Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 18.11.2007, 13:13
Angie70 Angie70 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.08.2007
Beiträge: 11
Standard AW: Meine Mutter hat ein GBM!

Hallo Speedy,

viele hier im Forum können Dich gut verstehen, denn wir sind ja selber oft als Angehörige von dieser Krankheit betroffen und wissen wie schwierig und bis an die Grenze psychisch belastend diese Krankheit auch gerade für die Menschen
"drum herum" ist. Ganz bestimmt hält Dich hier niemand für gefühllos

Auch bei meiner Mutter wurde im Juli 07 ein GBM diagnostiziert und die Ärzte haben weder mit meiner Mutter noch mit uns jemals direkt über die tatsächliche Tragweite und Aussichtslosigkeit dieser Erkrankung gesprochen. Die Informationen habe ich alle aus dem Internet.

Und genau wie Du stehe ich vor dem gleichen Dilemma: Muss man ihr nicht eigentlich die Wahrheit sagen? Aber wie macht man das bloß, ohne ihr das letzte bisschen Lebensmut zu nehmen? Meine Mutter weiß, dass sie einen bösartigen Tumor hat(te), der operiert und dann bestrahlt wurde. Natürlich weiß sie, dass eine bösartige Krebserkrankung potentiell tödlich enden kann, aber dass es ein Glio definitiv ist (bis auf ganz wenige Ausnahmen) das weiß sie nicht. Sie hat große Hoffnung die Krankheit besiegt zu haben. Sie denkt, wenn die nächste Kontrolluntersuchung "gut" ist, hat sie es geschafft.

Wir reden oft in unsere Familie über dieses Thema, aber kommen auch zu keiner Lösung. Ich habe auch mal eine Anfrage in einem anderen Forum gestellt und auch da gab es keine "klare" Lösung. Manche Patienten wissen es von Anfang an, andere erfahren es bis zu ihrem Tod nicht.

Meiner Mutter geht es jetzt (nach einer ganz schwieriegen Zeit, in der wir auch schon fast alle Hoffnung aufgegeben hatten) wieder unerwartet besser. Sie fragt auch viel nach und da glaube ich wir werden es ihr irgendwie erklären müssen. Irgendwie muss es eine Möglichkeit geben, ihr die Wahrheit zu sagen und trotzdem die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Wie, weiß ich nocht nicht genau, aber ich löchere den Seelsorger und die Psychologin weiter.

Bei uns ist die Meinung darüber was und wie viel wir meiner Mutter sagen auch geteilt. Ich wäre eher dafür, meine Geschwister und mein Vater sind dagegen. Das muss ich akzeptieren. Am Anfang wusste ich die Tragweite der Diagnose und habe mit meinen Geschwistern darüber geredet, mein Vater hingegen wollte davon nichts wissen. Es hat etliche Wochen gedauert, bis er so weit war, dass er darüber reden konnte und wollte.

Will sagen: Es gibt kein richtig und falsch in dieser Situation. Ihr werdet das für eure Familie und Eure Mutter richtige und Gute instinkitv machen und trotzdem werdet ihr euch wahrscheinlich fragen ob es wirklich richtig ist/ war und Vorwürfe machen, das es evt. falsch war. Das ist natürlich und normal und geht uns fast allen so. Diese Krankheit bringt jeden an seine Grenzen.

Versucht Euch Hilfe zu holen (gerade auch in diesen Dingen) Sprecht mit einem Seelsorger, einem Onkopsychologen und/oder Hospizdienst über dieses Thema. Ich bin seit der GBM Diagnose meiner Mutter in psychologischer Betreuung, weil ich damit überfordert bin. Das hilft, zumindest ein wenig.

Schreib hier rein und stelle alle Fragen, die Dir auf der Seele brennen oder auch einfach nur, wie es Dir geht. Du findest hier Gehör und Verständnis für Deine Sorgen, denn wir haben alle ähnliche und können sie daher gut verstehen und versuchen auch -wenigstens virtuell- uns gegenseitig ein bisschen zu stützen.

Ich wünsche Dir viel Kraft
Angie
Mit Zitat antworten