Einzelnen Beitrag anzeigen
  #15  
Alt 10.12.2007, 17:37
Benutzerbild von SonneSollScheinen
SonneSollScheinen SonneSollScheinen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.06.2007
Ort: Süddeutschland
Beiträge: 308
Standard AW: Arbeiten unter Chemo - geht das?

Hallo Michi,

ich war während der Chemo auch ab und an arbeiten - da ich in dieser Zeit nur interne Projekte übernommen habe (naja, und immer noch nur intern arbeite, die letzte Chemo ist erst 5 Wochen her und vor 10 Tagen war die OP) konnte ich mir die Zeit relativ frei einteilen. Unter EC ging das ganz gut - mind. 2 Tage die Woche war ich arbeiten. Mit Taxotere dann ging es viel schlechter, das Zeug hat mir mächtig zugesetzt. Ich denke, es ist gut, wenn Du arbeiten magst - mir hat es auch sehr gut getan. Was Du aber meiner Meinung/Erfahrung nach brauchst, ist a) ein dickes Fell und b) den Mut, NEIN zu sagen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen um mich rum (obwohl alle echt lieb, aber halt "krebs-unerfahren") im Büro nicht so ganz verstanden haben, wieso ich z.B. Montag arbeite, Dienstags daheim bin, Mittwoch arbeite usw. Weil: man sieht einem ja nicht direkt an, wie es einem geht. Und Menschen, die sich unter einer Chemo nichts vorstellen können (kein Vorwurf!!), denken sich eben: Mensch, die kriegt ja "nur" alle 3 Wochen eine Infusion - dann geht es ihr vielleicht 2-3 Tage schlecht ... Wieso ich selbst in der 3 Woche nicht jeden Tag arbeiten konnte, hat keiner so recht verstanden. Ich habs aber einfach nicht geschafft - keine Kraft, Schmerzen, Übelkeit... Bevor ich wie ein Schluck Wasser in der Kurve im Büro "hing", bin ich besser zu Hause geblieben. Oft waren meine Leukos auch so schlecht, dass ich gar nicht gehen durfte. Manchmal bin ich dann auf Unverständnis bei Kollegen gestossen - das war gar nicht böse gemeint...aber manchmal nervt es dann doch, zum 10. Mal zu hören, wie "blendend" man aussieht (mit Perücke und roten Wangen dank Cortison) und das es einem ja dann zweifelsohne gut gehe und ob man dann morgen/übermorgen/was-weiss-ich wann dann doch zu dem Meeting/Schulung/etc. kommt, denn es gehe einem ja offensichtlich zum Glück gut. Mir ging es während der ganzen Chemozeit nicht gut - nicht in dem Sinne gut, was normale Menschen unter gut verstehen. Aber ich habe auch die Nebenwirkungsliste von oben bis unten durch und noch ein paar dazu . Was ich sagen will: geh arbeiten, aber ACHTE AUF DICH. Lass Dich nicht mit Arbeit zuhäufen, lass Dir nicht reinreden, mach Dir selbst kein schlechtes Gewissen und lass andere Leute denken, was sie nunmal denken. Ich bin ein schlechtes Beispiel im NEIN-sagen, was auch schon so geendet hat, dass ich nach einem Bürotag heulend im Auto sass, weil ich nicht wusste, ob ich noch die Kraft habe, nach Hause zu fahren (Fahrtzeit über Autobahn ca. 1 Stunde). Natürlich kam ich gut an - aber sowas muss echt nicht sein.

Man muss sowieso schon so stark sein... Mach das so, wie es für DICH richtig ist und lass Dir nicht reinreden. DU bist jetzt wichtig.

Liebe Grüsse und alles Gute!

Sonne
Mit Zitat antworten