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Alt 23.08.2003, 00:50
Gast
 
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Standard sie fehlt mir so sehr

hallo ihr lieben

Es ist knapp zwei jahre her, dass meine mutter nach jahrelanger krankheit an krebs gestorben ist. schon als kind hatte ich angst vor dem tag, an dem sie sterben würde, und doch habe ich immer gehofft, dass sie mich noch lange jahre durch mein leben begleiten könnte. gegen ende ihrer krankheit dachte ich, es wäre einfacher für mich, abschied von ihr zu nehmen. tausend und abertausend mal habe ich mir vorgestellt wie mein leben sein würde ohne sie. ich habe versucht, mich darauf vorzubereiten. gedacht, es wäre einfacher, da ich viele jahre zeit hatte, mich an den gedanken zu gewöhnen, ohne sie leben zu müssen. jetzt spüre ich, wie stark die hoffnung trotz allem war, wie sehr ich insgeheim hoffte, dass doch noch alles gut werden würde. obwohl ich mir eingeredet hatte, darauf vorbereitet zu sein, war ich es nicht. heute bin ich 25 und es vergeht kein tag, an dem ich nicht an sie denke. es gibt tausend dinge, wo ich mich frage, was sie wohl dazu sagen würde, oder mir wünsche, dass sie mir einen rat gibt. ich dachte, ich wäre stark genug damit leben zu können, dass sie nicht mehr da ist. damit, dass ich sie nicht mehr einfach anrufen kann, um sie etwas zu fragen oder ihr etwas erfreuliches zu erzählen. sie fehlt mir ganz furchtbar. besonders schlimm ist, dass ich keine schöne erinnerungen an sie habe. ich sehe immer nur bilder vor mir, wie sie irgendwie in einem krankenbett liegt, umgeben von geräten und so tut, als ob alles in ordnung wäre. wie sie nach der x-ten chemotherapie krampfanfälle erleidet, oder wie sie mit letzter kraft versucht, mir mut zuzusprechen. diese erinnerungen sind so schrecklich, dass ich manchmal versuche, nicht an meine mutter denken zu müssen. ich habe keine geschwister aber dafür gute freunde, die mir ihre hilfe anbieten. irgendwie hab ich aber das gefühl, den ‚anschluss verpasst zu haben’. für die leute rundherum geht das leben weiter, für mich ist es stehen geblieben. ich habe angst davor, dass die anderen nicht verstehen können, dass ich nach zwei jahren immer noch so leide. obwohl es zwei jahre her ist, kann ich nicht über ihren tod sprechen. jedes mal, wenn ich mir überlege, dass „meine mutter gestorben ist“ zieht sich mir das herz zusammen, ich bringe den satz kaum über die lippen, wenn mich mal jemand danach fragt. und ich habe angst vor der zukunft. der gedanke daran, mein leben lang mit diesem schmerz in meiner seele leben zu müssen, macht mir angst. wenn ich daran denke, dass sie nicht da sein wird, um mitzuerleben, was aus mir wird, ob ich eine familie gründen werde, kinder haben werde oder sonst was bricht mir das herz.. ich kann nur hoffen, dass die zeit mir helfen wird, meine trauer und meine einsamkeit in ein weniger schmerzhaftes gefühl umzuwandeln. in diesem moment bin ich nur froh darüber, ein forum wie dieses gefunden zu haben. hier weiss ich, dass es leute gibt, die mich und meinen schmerz verstehen können. danke schön und viel kraft euch allen.
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