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Alt 18.07.2007, 18:54
moni l. moni l. ist offline
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Standard AW: Bin durch einen lieben Freund auf eine Idee gebracht worden

Hallo Ute,
es war eine gute Idee, diesen Thread zu eröffnen.
Mein Mann ist am 22.05.07 gegangen. Im Oktober 06 kam die Diagnose Lungenkarzinom, aber wir haben bis zuletzt gehofft, er schafft es.
Heute wäre der Termin für die Untersuchung gewesen, ob der Tumor durch die Bestrahlung
operierbar oder vielleicht auch ganz weg gewesen wäre....
R. war 49, ich bin 56. Wir waren dabei, seinen 50. Geburtstag zu planen.
Ihr habt recht, man ist plötzlich ganz schön allein.
Gerade in der Situation, wo man wirklich andere Menschen und Freunde bräuchte, ziehen sich die meisten zurück. Vielleicht ist es ihnen unangenehm, durch mich an den Verlust ihres Freundes erinnert zu werden oder sie wissen nicht, wie sie mit mir umgehen sollen.
Ich war selbstständig und hatte einen ziemlich stressigen Job (Gastronomie).
Im März, vor Beginn der Bestrahlungen, habe ich meinen Vertrag gekündigt zum 30.Juni,
einfach, um mehr Zeit für R. zu haben, und weil mir schon klar war, was das Wichtigste in meinem Leben ist. Wir haben uns riesig auf unsere viele Zeit zusammen gefreut und auf das, was wir dann alles machen wollten.
Tja, jetzt hab ich die viele Zeit ganz für mich allein, hab keinen Job, dürfte auch mit meinen 56 Jahren nicht so leicht sein, einen zu finden.
Habe einen riesigen Berg Angst, wie soll ich das alles schaffen? Hatten uns das zusammen ganz anders vorgestellt.
Freunde und Verwandte? Die sind längst zum Alltag zurückgekehrt, da ist nicht soviel Platz für plötzlich alleinstehende Hinterbliebene.Sie denken bestimmt an mich,
z.B. während eines Anrufes: "Wir wollen heute abend grillen und ein bisschen feiern,
aber du bist ja noch nicht soweit". Auch eine nette Art der Ausladung.
Oder der Spruch: Na, jetzt hast du noch die Seebestattung, dann ist das ja abgeschlossen. Manchmal möchte ich schon sagen, warte mal ab, einer von euch beiden wird auch in meine Situation kommen. Aber das wäre gemein.
Ansonsten verbringe ich meine Abende eben allein, rede mit dem Fernseher, freue mich,
dass es Internet gibt und bin immer froh, dass wieder ein Tag ohne R. vorbei ist.
Meine Kinder (25 + 22 ) sind mir eine grosse Hilfe. Wohnen zwar beide nicht hier, aber
mein Sohn versucht so oft wie möglich her zu kommen. Und Dank Internet kann ich jeden
Tag mit meiner Tochter (studiert in Australien) reden und sie auch sehen, soweit weg ist sie gar nicht.
Meine Güte. soviel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben.
Schön zu wissen, dass noch mehr darüber reden möchten, das kann man wohl wirklich nur mit Betroffenen. Ich glaube, ich hätte mich vorher auch gedrückt.

liebe Grüsse
Moni
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