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Alt 13.08.2003, 13:10
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Ihr Lieben,
hallo Tanja,
ja, das hatte ich mir auch schon überlegt. Ich habe auch meinem Vater gesagt, dass es mir mit dem Grabstein so ernst ist, dass ich auch mit ihr reden werde, wenn es nötig wird. Ich bin allerdings mit dem Steinmetz jetzt so verblieben: Er weiß, wie sehr es mir am Herzen liegt, dass der Stein möglichst unterschiedlich gemacht wird. Die Entwürfe habe ich schon gesehen und er ruft mich an, wenn der Stein fertig ist. Dann kann ich ihn mir anschauen und wenn er mir zu ähnlich erscheint, solle ich ihn eben umschmeißen :-) Das fand ich sehr nett, schließlich muss er das nicht tun - aber er sieht das alles und diese Frau auch genauso wie ich. Ich versuche schon die ganze Zeit, ob ich sie nicht mal so im Ort oder auf dem Friedhof treffe, aber sie scheint mir aus dem Weg zu gehen. Es ist allerdings nicht einfach mit dem Gespräch, schließlich will ich auch nicht, dass sie sich von meinem Vater zurückzieht, da er eben so auf sie fixiert ist, was ich zwar nicht gut finde, aber ich will ja, dass er sich glücklich fühlt und ich weiß auch schließlich nicht, welche Gespräche die beiden miteinander führen. Schließlich sind es zwei Menschen, die beide ihren Partner verloren haben. Ich habe zwar nicht den Eindruck, dass sie für ihn die Stütze ist, die er ihr ist, aber ich kann mich natürlich auch täuschen. Das will ich nicht kaputt machen und deshalb ist diese Situation für mich sehr verfahren. Aber mit dem Grabstein hast Du recht: Das ist eine Sache, die mich etwas angeht und die mir sehr am Herzen liegt. Ich werde mein möglichstes tun - für meine Mama, aber auch für mich. Dass ich mich damit überhaupt rumschlagen muss, das geht mir gewaltig gegen den Strich. Als ob das alles nicht schon schlimm genug ist, solche Ärgernisse erschweren einem noch alles zusätzlich.

Ansonsten denke ich, ist es für unsere Väter schon schwer, die Zeit alleine zu verbringen, in denen normalerweise unsere Mütter dagewesen wären. Diese Lücken können wir als Töchter und kann auch niemand anderes schließen, sie bleiben, genauso wie unsere Lücken. Dass man sich deshalb einen Menschen wünscht, der einem auch in diesen Stunden Nähe und Geborgenheit gibt - das ist nur zu verständlich. Auch wenn es für uns unverständlich ist, dass unsere Väter, obwohl sie unsere Mütter so sehr geliebt haben, schnell wieder neues Glück finden oder finden wollen - ich denke, es kommt nicht auf den Zeitpunkt an. Der Zeitpunkt ist vielleicht nicht immer ideal, aber man kann das schließlich nicht beeinflussen oder? Ich für mich konnte auch nicht sagen, wann ich mich verlieben würde. Warum sollen unsere Väter das? Jeder tut das nach seinem guten Gewissen, der eine früher, der andere später, der andere vielleicht nie. Ich habe mit meinem Vater diesbezüglich mal gesprochen und er sagte mir, er könne es sich zwar im Moment nicht vorstellen, aber man wisse ja nie. Er sei noch jung, warum solle er sein Leben lang allein bleiben? Und das verstehe ich schon. Ich würde das auch nicht wollen - meine Mama hätte es sicher auch nie gewollt. Ich denke, wir als Töchter sollten uns davon distanzieren, dass diese Frauen den Platz unsere Mutter einnehmen wollen, denn das tun sie sicher nicht. Ich sehe es so: Wenn mein Vater einmal eine neue Frau findet, dann wird sie sowohl für seine Frau als auch für meine Mutter kein Ersatz sein. Sie war einzigartig, eine neue Frau kann niemals diesen Platz einnehmen. Sie erleichtert ihm vielleicht seine Trauer, macht ihn auf ihre Weise glücklich und gibt ihm Geborgenheit und neues Glück, nichts anderes wünsche ich mir für meinen Vater. Ich will nicht, dass er unglücklich ist. Und es wird mit einer neuen Frau auch sicher nie mehr so werden, wie mit meiner Mutter. Das weiß er und ich auch. Aber wenn ein zweites Glück für ihn kommen sollte, werde ich es ihm von Herzen gönnen. Zumindest will ich es versuchen.

Liebe Grüße
Eure Kiki
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