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Alt 13.11.2007, 13:42
Fragender Fragender ist offline
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Unglücklich ICh muß das jetzt einfach einmal loswerden...

Hallo, alle miteinander.

Meine Name ist Sascha. Ich bin 20 Jahre alt, leiste derzeit meinen Zivildienst in einem heilpädagogischen Heim ab und wende mich heute an euch alle, weil ich das Geschehen dieses Forums nunmehr schon seit geraumer Zeit beobachte, die Herzlichkeit und Wärme, die ihr einander schenkt ganz toll finde und mich mit meinen Gedanken und Ängsten einfach einmal jemandem anvertrauen möchte, nein, muß.

Vor dreieinhalb Monaten wurde ich vom Bundesamt für Zivildienst abgeordnet, an einem dreiwöchigen Seminar über Rechte und Pflichten eines Zivis teilzunehmen. Das war der Zeitpunkt, an dem alles begann:

Zunächst einmal: Ich bin ein sehr routinebedürftiger Mensch. Ich fühle mich dann pudelwohl, wenn alles seinen gewohnten Gang läuft - Aufstehen, waschen, frühstücken, arbeiten, heimfahren, duschen, essen, Fernsehen/ Lesen, mit meiner Freundin telefonieren, usw. Nun änderte sich mit der vom Bundesamt ausgestellten Abordnung natürlich so manches: Ich mußte drei Wochen in einem fremden Bett schlafen, meine Zeit in fremden vier Wänden totschlagen, Essen essen, das mir so bislang nie so richtig genehm war. Auch meine Freundin konnte ich nur an Wochenenden sehen und zu allem Überfluß mußte mein Stiefvater zur selben Zeit auch noch ins Krankenhaus, Diagnose: Magenkarzinom.
Das alles bedeutete für meinen Körper natürlich erheblichen Streß und so kam es, daß ich Probleme mit meinem Darm bekam. Ich mußte ständig auf Toilette, ständig kam dabei nichts herum und doch presste und presste ich ständig, da ja letztendlich immer das Gefühl da war, es wäre notwendig. Die Symptome besserten sich an den Wochenende, was für meine Hausärztin Grund genug war, davon auszugehen, daß es sich nur um einen Reizdarm handelt. Nach der Zivildienstschule verschwand dieses Leiden auch.
Dafür kam ein anderes: Ich ging eines Tages auf der Arbeit auf die Toilette und entdeckte Blut auf dem Klopapier. SCHOCK. Selbstredend machte ich an diesem Tag früher Schluß um umgehend meine Hausärztin zu konsultieren, die dann auch per Analpalpation eine Analfissur feststellte, die auch schon infiltiert war. Sie verordnete mit zunächst einmal einen Analdehner (löst Muskelspasmen und fördert so die Durchblutung) mitsamt der Salbe Doloposterine (ein Anästhetikum, das reflektorische Muskelspasmen verhindert, indem es Schmerzen tilgt). Das half nur wenig. Später erhielt ich dann die Salbe Rectogesic von ihr (Enthält Glyceroltrinitrat, einen venösen Dilator, der die Durchblutung stark fördert). Diese Therapie ließ die Fissur verschwinden.

Ich möchte an dieser Stelle bemerken, daß ich mich schon damals davor fürchtete, daß meine Ärztin meine Fissur vielleicht falsch diagnostiziert hat, daß sie womöglich etwas ernstes übersehen hat. Letztendlich hat sie lediglich meinen After über eine Palpation überprüft, meine Bauchgegend abgetastet und eine Anamnese erhoben. Dazu meinte sie auch, daß meine Familie, die ja bei ihr ebenfalls in Behandlung ist, keinerlei Vorbelastung in bezug auf Darmkrebs hat und auch mein Alter stark gegen diese Diagnose spricht.
Ich untersuchte aus diesem Grunde auch ständig meinen Stuhl, fand dabei auch oft Dinge, die wie Blut aussahen (Speisereste...). Beobachtete krampfhaft jede Veränderung oder Anormalität in bezug auf meinen Darm (habe ich Durchfall und Verstopfungen im Wechsel? Findet sich dunkelrotes Blut im Stuhl, und so weiter...) Letztendlich hatte ich einfach furchtbare Angst.

Ich war dann eineinhalb Monate ohne jedwede Beschwerden. Kein Blut, keine ungewöhnlichen Stuhlgänge oder Gewohnheiten. Bis ich dann ein Wochenende bei meiner Freundin verbrachte, während dem wir einen Spielabend mit Personen veranstalteten, von denen ich 4 von 5 nicht leiden konnte und auf die ich partout keine Lust hatte. Ich merkte, daß sich mein Ärger auf mein Allgemeinbefinden, sagen wir, eher auf meinen Darm niederschlug. Ich mußte öfter einmal auf's Klo und bemerkte dann wieder ein Ziehen. "Gut", dachte ich, "das kommt aber übel bekannt vor". Ich ignorierte es, da ich auch keine weiteren Bschwerden wie Blut im Stuhl mehr hatte. Gestern beim Duschen, v.a. nach dem Ausspülen des Afters mit warmen Wasser schmerzte es wieder. Heute auf der Toilette dann: Wieder Blut auf dem Toilettenpapier und abartige Schmerzen beim Stuhlgang. Eigentlich die typischen Symptome einer Analfissur, die i.d.R. immer sehr hartnaeckig ist und in meinem Falle sowieso überraschend schnell abgeheilt ist (normalerweise spricht man von Monaten).

Ich habe schon bei meiner Hausärztin angerufen, welche mir auch wieder die Salbe verschrieben hat, die letztes Mal sehr gut geholfen hat. Heute abend werde ich wieder die Analdehner-Therapie starten und alles genau so machen, wie letztes Mal, als alles abheilen konnte.

Mein Problem ist nur: Trotz all den Fakten, die für eine "harmlose" (Schmerzen sind immer fies...), und gegen eine Krebserkrankung sprechen, habe ich wirklich furchtbare Angst - Angst, an einem Analkarzinom erkrankt zu sein. Denn auch hier kann beim Stuhlgang Blut und Schmerz auftreten. Meine Ärztin meinte bei der letzten Untersuchung auch: "Scheint prima verheilt zu sein. Im After ist alles glatt, nur noch ein kleines Knötchen da, wo zuvor die Fissur war. Die Verdickung ist weggegangen". Dabei ist Analkrebs, wie ich gelesen habe, schon im hohen Alter wirklich total selten. Auch hätten sich meine Beschwerden durch die Behandlung mit Rectogesic nicht besser dürfen, wenn es ein Karzinom war, das blutete. Im Gegenteil: Es hätte mehr Blut werden müßen.
Angst auch davor, Darmkrebs zu haben. Schließlich hatte ich heute auch schon wieder Durchfall und bei der Kontrolle des Stuhls fielen mir ja auch öfter Sachen auf (die vermutlich ja nur Speisereste waren); und heute hatte ich ja auch wieder Blut auf dem Papier. Allerdings dürfte Darmkrebs keine rektalen Schmerzen auslösen.

Ach, Mann... ich weiß, daß meine Gedankengänge z.T. absurd sind, doch sie quälen mich und deshalb wollte ich sie unbedingt jemandem mitteilen, mit jemandem darüber reden. Mir liegt auch nichts ferner, als das Leiden von euch, die ihr wirklich an den Krankheiten leidet, vor denen ich mich so fürchte, herunterzuspielen.

Ich suche, so doof es sich auch anhört, einfach nur nach einem offenen Ohr und einer Person, die mir Beruhigung schenkt, Beruhigung, die in meiner Nähe nicht finden kann, da ich einerseits meine Umwelt, die weiß Gott genug eigene Sorgen hat, nicht belasten will, und andererseits, weil ich nicht denke, daß ich auf Verständnis stoßen würde...