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Alt 21.05.2007, 10:33
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Pete1975 Pete1975 ist offline
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Standard AW: Meine Freundin hat Hodgkin und versteckt sich

Hallo Ihr Lieben,

ersteinmal vielen Dank für Eure liebe Begrüssung und Eure Postings. Es hilft wirklich sehr, mit Leuten zu reden die in der Thematik sind und somit viele Gefühle, Ängste und Gedankengänge nachvollziehen können. Ich habe ja so niemanden, mit dem ich darüber reden könnte, und jede einzelne Antwort hier tut wirklich sehr gut, da man der ganzen Sache so immer ein Stückchen näher kommt. Es ist ja halt so: man kann sich noch so bemühen dies alles zu verstehen, trotzdem kann man sich einfach nicht komplett in diese Lage hineiversetzen.
Es ist schon sehr übel. Als Lena, so heisst meine Freundin, mir von ihrer Krankheit erzählte war ich natürlich erstmal fertig mit den Nerven. Dann befasste ich mich genauer damit, forschte im Internet nach und las die Bücher von Michael Lesch ("Ein Jahr Hölle") und von Michael Lohmann/Andrea Jox ("Das Jahr in dem ich nur spazieren ging"). Ich hatte genug Zeit mich damit auseinanderzusetzen was dies alles wirklich bedeutet. Und mit jeder Sekunde wusste ich genauer, dass ich an Lenas Seite bleiben will, egal welchen Weg sie gehen will und was das kosten würde. Ich wurde immer optimistischer und fühlte mich richtig stark. Was ich allerdings unterschätzt hatte, war die Tatsache, dass Lena sich ganz anders fühlen und verhalten könnte. Und genau´so kam es dann auch. Sie zog sich gänzlich zurück. Wir haben uns jetzt in ca. 9 Wochen gerade zweimal gesehen, jeweils für eineinhalb Stunden. Wir telefonieren nicht mehr, schreiben uns keine Nachrichten mehr. Und das ist echt hart. Sie sagte mir mal, dass sie mir gegenüber Schuldgefühle hätte. Zum einen weil sie es mir erst nach 2 Monaten sagte, zum anderen weil sie mir diese "Bürde" nicht auferlegen wolle. Neben ihrer Mutter und ihrem Bruder bin ich auch der Einzige, der überhaupt davon weiss. Selbst ihre Freunde oder auf ihrer Arbeit weiss niemand etwas davon, sie wollte einfach versuchen, so normal wie möglich zu leben. Doch seit ich es weiss, ist unser Verhältnis für sie nicht mehr unbelastet. In unseren ersten 2 Monaten hatten wir eine wunderbare Zeit. Für sie war ich eine Festung, in die sie entfliehen konnte, in der sie nicht mit ihrer Krankheit konfrontiert wurde. Doch das ist nun eben vorbei, und alleine das scheint sie zu belasten. Sie erfuhr ungefähr zu Weihnachten ihre Diagnose und verdrängte sofort alles. Sie holte nicht mal eine 2. Meinung ein, sie wollte nichts davon wissen. Dazu sollte ich erwähnen, dass sie ihren Vater durch die gleiche Krankheit verloren hat. Und auf der Arbeit hat eine Kollegin ebenfalls Morbus Hodgkin, und da bekam sie hautnah mit, wie diese Kollegin dramatisch abbaute. Keine guten Bedingungen. Sie hatte auch in ihrem früheren Leben schon sehr harte Schicksalsschläge zu verkraften, und so sagte sie mir, dass sie keine Lust mehr habe, zu kämpfen.
Was für mich das schwerste ist ist folgendes: würde Lena kämpfen wollen, so wollte ich mit ihr kämpfen. Sollte sie nicht kämpfen wollen und einfach leben wollen, so würde ich versuchen, ihr dies Leben so glücklich wie möglich zu gestalten. Aber dass sie z.Zt. nur noch dahin "vegetiert", das macht mich fertig. Ich würde alles für sie tun, also werde ich geduldig sein und ihr soviel Zeit geben wie nötig. Jedoch habe ich einfach Angst, dass dies gar nicht mehr aufhört, sie nur leidet und evtl. auch noch die Beziehung beendet. Ich will doch nur, dass sie wieder glücklich wird. Und natürlich ist es mein grösster Wunsch, mit ihr glücklich zu sein. Dieser schwere Zustand dauert mittlerweile wie gesagt seit Mitte März an, und ich weiss nicht ob das normal ist. Wie lange kann sowas dauern ? Ich weiss es nicht. Kommt es öfter vor dass es so lange dauert, bis Akzeptanz und evtl. auch Motivation zuzrückkehren ? Oder hat Lena sich bereits vollends aufgegeben ???
Ich bitte Euch, bitte schreibt mir weiter. Ich würde doch alles tun. Aber was ???? Diese Situation macht mich echt fertig
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