Einzelnen Beitrag anzeigen
  #161  
Alt 27.04.2003, 10:04
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard niere raus...tumor raus....was nun?????

Lieber Walo,
ich möchte Dir gern als Krankenschwester und auch als Ehefrau eines Nierenkrebspatienten auf Deine mails kurz antworten.
Im Großen Ganzen schließe ich mich zunächst einmal der Antwort von Uli-Ulrike an.
Aber insbesondere möchte ich Dich auf eines eindringlich hinweisen: DU PERSÖNLICH mußt für Dich DEINEN EIGENEN Weg finden! Es gibt niemanden, der Dich "puschen" kann, etwas zu tun. Jeder Patient und auch jeder Angehörige hat seine eigene Art mit einer Krebserkrankung umzugehen. Die einen wollen davon nichts wissen und verschließen ihre Augen vor Tatsachen und ergeben sich "gott-vertrauend" ihrem Schicksal ( mit dem Ergebnis, daß man manchmal sehr, sehr tief fallen kann!!! ) Die anderen sind absolut passiv, teilweise sogar total pessimistisch ( nach dem Motto: hat doch soiweso alles keinen Sinn ) und lassen von Ärzten vorgeschlagene Therapien absolut unkritisch und teilnamslos "über sich ergehen". Diese Therapien, die auch zum Teil Vorsorgenuntersuchungen betreffen, werden bei solchen Patienten häufig nur auf "Druck" von Ärzten oder Angehörigen bei diesen Patienten durchgeführt. Leider meistens mit nur wenig Erfolg, denn zum Gesundwerden oder Gesundbleiben gehört auch die Persönlichkeit des Patienten dazu!
Die beste Therapie hilft nicht, wenn der Patient nicht mitarbeit, und dies auf seine ganz ureigene, persönliche Art und Weise!
Ich habe lange Zeit gebraucht, um meinem Mann diesen Weg vermitteln zu können, und zwar so, daß er sie für sich verstehen und umsetzen konnte. Es gibt die Möglichkeit nichts zu tun und die Augen zu verschließen - damit lebt es sich für eine gewisse Zeit bestimmt recht gut! Es gibt die Möglichkeit sich NUR nach Weisungen anderer zu richten und absolut passiv zu bleiben, nach dem Motto: was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Unter dieser Möglichkeit wird meistens jede Therapie als "Last und aufgezwungenes Schicksal" vom Patienten empfunden. Der Patient "erleidet und erduldet" sein Schicksal mit meistens nur sehr geringem oder wenig Erfolg bei der Krankheitsbekämpfung, denn Medizin allein ist nicht alles. Und es gibt die Möglichkeit, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, sich zu informieren, sich nicht nur auf EINE Meinung zu verlassen, sich ein eigenes Bild zu machen, sich mit den Möglichkeiten auseinander zu setzen etc., um irgendwann sagen zu können: DAS IST MEIN WEG. Mit diesem Weg werde ich leben, auf diesem Weg werde ich laufen (auch wenn er unbequem und steinig ist) und dieser Weg wird mich zum Erfolg führen. Dieser Weg ist häufig unbequem, stößt auf Widerstand bei manchen Ärzten, man wird häufig "schief" angesehen, aber das ist MEIN WEg. Ich werde mir "Schuhe kaufen", die es MIR leichter machen, diesen Weg zu gehen. Und ich werde immer darauf achten und überprüfen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin und ob der Weg an sich noch der richtige ist, oder ob es für mich mittlerweile einen besseren gibt.
Die letzte Möglichkeit (nämlich auch mal zu widersprechen und auch mal auf etwas anderem zu bestehen) hat nichts damit zu tun, daß man kein "anständiger Mensch" ist oder "massiv in das Gesundheitswesen eingreift". Es geht um DICH, um DEIN Leben, um DEINE Verantwortung und um DEINE Wünsche und DEiNEN Willen. Nur DU kannst entscheiden, in welcher Kategorie der oben beschriebenen Möglichkeiten Du Dich wiederfindest und am wohlsten fühlst. Und auch Ärzte sind leider nicht unfehlbar, versuchen häufig zu Gunsten der Krankenkasse und nicht des Patienten zu arbeiten und verzichten somit auf manche teure Untersuchung oder Therapie, die letztendlich aber für Dich wichtig wäre.
Ich wünsche Dir, daß Du DEINEN Weg findest und Menschen hast, die Dich darin unterstützen, DEINEN persönlichen Weg zu suchen.
Liebe Grüße und alles Gute
Ulrike
Mit Zitat antworten