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Alt 08.03.2008, 21:05
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Linnea Linnea ist offline
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Registriert seit: 18.07.2007
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Standard AW: Wo seht ihr die Ursachen Eurer Lymphomerkrankung?

Liebe Akalia,

gerne möchte ich versuchen, Dir auf die Frage zu antworten, die Du mir in Peters Thread gestellt hattest:

Zitat:
@Linnea
Wenn Du die Chemo hinter Dir hast, ist doch soweit die Erkrankung beinahe abgeschlossen. Was ist der Anlass, dass Dich diese Erkrankung immer noch so sehr beschäftigt?
Es mag vielleicht am Anfang so erscheinen, als könne man eine Krebserkrankung hinter sich bringen wie jede andere Krankheit: Auf den Schock der Diagnose folgt eine der Krankheit entsprechende harte Therapie. Hat man diese überstanden und ist in Remission, erholt man sich in der Reha und steigt dann langsam wieder ins Alltagsleben ein...

Leider geht es nicht ganz so einfach. Ich möchte Dich nicht verunsichern, aber nach allem, was ich hier im Forum lesen und an mir selbst erfahren konnte, ist eine Krebserkrankung keinesfalls mit der Therapie des Körpers abgeschlossen. Selbst dann, wenn der Körper sich nahezu restlos von den Neben- und Folgewirkungen der Therapien erholt, hat die Psyche nach alledem eine Menge zu verdauen - und man ist nicht mehr derselbe Mensch wie vorher. Man muß sich mit neuen körperlichen, geistigen, seelischen Bedingungen zurechtfinden.

Äpfelchen-Beate hat neulich vom "Verlust eines Urvertrauens" geschrieben, und auch mir geht es so - ich habe eine Sicherheit verloren, die sich auf ein Vertrauen in meinen gesunden, leistungsfähigen Körper gegründet hat. Ich war nie ein ängstlicher Mensch, aber diese Krankheit hat mir große Ängste beschert.

Krebs ist eine chronische Krankheit, d.h. auch nach Abschluß der Therapie ist man noch krebskrank. Komplette Remission bedeutet nicht vollständige Heilung, sondern eine temporäre Nicht-Feststellbarkeit von Krankheitssymptomen. Ich weiß nicht, ob es jemanden gibt, den nicht zumindest rund um die Nachsorge-Termine gewisse Ängste vor einem Rezidiv, also einem Wiederauftreten von Krankheitssymptomen, befallen.

Man kann sehr viele Grenzerfahrungen machen, seine psychischen und physischen Belastungsgrenzen erleben - diese Erlebnisse verändern einen und sind schwer vermittelbar gegenüber dem eigenen Umfeld. Ich habe eine ganz, ganz liebevolle Familie um mich herum udn wunderbare Freunde - und dennoch habe ich das Gefühl, von vielen Menschen hier im Forum besser verstanden zu werden, weil sie das selbe in ihrer persönlichen Version durchlebt haben. Durch dieses Vermittlungsproblem werden Beziehungen stark belastet...

Ich könnte jetzt hier so fortfahren - mir fällt gerade kein Lebensbereich ein, in dem alles so bleibt wie es ist... manch einer steckt das vielleicht leichter weg, aber gewisse Spuren hinterlassen diese Erfahrungen mit Sicherheit....

Das alles soll jetzt keine Schwarzmalerei sein. Ich habe gelesen, daß Du versuchst, diesen Einschnitt als Chance zu begreifen. Damit bist Du keinesfalls alleine: Bis vor einer Weile hat hier auch jemand in einem anderen Unterforum sehr engagiert über "Krebs als Chance" geschrieben und viele Gleichgesinnte gefunden. Leider hat er seine Beiträge in dem gleichnamigen Thread mit seinem Rückzug aus dem Forum gelöscht. Ich fand seine Texte sehr interessant, auch wenn ich persönlcih in meiner Krebserkrankung keine Chance sehen kann. Im Gegenteil: sie hat mir sehr viel genommen - aber ich versuche, das Beste aus alledem zu machen...

Ich weiß nicht, ob ich Dir damit Deine Frage hinreichend beantworten konnte. Auf jeden Fall wünsche ich Dir alles erdenklich Gute!!!

Viele liebe Grüße,
Deine Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -

Geändert von Linnea (08.03.2008 um 21:53 Uhr)