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Alt 02.12.2007, 11:13
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Linnea Linnea ist offline
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Registriert seit: 18.07.2007
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Standard AW: Hodgkin - mein neuestes Sammlerstück

Liebe Birgit, liebe Ulli, liebes Zicklein, liebe Beate, liebe Anja, liebe Leena, liebe Ina und Ihr anderen Lieben,

jede einzelne von Euren Antworten, weckt in mir immer den Impuls, mich bedanken zu wollen: für Eure lieben Worte, für die schönen Gedichte, für Eure Hilfe und einfach dafür, daß Ihr an mich denkt und für mich daseid. Ihr seid so lieb!

Bei mir geht es momentan immer sehr stark hoch und runter. Mitte der Woche hatte ich einen wahren Energieschub, den ich gleich kräftig genutzt habe. Ich war so froh, einmal wieder so viel schaffen zu können. Mein Psychotherapeut meinte dann schon am Donnerstag, daß ich wohl tüchtig dabei sei, mich zu übernehmen. Ich habe dann erst am Freitag gespürt, wie recht er hatte Seelisch habe ich mich wieder nur wund gefühlt, körperlich fast gar nicht. In diesen Zeiten habe ich keine Worte mehr. Mir fällt nichts mehr ein... Jean Paul würde sagen "Der innere Mensch schwingt die Stummenglocke".

Unterdessen hat mir meine Mutter schon viel Gutes getan und es geht wieder. Ich weiß ja, daß das alles nicht verwunderlich ist. Wo sollten auch die Kraft- Reserven plötzlich herkommen? Aber es kann so verführerisch sein, sich mal wieder besser zu fühlen...

Ich habe den Eindruck, daß ich mein verbliebenes bißchen Restverstand nutzen muß, um mich in Zukunft von diesem Teufelkreis fernzuhalten: Wenn es mir schlecht geht, fühle ich mich weniger. Im Anschluß an eine solche Phase habe ich wohl auch eine verschobene Wahrnehmung von mir und spüre weniger, wo meine Grenzen sind, wieviel (oder wie wenig) ich mir zumuten darf, damit es mir nicht gleich wieder schlecht geht.

Es ist eine vertrackte Sache mit der inneren Übereinstimmung mit sich selbst. Ich denke, wenn Körper und Seele (vielleicht auch Geist) so stark gegeneinander verschoben sind, daß sie nicht in Einklang miteinander kommen können, ist der Zugang zur inneren Kraftquelle versperrt. Es ist, als könnten Körper, Seele und Geist den Brunnendeckel nur gemeinsam anheben. Solange die drei befreundet sind, können sie jederzeit aus der Quelle schöpfen. Aber wenn einer sich querstellt, wird es schwierig. Vielleicht kann eine starke Seele, den Deckel an ihrer Seite noch eine Weile hochstemmen, um einen Zugang zu gewährleisten. Aber wenn sie nicht bald Hilfe bekommt, wird ihr die Last zu schwer werden und der Deckel fällt ihr krachend auf die Füße. Lacht nicht: natürlich hat die Seele Füße. Seelenfüße eben. Und meine humpelt immer noch durch die Gegend, weil ihr der Brunnendeckel in letzter Zeit zu oft darauf gefallen ist.

Ihr Lieben,morgen müssen meine drei alle wieder kräftig ran, denn da bekomme ich meine vorletzte Chemo. Das Ende rückt in greifbare Nähe!

Allen, die hier lesen, möchte ich dieses kleine Gedicht zukommen lassen, das für mich ein ganz besonderes ist:


Was ich dir zum Advent schenken möchte

Einen Orgelton wider den finsteren Morgen,
meinen Atem gegen den Eiswind des Tags,
Schneeflocken als Sternverheißung am Abend
und ein Weglicht für den verlorengeglaubten
Engel, der uns inmitten der Nacht
die Wiedergeburt der Liebe verkündet.

(Christine Busta)

Einen schönen Adventssonntag wünscht Euch allen
Eure Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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