Körper ausgebreitet.
Leber, Lunge, Wirbelsäule, Knochen, Oberbauch und ein großer Tumor, der die Nerven an ihrem Arm lähmt!
Meine Mutter bekommt Bestrahlungen und eine Chemotherapie. Es geht ihr-jetzt, da sie wieder zu Hause ist- einigermaßen, den Umständen entsprechend.
Ich mache mir die größten Vorwürfe, daß ich nicht hartnäckiger gewesen bin.Ich hätte nicht locker lassen sollen und immer wieder nachhaken sollen.
Aber wahrscheinlich hätte das auch nichts genützt.
Sie hätte nicht auf mich gehört.
Das Problem ist nun, daß wir (mein Mann, meine Tochter u.ich), sowie mein Bruder und meine Schwaster, soweit von meiner Mutter entfernt wohnen.
Wir müssen lange Fahrten in Kauf nehmen um unsere Mutter zu besuchen.
Ansonsten wird sehr viel vom Telefon aus geregelt(Pflege, usw.).
Das ist gar nicht einfach, weil meine Mutter sich nicht gerne helfen lassen will.
Außerdem hat sie dauernd Angst, daß ihr jemand ihr Haus, an dem sie sehr hängt, wegnehmen will.
Es ist nichts geregelt wie z.B.Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung u.ä.
Das wollte sie nie.
Ich bin z.Z. ziemlich fertig von der ganzen Situation.
Einerseits habe ich große Angst um meine Mutter, andererseits bin ich auch richtig wütend auf sie.
Mit diesen Gefühlen, auch mit der Liebe, die ich für sie empfinde, muß ich nun erst mal fertig werden.
Aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis kommt da kaum Feedback. Die meisten wollen mit Krebs nicht in Berührung kommen.
Aber hier lese ich von vielen Leuten, denen es ähnlich geht wie mir.
Das tröstet mich und macht mir Mut!
Schöne Grüße aus Hannover
Kerstin
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