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Alt 13.12.2007, 17:45
Butzimutti Butzimutti ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom unbehandelt

Hallo Anna,

im April diesen Jahres habe ich nach Diagnosestellung zu meinem Onkodoc gesagt: Danke nein, 2 Familienmitglieder sind an dieser Krankheit gestorben und diese Quälerei einer Behandlung mit ungewissem Ausgang mache ich nicht mit. Nach einigen Diskussionen, bei denen ich mir habe sagen lassen, ich sei eine verdammt schwierige Person, stimmte ich einer Chemo zu mit dem Hintergedanken, man kann es ja mal probieren und wenn alles zu schwierig wird, höre ich ganz einfach auf. Und siehe da, ich machte weiter, mein Ehrgeiz und mein Überlebenswille oder auch Selbsterhaltungstrieb waren angestachelt. Ich würde lügen, wenn ich sage, es sei einfach gewesen, aber ich habe in meinem Leben schon so vieles geschafft, warum nicht auch etwas, was am Anfang aussichtlos erscheint. Und es hat sich gelohnt! Es war ein schöner Sommer, wenn mir nicht übel war, oder ich müde in meinem Balkonstuhl hing, dann habe ich mich mit Freundinnen verabredet, war bummeln, hatte endlich einmal so viel Zeit wie ich wollte zum Lesen. Habe mich an so vielen Dingen erfreut, für die mir während meiner 10-Stunden Bürotage der Blick fehlte. Der Herbst war genauso gut und ich freue mich an jedem Tag, der mir geschenkt wird. So habe ich auch meine Bestrahlung überstanden, die mich nicht körperlich eingeschränkt hat, dafür aber nervlich an den Rand der Verzweiflung brachte. Aber ich freue mich noch immer und weiß heute, ich kämpfe, wenn es sein muss, auch weiter. Quirin hat 100%ig recht mit dem was er schreibt, auch Erika stimme ich zu mit dem Annehmen der Krankheit.

Ich nehme an, so wie Du schreibst, dass Du alleine lebst, das tue ich auch. Natürlich ist es einfacher, wenn Du jemanden an Deiner Seite hast, der Dich aufbaut und tröstet, wenn Du es brauchst. Wenn Du denjenigen nicht hast, hilft Dir dieses Forum, aus dem auch ich so unglaublich viel Zuversicht und Stärke gezogen habe. Du wirst erkennen, dass Du Deine Psychopharmaka und Antidepressiva ziemlich weit hinten im Schrank verstauen kannst, wenn Du Deine Krankheit akzeptierst und Dir sagst, diesem Tier gebe ich keine Macht über mich!

Ich wünsche Dir viele gute Gedanken und Überlegungen, letztendlich muss jeder das tun, was er für das RICHTIGE hält. Meine Entscheidung war für mich richtig, die Zukunft ist mein HEUTE, vielleicht auch noch das Morgen. Und dann überlegt man von Neuem, was das Beste für einen ist.

Liebe Grüße von Ilse
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