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Alt 28.04.2003, 21:50
Gast
 
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Standard Diagnose Lungenkrebs

Hallo ihr Lieben,

ich hab wohl einen Super-Schatz von Ehemann. In solchen Lebenssituationen wird mir das extrem bewußt und ich seh ein, daß ich mich manchmal einfach total unsinnig über ihn ärger. Er hat mir beim Tod meines Vaters sehr beigestanden, jetzt in dieser Situation auch wieder. Als der Verdacht auf Lungenkrebs nur bestanden hat, hab ich mich bei ihm ausheulen können. Und als die Diagnose stand, auch wieder. Er hat mich einfach nachts im Arm gehalten und ich hab drauf losgeheult. Wir sind seit 29 Jahren zusammen. Er kommt auch nicht gerade aus einer emotionalen Familie. Er hat, als mein Vater gestorben war, gesagt, mein Vater wäre für ihn der eigentliche Vater gewesen. Wir haben so viel erlebt und sind zusammengewachsen. Und die Sache mit meiner Mutter geht ihm auch verdammt nah. Allerdings reden wir so oft wie möglich darüber. Er versteht meine Ängste. Es hört sich evtl. blöd an, aber ich rede auch mit meinem Mann, was sein wird, wenn Mutter sterben müßte. Ich mag den Gedanken nicht, aber ich darf mir auch nichts vormachen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß in die Wohnung dann evtl. fremde Menschen einziehen. Immerhin war es über Jahrzehnte die Wohnung meiner Eltern. Ich hab auch Angst, daß ich evtl. allein bin, wenn Mutter was passiert. Ich hoffe, es klingt nicht gefühlskalt, mich macht es fertig. Aber ich muß mich wohl oder übel darauf vorbereiten. Als Vater starb, war Mutter noch da. Wenn ihr was passiert.... Sie hat mich die letzten Monate immer so vollgequatscht, wo diese und jene Papiere sind, das bekäme ich, das meine Schwester, ich hab abgewinkt und gesagt, wozu erzählst du mir das. Jetzt ist die Situation eingetreten, wo ich erkennen muß, Mutter hat nicht mehr alle Zeit der Welt.

Mein Mann hat sich in den Jahren sehr verändert. Er wollte anfänglich auch keine Tiere, mittlerweile hängt er unheimlich an unseren Vögeln. Vielleicht erleichtern Tiere manchen Menschen, sich ihre Gefühle einzugestehen. Es gab in seinem Elternhaus nahezu keine Gefühle.

gut, meine Schwester (13 Jahre älter)und ich sind total verschieden. Sie und ihr Mann sind immer unterwegs, Gerd und ich sind eine eher ruhige Fraktion, hängt vielleicht auch mit dem Schichtdienst zusammen. Aber im Prinzip haben meine Schwester ein gutes Verhältnis, solange keiner den anderen ändern will . Wir lieben beide unsere Mutter. Und wir werden uns auch um sie kümmern.

Pedi, schön, daß die Lungenfunktion deines Vaters besser geworden ist!!!! Ich drück ihm weiterhin ganz fest die Daumen.

Katrin, ich hab mal kurzfristig in der Neurologie in der Mainzer Universitätsklinik gearbeitet, kurz vorm Studium, und zwar in der Neurologie. Ich war teilweise so schockiert, wie die Menschen zu Versuchskaninchen degradiert wurden, außerdem die Hahnenkämpfe um die Privatpatienten. Wenn ich mit den Patienten geredet hab, hing mir gleich irgendeiner im Rücken und hat gemeint, ich hätte wohl was besseres zu tun. Das hat mich unheimlich geärgert. Es waren Patienten mit MS, ALS etc., teilweise von den Partnern verlassen, die haben sich einfach gefreut, wenn sie mal reden konnten, was sie teilweise sogar nicht mehr richtig konnten. Ich fand es beschissen, wie man diese Menschen einfach emotional allein gelassen hat. Wenn du einen ähnlichen Weg einschlagen möchtest, dann fände ich das super. Aber du wirst auch viel Kraft brauchen.

Mutter ist heute abend fast wieder in alter Form. Jetzt haben wir noch Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, am Freitag dann eben wieder die Chemo-Bombe. Ich hoffe eben, daß sie bis dahin etwas Appetit hat. Jedenfalls meint sie, wenn kleine Kinder das aushalten können, dann alte Leute wie sie erst recht.

Drück euch einfach alle ganz fest.

Christa

Ich bin auch verdammt froh, daß ich bei euch meine Gedanken loswerden kann.
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