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Alt 28.04.2003, 13:39
Gast
 
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Standard niere raus...tumor raus....was nun?????

Lieber Walty,
Du verlangst viel von mir. Soll ich Dein Leben leben? Soll ich Deine Entscheidungen übernehmen?
Wie soll ich Dich puschen? Wie soll ich für Dich kämpfen?
Nein, Dir geht es nicht zu gut. Zu gut kann es einem nie gehen. Ich freue mich, daß es Dir so gut geht.
Sich keine Sorgen zu machen, ist eine großartige Lebenseinstellung. Vergiß aber bitte die Vorsorge nicht, in Deinem Fall die Nachsorge, die ja doch eine Vorsorge für die Zukunft ist. Und dazu sollte man die Gefahren kennen, die eine Krebserkrankung in sich birgt. Die Organe, die am häufigsten von Metastasen betroffen sind, habe ich Dir genannt.
Ein Beispiel mit Seltenheitswert ist folgendes: Ein Mann entdeckt am rechten Unterarm eine Geschwulst. Da sie über längere Zeit langsam aber konstant weiterwächst, wird schließlich eine Biopsie gemacht. Und siehe da, man entdeckt Gewebe eines Nierenzellkarzinoms. Der Ausgangstumor wurde bereits sieben Jahre vorher operiert. - Also, auf der Hut bleiben!
Ein Leben in Gottergebenheit und Gelassenheit zu leben und alles zu nehmen, wie es kommt, ist eine großartige Kunst. Und wenn man dann noch weiß, daß der Tod kein Ende ist, dann geht das auch leichter. Für die meisten Menschen ist das aber keine Lösung und überhaupt nicht vorstellbar.
Du hast nicht gelernt zu kämpfen, meinst Du. Mir fällt das Kämpfen auch schwer. Aber nun kämpfe ich nicht GEGEN den Krebs, sondern FÜR das Leben. Die Diagnose Krebs schafft Angst und Wut, meistens. Diese Wut habe ich umgemünzt in Mut. Mit Gleich-Mut sehe ich dem Krebs in die Augen. Er hat mir ganz wichtiges über das Leben gesagt. Soll ich ihn deshalb als Feind bezeichnen?
Zugegeben, es fällt mir nicht leicht, eine Krankheit als Freund zu bezeichnen, vor der die ganze Welt Angst hat. Es ist eine ungemütliche Freundschaft, aber lebensnotwendig. Sie will mir Lebensfreude und Frieden zurückgeben, obwohl sie gerade das zu nehmen scheint. Aber mir war das vorher abhanden gekommen. Nun ist beides zurückgekehrt, ich habe mich bedankt und den Krebs in Frieden entlassen. Ich gebe allerdings zu, daß ich auf einen neuerlichen Besuch nicht gerade scharf bin.
Kannst Du für Dich sagen, daß der Krebs irgend etwas in Deinem Leben geändert hat? Du bist allerdings weder MIR und sonst jemandem eine Antwort schuldig.

Du bist ein anständiger Mensch. Was heißt das? Möchtest Du dem Krebs den Vortritt lassen?
Ist Dir bewußt, daß Dein Arzt von DIR lebt, daß DU sein Arbeitgeber bist? Er muß für DICH arbeiten! Für Dein gutes Geld kannst Du gute Arbeit verlangen. Und wenn er nicht zufriedenstellend arbeitet, dann kannst Du ihn entlassen!
Wenn Du eine andere Meinung hören willst, solltest Du nach meiner Meinung zu einem Onkologen gehen oder zu einem Urologen in einer (großen) Klinik. (Aarau z.B. ist nicht klein!) Auf jeden Fall frag Deinen jetzigen Arzt nach den Organen, die ich Dir genannt habe.
Ob DU alles wissen willst, was DU verpassen könntest, weiß ICH nicht! Wenn Du wirklich etwas verpaßt, dann kostet es Deine Gesundheit, nicht meine. Vielleicht kostet es auch etwas mehr.

Lieber Walty, Du brauchst nicht zu kämpfen, Du mußt nur wissen, was Du willst, und das durchsetzen.
Und wenn Du entscheidest, gar nichts zu tun, einfach in Ruhe die Zeit mit ihren Ereignissen auf dich zukommen zu lassen, dann ist auch das eine respektable Entscheidung, die nach meinem Empfinden viel Mut kostet.
Du entscheidest Dein Leben. MACHEN oder GESCHEHEN LASSEN. Das ist Deine Wahl.
Vielleicht bist Du ja deshalb so gelassen (wie mir scheint), weil Du in tiefster Seele weißt, daß Du gesund bist. Die Seele weiß immer mehr als der Verstand.
Liebe Grüße
Rudolf
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