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Alt 14.01.2008, 21:37
estella estella ist offline
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Registriert seit: 25.04.2007
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Ulla, liebe Manu, liebe Irmgard...hallo an alle anderen,

ich habe gelernt meinen Vater nicht mit Fragen zu bedrängen, die er mir eh nicht beantworten wird.

Mein Vater war immer schon ein "Geheimnisskrämer", er hat vieles mit sich aus gemacht. Er war schon immer ein Mann, der seine Pläne lieber mit seinen Freunden, als mit seiner Familie besprochen hat. Wir waren immer die Letzten, die die wichtige Veränderungen erfuhren. Ob aus Angst, dass wir seine Pläne vereiteln könnten oder einfach, weil er uns nicht beunruhigen wollte oder weil er sich alles einfacher machen wollte oder ein wenig von alem - ich kann nur mutmaßen, denn mein Vater redet nicht mit uns über seine Gefühle. Seine Gedanken hat er immer für sich behalten oder anderen mitgeteilt. Das ist für uns manchmal ziemlich schwer gewesen - vorallen dann, wenn man mitkriegte dass jeder in seinem Umfeld informiert war.

Zum Beispiel erfuhr ich von Schwächeanfälle, die er gehabt hatte, weil er das Pablos Tagesmutter erzählt hatte. Die natürlich davon ausgegangen war, dass ich das auch weiß. Er hat allen Damen seines Chores erzählt, dass er innerhalb Berlins umziehen will...und ich kriegte das per Zufall von jemanden mit, der natürlich ebenfalls dachte, dass ich dies wüßte. Usw usw..

Gleichwohl ich mir wünsche, dass er offener (und in gewisser Hinsicht ehrlicher) mit uns reden würde, er ist nun mal so wie er ist. Die Krankheit hat ihn nicht bezwungen, nicht das Gute, nicht das Schlechte. Und auch wenn ich mir mehr Transparenz wünsch: ich bin froh, dass er ganz und gar der ist, der er immer war.

Es geht ihm übrigens von Tag zu Tag besser - es ist ganz erstaunlich. Adrians Eltern waren zu Besuch und wir gaben ein Abendessen. Er sah sehr gut aus und war energetisch und beteiligte sich an den Gesprächen wie immer. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich vergesse wie krank er war udn dass er sich von einer schweren OP und einer Chemo erholt. Das ist ein Geschenk. Und ich weiß das.
Liebe Grüsse,

alicia
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