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Alt 28.04.2003, 17:05
Gast
 
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Standard Diagnose Lungenkrebs

Hallo Pedi,

als mein Vater mit dem zweiten Herzinfarkt ins KH eingeliefert wurde, war kein Zimmer auf der Station frei. Zig Patienten waren auf dem zugigen Flur untergebracht. Mein Vater mußte die ganze Nacht auf dem Flur verbringen. Wir waren damals auch stinkesauer. Es ging ihm so schlecht und er wurde einfach so abgestellt.

Als bei Mutter die Punktion angesagt war, hatten wir sie nachmittags besucht, wir wußten ja alle nicht, daß der Arzt eigentlich einen Termin für die Untersuchung geplant hatte. Als wir wieder gingen, begegnete uns der Arzt und fragte uns, ob unsere Mutter schon abgeholt worden wäre..... Als wir verwundert verneinten, hat der Arzt gemeint, eigentlich hätte sie schon längst bei dem Termin sein müssen, aber es war mal wieder kein Personal da, um sie abzuholen.... also fand die Untersuchung erst am nächsten Tag statt.
Überhaupt, die Patienten müssen oft stundenlang drauf warten, abgeholt zu werden, dann noch mal enorme Wartezeiten bei den Untersuchungen, und danach dürfen sie nochmal geduldig drauf warten, wieder in ihr Zimmer gebracht zu werden. Ich hab immer gedacht, nur unser KH wäre so ein Schlamperladen.
Wenn dein Vater ja noch gut laufen kann, vielleicht kannst du ihn ja über die Station erreichen oder ruf doch dort die Schwestern oder Pfleger an. Meistens sind die ja sehr nett.

Daß deine Mutter am Telefon weinen muß, ist klar, ihre Nerven liegen ja auch blank, irgendwann kann man einfach nicht mehr. Du darfst dir jetzt keine Vorwürfe machen, daß du nicht bei ihr bist. Ruf einfach nach einer gewissen zeit noch mal bei ihr an, dann hat sie sich evtl. etwas beruhigt. Manchmal ist man so fix und fertig, da kann man die Tränen nicht zurückhalten. Versuch eben, ihr am Telefon zunächst mal etwas Trost zuzusprechen. Vielleicht kannst du ja heute abend zu ihr fahren.

Dein Mann ist wohl beruflich sehr eingespannt. Ich weiß ja nicht, welchem Streß er den ganzen Tag ausgesetzt ist. Irgendwann kann auch der liebste Mann einfach nicht mehr, wenn dann auch solche dramatischen Situationen im Privatleben vorliegen. Bei meinem Mann ist es in etwa ähnlich. Er arbeitet als Polizist im Schichtdienst auf der Einsatzleitstelle. Er kommt dann auch während den Schichten total erledigt nach Hause und fühlt sich momentan sicher auch überfordert, wenn ich dann gleich wieder mit dem Thema anfange. Ich kann ihn zwar zwischendrin immer mal anrufen und wenn er Zeit hat, hört er mir auch zu. Wenn er dann seine freien Tage hat, reden wir allerdings schon. Es ist für uns alle eben eine verdammt schwere Zeit. Hast du Geschwister? Ich kann wenigstens auch mit meiner Schwester und meiner Nichte reden. Meine Schwester ist eigentlich die psychisch stärkere. Aber gestern abend haben wir auch nochmal miteinander telefoniert und ich hab dann auch gemerkt, daß sie große Angst hat.

Ach Petra, manchmal muß man sich einfach Luft machen.

Mutter mußte heute nachmittag auch noch erfahren, daß eine Frau, die sie seit langem gut kennt, heute gestorben ist. Sie hatte Hautkrebs, hat viel mitgemacht. Ich hab es Mutter selbst gesagt, unsere Vermieterin hat es mir erzählt, denn spätestens, wenn sie die Todesanzeigen in der Zeitung gelesen hätte, hätte sie es ja doch erfahren oder jemand anders hätte es ihr erzählt.

Wenigstens hab ich das Gefühl, es geht Mutter heute endlich etwas besser. Nun, müde ist sie eben, aber das läßt sich noch aushalten.

Liebe Grüße

Christa
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