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Alt 11.05.2003, 00:48
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Grins, hallo Du ICH!
Jaja, muss ein guter Tag bei Dir gewesen sein, Du "klingst" so ein bisschen anders, positiver, hm-hm! :-)

Nun, also diesen Bert Hellinger kenn' ich nicht, und hätt' ich ihn gelesen (wie Du schreibst), so hätt' ich sein Buch unter meinen "speziellen" Bücherberg geworfen, welchen ich dann eh mal einem Brockenhaus spende!
Ich weiss nicht, wie es Dir ergeht, wenn Du Sachbücher liest, aber bei mir horche ich dabei immer tief in mich hinein. Sobald ich das Gefühl habe, bei so einer "Aussage" des Autors stimmt irgendwas nicht, oder ich kann diesen Gedanken überhaupt nicht mit ihm teilen, so lege ich das Buch lieber zur Seite. - Zwei Dinge können dann möglich sein: Entweder redet der Autor völligen Quatsch (das gibt's ja schliesslich auch), oder aber ... ich selber bin "noch" nicht so weit, um zu "begreifen", was er da schreibt.
Ich glaube nicht blindlings ALLEN Sachbüchern, weisst Du. Ich bin zwar der Meinung, dass man aus ALLEN Büchern irgend einen Teil daraus entnehmen kann und für sich selber vielleicht lernend verarbeiten kann, aber das heisst nicht, dass gleich ALLE Sach-Autoren das Weiseste vom Weisesten in ihre Bücher schreiben.

Guck mal, es ist zwar SCHWER, für ein Kind (das noch ein Kind ist), den Eltern etwas zu verzeihen, ... aber es ist nicht UNMÖGLICH.
Einfacher wird es, wenn man als Kind dann ERWACHSEN ist, UM zu verzeihen. Weil wenn man Erwachsen ist, man auch viele Dinge besser verstehen kann.
Was "Belastungen" für ein Kind, das noch ein Kind ist, hingegen angeht, so ist das ein bisschen ein anderes Thema, denn nicht jedes Kind ist gleich belastbar. - Wenn jedoch ein Kind erwachsen wird oder später bereits ist, so wird es Wahrheiten halt auch ertragen müssen, es wird Fehler ertragen müssen, und es wird lernen müssen, mit diesen Dingen umgehen zu müssen, allenfalls halt auch ... verzeihen zu müssen. Das Leben ist leider nicht nur einfach, es ist auch kompliziert. Wenn ein Mensch jedoch immer nur vor Schwierigkeiten bewahrt wird, vor Konfrontationen, so lernt er selber ja nie etwas daraus.


Hm, das mit den "schlimmen" Zeiten früher hab' ich so beschrieben, weil's als Erklärung gut hin passte zu meinen Worten. Aber Du hast Recht, man kann auch sagen, früher war alles "einfacher", die "guten alten Zeiten" eben.
Nur: Bist Du Dir da ganz sicher? Denk mal an die Kriegszeiten. Wie war das Leben dort? Wie hat man da die Kinder erzogen?
Die "guten alten Zeiten", gell?
Nee, sie waren einfach "anders" als heute. Jene Probleme, die man damals hatte, hat man heute vielleicht nicht mehr in dieser Form, aber dafür in einer ganz anderen Form.

Meine Mutter war Deutsche, sie hatte den Krieg als Kind in Essen erlebt, hm? Und Essen wurde damals ja vollständig zerbombt. - Jetzt musst Du Dir mal vorstellen (das konnte ich als Kind natürlich auch nie wirklich, aber dann immerhin später als Erwachsene), was meine Mutter da also für ein Kindheitstrauma durchgemacht hat. Später ist sie dann, wie manche anderen deutschen Frauen auch, in die Schweiz gezogen. Ohne Berufsausbildung, ohne Geld. Ihr Ziel: Schnellstens einen schweizer Mann zu finden, um zu heiraten und "versorgt" zu sein.
(Die "guten alten Zeiten"?)

Jetzt habe ich als Kind natürlich NIE ihre Vergangenheit kennen gelernt. Sie war meine Mutter, und eben nichts anderes, hm? Sie hatte uns Kinder vor ihrer eigenen Vergangenheit "verschont", indem sie nie gross etwas über den Krieg erzählt hat. Naja, warum hätte sie es auch tun sollen? Sie hat uns auch nie etwas von ihrer eigenen Erziehung etwas erzählt, NUR, dass sie ACHT weitere Geschwister hatte!
Nun, wie hätte ich jemals als Kind "verstehen" sollen, warum uns unsere Mutter so oft verprügelt hat? Woher sie solche Aggressionen hatte? Warum sie so unzufrieden war?
Naja, weil NIE darüber gesprochen wurde!
Warum wurde nie darüber gesprochen, auch später nie? - Weil meine Mutter selber auch nie gelernt hatte, DASS man darüber sprechen kann.
Was habe ich von IHR gelernt? Na, dass man darüber eben NICHT spricht!

Jetzt haben wir halt den Vorteil in der heutigen Zeit, dass man eben EHER und MEHR über solche Dinge spricht. Das ist ja auch sehr gut, denn bei vielen Menschen ändert sich somit eine Menge. Wenn man darüber spricht, so kann man offen sein und auch versuchen, zu verstehen. Und sobald man versteht, so ist das Verzeihen dem anderen gegenüber nicht mehr fern.
Damit meine ich nicht, dass man ALLE Dinge immer wissen muss, oder vielleicht "zer-reden" muss, ich meine es eigentlich mehr wegen dem Verständnis haben dem anderen gegenüber.


Ob ich denke, dass Krebs psychische Ursachen hat? Darüber haben wir hier in den Threads auch schon oft gesprochen, und interessant ist, dass oftmals eher Angehörige dieser Auffassung sind, als die Betroffenen selbst. Das könnte so gesehen sogar als Zustimmung von mir betrachtet werden, aber ich meine das nicht so.
Krebspatienten machen sich sehr VIELE Gedanken darüber, WARUM sie Krebs bekommen haben, aber wenn sie nachforschen bei sich, oder auch hinter die Bücher gehen, so werden sie zu keinem Ergebnis kommen. Denn sie entdecken bloss, dass noch immer nicht klar ist, WOHER der Krebs kommt. Ich selber habe auch lange-lange darüber nachgedacht, habe sogar ausgerechnet: Wenn ein Krebstumor etwa ACHT Jahre braucht, bis er 1 cm gross ist; WAS ist dann bei mir vor ACHT Jahren geschehen?
Ich also los und hinter meine alten Tagebücher, hm? Bis ich aber bloss feststellen musste, dass da vor ACHT Jahren eigentlich gar nicht Spezielles in meinem Leben geschehen war!
Nun, also ehrlich gesagt, ich weiss es heute noch immer nicht. Da sind vage Vermutungen, die schwanken hin und her, haben manchmal mit mir zu tun, manchmal eher mit der Umwelt, der Luft, der Ernährung, ... aber eben.
Für Dich denke ich, ist es vielleicht besser, Du kommst von dem Gedanken ab, dass Krebs NUR mit der Psyche zu tun hat, denn ... WENN das so wäre, so müssten VIEL mehr Leutchen Krebs bekommen, hm? Und Du kannst Dich auch fragen, warum kleine Kinder bereits schon Krebs bekommen können, ob die denn psychisch AUCH schon solche Probleme hatten? - Nee, da stimmt doch was nicht, oder?

Deiner Frage, ob die Krebsdiagnose für mich eine Chance war, mein Leben zu erkennen, da muss ich Dir hingegen zustimmen. Ich weiss zwar genau, dass ich auch früher schon mein Leben "erkannt" habe, aber wirklich "gehandelt" habe ich erst nach der Krebsdiagnose. - Das ist ja eigentlich das Mühsame, was ich selber immer wieder finde: Es MUSS immer zuerst etwas GESCHEHEN, bis mal was GETAN wird! - Wie Du siehst, bin ich selber da auch nicht viel besser als andere.
Ich könnte zwar auf diesen Sch...krebs liebend gerne verzichten, denn SO hätte es auch nicht unbedingt kommen müssen, echt!
Aber ... irgendwas Positives ist da schon daraus gewachsen, das kann ich nicht ganz abstreiten. Hm, WER kann's verstehen?

Soweit mal für heute, liebe ICH, jetzt habe ich sehr viel geschrieben, und werde Schlafen gehen. Ich habe übrigens keine Probleme mit Deinen Fragen, also frag ruhig weiter, was Du wissen möchtest. Du möchtest VERSTEHEN, und das finde ich ... yeah! ... guuuuut! Wenn ich Dir helfen kann, ein bisschen zu verstehen, so wirst Du vielleicht auch Deine Mutter in ihrer Situation etwas besser verstehen? - Naja, versuchen können wir's ja, gell?

Bis späterchen und schlaf recht gut, ja?
Es grüsselet zur späten Stunde
die "krasse" Brigitte
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