Einzelnen Beitrag anzeigen
  #156  
Alt 19.02.2008, 14:05
Cindylein1981 Cindylein1981 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 19.02.2008
Beiträge: 1
Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Ein Brief an meinen Papa der am 03.01.2008 von uns gehen musste!!





Mein lieber Daddy!
Auch wenn du diesen Brief niemals in die Hand bekommst weiß ich du sitzt da und liest was ich dir zu sagen habe!!
Es ist schon lange her als wir das erste mal Erfahren haben das du sehr schwer Krank warst, damals konnte ich noch gar nicht klar denken, denn ich war noch zu klein um zu verstehen was das heißt. Ich bekam gerade mal mit das du im Krankenhaus bist und dich nur die ´´älteren´´ besuchen durften, ich sei zu klein und ich würde das nicht verstehen und würde einen Schock bekommen wenn ich dich mit all den Schläuchen im Körper sehen würde.
Damals wusste ich nur, du bist Krank und bist nicht da!! Es nun 18 Jahre her als es so war.
Du und Mama hattet wunderbare 17 Jahre in denen Ihr euren Weg gegangen seid. Ihr habt euch eure Zukunft aufgebaut und wolltest gemeinsam Alt werden! Ihr habt euch dazu entschieden in euer neues Zu Hause Belgien zu gehen!! Es war ein großer und ein Steiniger Weg bis ihr es endlich geschafft habt ein Haus nach euren Wünschen zu gestalten und zu halten!!
Ihr hattet 7 glückliche Jahre in eurem neuen Heim, in dem jeder Gast willkommen war und wo euch eure Freunde geholfen haben den Weg in einem neuem Land zu erklimmen. Ihr habt euch den Sitten und Bräuchen in diesem Land zu eigen gemacht und ihr wart Glückliche Eltern, die sich immer gefreut haben wenn eins eurer 3 Kinder mit Partnern zu Besuch kam. Auch wenn es euch vielleicht manchmal schwer fiel die Partner zu akzeptieren die die Kinder mitbrachten.
Papa, du warst stets immer ein guter Zuhörer dem man viele seiner Probleme anvertrauen konnte und der immer wieder einen Rat mit auf den Weg gegeben hat.
Alles war so schön, bis der Fluch sich auf unsere kleine heile Familie gelegt hat!!
2005 war ich beim Frauenarzt und der legte mir meinen Pap4a Abstrich vor die Nase. Ich musste ins Krankenhaus und ich bekam eine Konisation. Die Tage danach war Mama bei mir und war mit mir in Köln shoppen, an dem Tag erreichte mich das Krankenhaus und ich musste zu einem persönlich Gespräch zum Oberarzt im Krankenhaus. Die Mama war fast genau so geschockt wie ich, als er meinte ich hätte Gebärmutterhalskrebs. Er legte mir nah eine Komplett Entfernung meiner Gebärmutter, was Mama aber nicht ohne zweite Meinung gelten lies. So bekam ich durch schnelles Handeln und großartigem Einsatz von Mama eine zweite Chance mit einer zweiten Operation, einer Re-Konisation. Und alles vor Weihnachten 2005.
GLÜCK gehabt, alles ging gut und bisher keine großen Probleme. Doch ich merkte das es dir mit diesem Ergebnis nicht gut ging. Du gabst dir vielleicht die Schuld, doch wie sich Rausstellte konnte es nicht an deinen Genen liegen. Den mein Krebs kam durch die HPV Viren.
2006 war ein ruhiges Jahr. Ich machte meinen Schulabschluss nach mit einem Notendurchschnitt von 1,8 was wirklich was besonderes ist, wenn man meine bisherigen Schulnoten gesehen hatte!!
Und Du Papa bist endlich in Rente gegangen und konntest dich ganz und gar auf deine Hobbies konzentrieren und ausleben!! Da war zum Beispiel das Angeln und das Pilze suchen im Wald!! Du liebtest die Natur und die Tiere!! Hauptsache Bewegung!! Dann war da noch der Schützenverein den ihr beide schon so lange zu eurer Familie dazu gezählt habt. Immer wenn ich in deinem Büro zu hause gesessen habe, habe ich mir die Urkunden und Pokale angeschaut die mit sehr viel liebe und Exaktheit aufgestellt und auf gehangen wurden. Es ging dir gut. Es ging dir gut bis das Ende zum Ende ging. Der Fluch. Ramin und Ich sind schon vor Weihnachten gekommen, wie immer. Ich saß mit Mama in der Küche die am Telefon Wendy versucht hatte auf zu bauen, denn Wendys Mikesch ist an dem Tag gestorben.
Es klingelte an der Tür und der Doktor Beleflam stand da und ging mit dir ins Büro. Die Mama sollte auch kommen, denn er hatte schlechte Nachrichten. Es stellte sich heraus das Deine Nieren nicht mehr gearbeitet haben. Du musstest Notoperiert werden. Und das ein Tag vor Heiligabend. Du durftest Heiligabend wieder nach Hause, aber gleich nach Silvester wieder rein. Von da an ging es Bergab. Vor allen für mich. Im Januar 2007 erfuhren wir das die Ärzte dir nur noch knapp ein halbes Jahr geben würden. Die Tests haben ergeben das der Krebs wieder da ist. Ich weiß noch nicht einmal ob es jetzt doch wieder der gleiche Krebs war wie vor 17 Jahren oder ob es ein anderer war. Für uns brach eine Welt zusammen, doch du hast dein lächeln dennoch nicht verloren. Du sagtest immer wieder „ die Hoffnung stirbt zu Letzt.“ Im April musste ich meine Mausi einschläfern lassen, denn sie litt an starkem Diabetes und Leberschaden. Es ging mir so dreckig wie noch nie in meinem Leben, dachte ich! Aber es kam noch schlimmer!!
Im Juni 2008 zogen Ramin und ich nach Augsburg, denn Ramin bekam eine Stelle an der er seinen Doktortitel machen konnte. Leider gab es keine Möglichkeit das in Köln zu machen. Aber schon im August habe ich dich wieder gesehen, und ja es ging dir den Umständen entsprechend gut. Seid der Diagnose deiner Ärzte lebtest du noch einmal richtig auf und man sah dir an das du Glücklich warst. Wir alle hatten wieder neue Hoffnung bekommen das es dir nun doch wieder gut geht und vielleicht den Krebs doch besiegen könntest. Am Familientreffen habe ich durch Zufall mitgehört wie du zu einem deiner Brüder sagtest das du noch nicht gehen kannst, denn du würdest dir Sorgen machen um Mama und um deine Kinder, außerdem wäre es doch wirklich noch zu früh um zu gehen. Das hat mich zu der Meinung gebracht das du kämpfen wirst um diese Scheiß Krankheit zu besiegen.Und das hast du auch getan doch leider hatte ich mich wie schon so oft geirrt. Weihnachten kam wieder auf uns zu und Der Fluch ließ sich nicht aufhalten. Ich habe mich von Woche zu Woche immer mehr danach gesehnt zu euch zu kommen. Habe darauf hin gefiebert, ich konnte es nicht mehr erwarten. Doch dir ging es immer schlechter. Du lagst schon wieder im Krankenhaus. Erst in Aachen dann in Eupen oder war es umgekehrt? Ich weiss es nicht mehr. Aber es hörte sich nicht gut an was Mama zu berichten hatte. Und je länger es dauerte desto mehr sehnte ich mich danach dich zu sehen. Am 22.12.07 war es dann endlich soweit! Wir packten unsere Sachen und Gery und machten uns auf den Weg. Ich war total angespannt weil ich nicht wusste was mich Erwarten würde. Denn ich hatte schon mit Mama besprochen das ich länger bleiben würde um für dich zu Sorgen wenn Mama arbeiten geht. Wenn ich so zurückdenke, mir war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar wie ernst es war. Als ich dich so im Hospital gesehen habe und Mama und Ramin auf mich eingeredet haben das Du heute einen guten Tag hättest, wollte ich das gar nicht annehmen. Du warst lustig drauf und hast wie immer deine Witze gerissen. So als wenn nichts wäre. Ramin fuhr Heiligabend zu seinen Eltern, und Mama wollte alles daran setzen das du Heiligabend nach hause kommst. So war es dann auch. Du kamst nach Hause, aber es ging dir nicht gut um es mal etwas zu verharmlosen. Nein. Du hattest schmerzen trotz dem ganzem Morphium und den anderen Schmerzmitteln. Im Inneren wusstest du schon das es nicht mehr lange dauert. Die Ärzte haben dich nur nach Hause gelassen weil sie wussten das es das letzte Weihnachten bei deiner Familie sein würde. Und sie behielten Recht. Bereits am ersten Weihnachtstag mussten wir dich wieder in die Klinik bringen lassen, denn du brauchtest Blut. Die Woche war ich dann noch drei mal bei dir gewesen. Ich konnte es nicht sehen wie du daliegst und leidest. Es tat mir in der Seele weh und es tut auch heute noch weh wenn ich daran zurückdenke. An Silvester war ich das letzte mal bei dir. Das letzte mal das ich dir in deine Glasigen Augen blicken konnte!! Und jedes mal wenn ich es getan habe hätte ich weinen können. Doch ich riss mich zusammen und lächelte dich an. Ich weiß es war ein falsches lächeln und du hast es auch gesehen, aber du wolltest auch nicht bemitleidet werden, das weiß ich. Ich hatte an dem Tag noch Streit mit Ramin und hatte Abends noch einen Heulflash vom aller feinsten. So beschlossen Ramin und ich das ich Neujahr mit ihm nach Hause fahren sollte um Abstand zu bekommen. Das war Dienstags. Mittwochs rief Wendy an und sagte das du nur noch 72 Stunden hättest. Ich buchte mir für Samstags den Zug, doch leider warst du schon nicht mehr da als ich ankam, denn du schliefst am Donnerstag Nacht um 11:30 Uhr ein und verließt die Erde auf immer und Ewig. Ich habe nicht geweint als Wendy mich am Freitag anrief, denn so wirklich glauben konnte ich es nicht und ja, was soll ich sagen? Es hat mich zwar berührt aber ich wusste nicht damit umzugehen. Am Samstag kam ich dann in Belgien an und wurde von Wendy, Mama und Roland am Bahnhof abgeholt. Abends gingen wir zum Friedhof, wo du angeblich in dem Sarg in der Kapelle gelegen haben sollst. Ich glaube nicht wirklich daran. Mittwoch am 09.01.08 war die Trauerfeier in der Kirche, unten bei euch im Dorf. Onkel Gerd hat eine schöne Rede gehalten. Ich hab geweint, aber auch nur weil Mama geweint hat um es jetzt mal klar zu stellen. Ich habe nicht das Gefühl gehabt das du dort im Sarg liegst.... tot. Geht nicht in meinen Kopf rein. Freitag war dann die Beisetzung deiner Urne. Auch das ist wieder etwas was ich nicht verstehen kann. Ich habe die Urne gesehen und ich wusste auch du bist da drin. Aber ich akzeptiere es nicht. Ich will das nicht!! Ich habe das Gefühl du bist nicht tot, du bist noch irgendwo. Ich kann es nicht erklären. Ich weiß nur es tut weh an Dich zu denken und mir dein lächeln Vorzustellen. Und ich habe Angst, demnächst die Mama zu besuchen, denn dann komme ich in Euer Haus und du bist nicht da. Ich weiß du bist nicht da, aber ich kann es mir nicht Vorstellen. Es tut einfach noch zu weh. Und dir diesen Brief zu schreiben, finde ich jetzt auch nicht wirklich Hilfreich. Mit Ramin über meine Gefühle zu sprechen käme mir auch nicht Richtig vor. Adrijana kann und werde ich nicht mein Herz ausschütten, denn die hat ganz andere Probleme. Ich weiß einfach nicht wem ich meine Gedanken mitteilen kann. Alle die ich kenne haben ihre Eigenen Probleme. Deswegen schreibe ich dir diesen Brief!!
Ich hoffe du hast diesen gelesen und kannst mich verstehen das ich an deinem Todestag nicht geweint habe. Ich vermisse dich und ich hab dich lieb mein lieber Papa.

Deine Tochter Cindy

Geändert von Cindylein1981 (19.02.2008 um 19:18 Uhr)
Mit Zitat antworten