Thema: Lungenkrebs?
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Alt 19.01.2008, 16:39
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Dre Dre ist offline
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Ausrufezeichen AW: Lungenkrebs?

Hallo an alle zusammen. Habe schon lange nichts mehr geschrieben,dass kam aber daher, dass mir weder Zeit noch Ruhe dafür gelassen wurde. Meine Schwester war vergangenes Jahr im November zur AHB.Die mußte sie 2 Tage früher als geplant abbrechen.Einlieferung ins hiesige Krankenhaus,einen Tag später konnte ich sie allerdings wieder mit nach Hause nehmen.Die in der Reha haben nur Mist gemacht,falsche Medikamente,bzw zuviel. Soweit rappelte sie sich auch wieder auf und ich fand sogar das es ihr gut ging.Am 7.Januar hatte sie dann den Termin zum CT und Besprechung beim Onkologen.Dazu muß ich sagen, dass nach der Reha ein MRT vom Kopf gemacht wurde, wegen der Hirnmetas.Der Befund war insofern gut, dass diese zwar nur geringfügig kleiner geworden sind, aber sich halt auch nicht vergrößert haben. Das letzte CT vom Oberbauch und Thorax hat dann ergeben, dass sich in der Niere etwas gebildet hat, ein neuer Herd. Auch die Leber sei auffällig. Das war am Montag den 7.1.08. Trotzdem hat sie gesagt, dass sie es schafft und wollte am darauffolgenden Mittwoch die Chemo mit Tarveca in Tablettenform beginnen. In der Nacht zum Mittwoch hatte sie wieder starke Knieschmerzen,dafür hat sie Servredol bekommen. Bis 4 Uhr morgens war ich dann bei ihr,dann ist sie endlich eingeschlafen.Ich bin nach hause und laut ihrer Tochter hat sie kurze Zeit später einen Apfel gegessen. Um 7 Uhr morgens mußte sie sich übergeben.Ab da war sie nicht mehr ansprechbar. Mittags ist sie dann aufgestanden,wollte zur Toilette und brach zusammen.Sie hat unter sich gemacht und es war einfach nur menschenunwürdig sie dort liegen zu sehen. Meine Ma und ich haben sie dann sauber gemacht,auch wenn sie immer gesagt hat wir sollten weg gehen und sie in Ruhe lassen.alles was ich dann gemacht habe, wurde von mir vorher kommentiert,damit sie bescheid wußte.denn wer weiß ob sie es mitbekommt oder nicht?Meine Ma und ich haben sie irgendwie wieder zurück ins bett getragen,ich weiß nicht wie wir diese Kräfte aktivieren konnten,aber wir haben es geschafft.Nachmittag gegen 15 Uhr allerdings habe ich eingesehen das es so nicht mehr geht, obwohl ich ihr versprochen hatte sie nie ins Krankenhaus zu bringen.Der Ex Mann und Vater ihrer Zwillinge (14 Jahre) kam dann auf meinen Wunsch und hat mir geholfen.Krankenwagen und ab in die 30 km weit entfernte Klinik.Dort wurde sie die ganze Zeit über behandelt und es war auch richtig! In der Notaufnahme hat man mich erstmal fast eine Std mir ihr alleine gelassen,ich hatte solche Angst und habe dort rumgeschrien,endlich kam ein Arzt.dann bekam sie ne Morphium Spritze und wurde auf ein Zimmer in die Onkologie gebracht.Der Ex Mann und ich haben noch mit dem Notarzt gesprochen und er sagte uns klipp und klar das sie im sterben liegt und nicht wieder aufwacht,dass Krankenhaus nicht lebend verlassen wird. Das war ein Schock für uns, denn es ging ihr vorher gut und hatte Pläne.....dann aufeinmal so eine Aussage...der Arzt hat sich zwar bei uns entschuldigt,da er gedacht hat wir könnten die Situation richtig einschätzen.Aber wie sollen wir bitte solch eine SItuation einschätzen???!!
Wir sind dann noch oben im Zimmer gewesen,haben uns vorher sehr lange überlegt was wir machen sollen,nach hause fahren oder da bleiben.Der Arzt sagte sie könnte diese Nacht schon sterben.Meine Ma und ich haben ihr aber unser Wort gegeben das wir sie nicht allein sterben lassen werden.Meine Ma war aber 30 km weit entfernt,was sollten wir nun tun.Wir haben uns entschlossen nach Hause zu fahren,die Kinder waren ja auch noch da. Diese Entscheidung fiehl uns nicht leicht, aber wir mußten das Risiko eingehen.
Am nächsten Morgen sind meine Ma und ich bereits um 5 Uhr in die Klinik gefahren, sie war unverändert komatös, der PRof hat mir dann gesagt das es sehr schlimm aussieht und er davon überzeugt ist, dass meine Schwester nicht mehr aufwacht. Er fragte ob noch ein CT vom Kopf gemacht werden sollte und ich sagte JA.Mir waren diese Aussagen der Ärzte einfach nicht genug,ich wollte Klartext, es selber sehen.Im CT am Bildschirm kam der schon damals behandelnde Radiologe auf mich zu und erkannte mich sogar, er hat sich sowas von erschrocken und sagte es wäre viel zu früh,so schnell könnte es nicht verschlechtern, er hat es nicht verstanden.Als er die Bilder sah, erklärte er mir indem er mir um die Schulter gefaßt hat, dass meine Schwester nicht wieder aufwachen würde.Die Hirnmittellinie ist von dem Ödem so stark verdrängt, es gibt keine Hoffnung mehr. Nachdem ich meiner Mutter das alles so in aller Ruhe im KH gesagt habe,wurde die andere Patientin auf dem Zimmer bereits rausgefahren.Wir wußten was es heißt,denn so war es bei meinem Vater auch. Sie wird bald sterben, sie liegt also wirklich im sterben.das war alles vormittags, nachmittags sind meine Ma und ich etwas an die Luft gegangen,als wir ins Zimmer zurück kamen sagte meine Schwester ganz klar und deutlich mit fester heller Stimme zu mir "Dre mir ist kalt,kannst du mir die decke höher ziehen..."Ich dachte ich fall vom Glauben ab...meine Mutter war weiß wie die Wand und brach bald zusammen.Dann sagte sie noch das es ihr so unangenehm ist, dass sie unter sich gemacht hat. Danach schlief sie wieder ein.Man sagte uns wir sollten nach hause fahren und könnten jederzeit anrufen.Haben wir auch gemacht.Am nächsten morgen um 5 UHr waren wir wieder dort, wir kamen rein und wurden hellwach und klar von meiner Schwester begrüßt. Irgendwie war es ein wahnsinniges Glücksgefühl,hätte schreien können vor Freude.Doch ich blieb ruhig,traute dem Braten nicht.Von da an hat sie uns nicht mehr weg gelassen,mußten nachts dort bleiben.Immer nur meinen Namen und was ich machen soll....die Morphin Dosis wurde allerdings von 3 auf 5 und dann auf 10mg erhöht.Am Dienstag habe ich mit den Ärzten intensiv gesprochen,die verstehen das alles selber nicht und aus medizinischen Gründen hätte sie nicht mehr wach werden können.Die Ärzte haben mir grünes Licht gegeben alles als Pflegefall für zu Hause zu organisieren,dass habe ich auch gemacht.Meine Schwester ist seit Dienstag allerdings sehr auf Streit aus,verletzt uns wo sie nur kann, ihre Kinder auch und genauso ging sie auch mit den Schwestern um.Am Mittwoch habe ich ihr gesagt,dass wir alles zu hause vorbereiten müssen und deshalb nachts nicht bleiben können.sie sprach kein Wort mehr mit uns,war stinksauer das wir sie allein lassen.Es kamen nur noch zickereien und Vorwürfe von ihr.Am Donnerstag war dann alles soweit klar,Freitag kommt das Bett und die anderen Utensilien,Pflegedienst organisiert und alles.
Sie rief mich dann Freitag morgen über Handy an,dass sie nicht glaubt nach hause zu kommen und hat sehr geweint,es würde ihr so leid tun wie sie uns behandeln würde und will uns nicht weiter zur Last fallen. Als sie dann mit dem Krankentransport gebracht wurde hatte ich ein ungutes Gefühl in mir. Und es bestätigte sich auch, sie war sofort auf Streit aus, beschimpfte unsere Mutter und mich so sehr.Dann habe ich vor ihr gestanden und gefragt warum sie mir jetzt so weh tun würde,ich hätte doch alles möglich getan das sie nach hause kommt.....daraufhin hat sie lautstark mehrmals gesagt "ICH habe Krebs und ich darf das,ich stelle die Regeln auf..."ich bin raus gegangen und mußte eine rauchen,vor ihr wollte ich nicht weinen.Unsere Mutter kam hinter mir her und hat zu ihr gesagt, dass wenn sie so weitermachen würde sie bald sehr einsam werden würde.
Tja, dann kam der Ex Mann,er bleibt nachts dort,auch wegen der Kids, Mama und ich teilen es uns am Tage.Aber als der Anruf von ihrem Ex Mann kam,spätabends,wie habt ihr das nur ausgehalten...das geht so nicht...sie wollte die kids rausschmeißen ....ach so viele Beleidigungen und zickereien...er sagte mir klipp und klar, wenn sich das nicht einspielen würde hält das niemand eine Woche aus. Sie war ihr Leben lang schon sehr bestimmend und was sie sagt ist richtig,Meinungen anderer läßt sie eh nicht zu , aber wenn man doch so krank ist dachte ich jedenfalls,ändert sich der Charakter vielleicht. NEIN, dass ist nicht der Fall.
Mama ud ich haben uns für heute und morgen "frei" genommen um Kraft zu tanken, es war alles zuviel. Vielleicht geht es alles ab Montag besser, aber was machen wir wenn nicht? Ich kann sie doch nicht in ein Pflegeheim abschieben...sie will auch noch mit der Tarceva Chemo anfangen. Die Ärzte haben mir gesagt das sie es nicht für sinnvoll halten wegen den Nebenwirkungen und es würde auch nichts mehr bringen. Was soll ich nur tun, gebe ich ihr die Chemo nicht könnte ich ihr die letzte Chance nehmen? Oder aber wenn ich sie ihr gebe muß sie extrem leiden,die Tage/Wochen oder Monate die sie noch hat? Am liebsten würde ich zu ihr hinfahren, aber ich brauche meine Ruhe jetzt.Ich habe ihr versprochen das wir sie nicht im Stich lassen...ich kämpfe aber kann nicht mehr.
Ich weiß das alles sehr viel war jetzt, aber mir tat es auch gut gerade hier diese letzten Tage zu erzählen,denn hier werde ich verstanden.
Ich würde mich sehr über Antworten, Sätze freuen, vielleicht gibt mir das alles noch Kraft die nächste Zeit durchzuhalten.
Ich frage mich immer wieder, wieso ist das alles so schnell gekommen, wieso ohne Vorwarnung????
Ich denke an alle die sich so für ihre liebsten aufopfern....meine Parole lautet immer DURCHHALTEN...ich liebe meine Schwester sehr!!
*Dre
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