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Alt 02.07.2008, 16:17
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Ich bin sehr traurig

Liebe Sternschnuppe,

atme erst mal tief durch.
Wenn der Krebs zurück kommt ist das immer ein Schock. Die Naivität, die man sich zuvor so mühsam aufrecht erhalten hat bröckelt gemeinsam mit dem Optimismus.

Wie lange er noch leben wird fragst Du. Lass mich Dir sagen, selbst WENN (was wirklich niemand, auch kein Arzt kann) Dir jemand sagen würde es ist so und so lange. Was würde geändert?

Jeden Tag, der vielleicht auch ein guter wäre wäre für Dich voll Traurigkeit. Du würdest vielleicht keine Minute weichen, jede zusammenkunft wäre ein bißchen von der Angst geprägt "vielleicht die letzte?". Es würde ein Zwang entstehen der sich aufteilt in erfüllungsempfinden und angst. Es würde nichts besser machen. Du kannst Dich nicht vorbereiten, weder jetzt noch morgen.

Aus meiner Sicht möchte ich Dir sagen, wie ich damit umgehe. Am Anfang hat mich auch die gleiche Frage beschäftigt. Warum frage ich mich heute. Es ist wohl der Drang des Menschen planen zu wollen. Aber bei Emotionen kann man rein gar nichts planen. Ja aber dann würde ich ... wenn ich wüsste ... denkst Du jetzt vielleicht.

Meiner Mutter stand eine ganz schlechte Prognose bevor. Das tut sie heute noch. Aber was die Lebenserwartung angeht, die hat sie übertroffen. Und sie ist krank. Viele Medis haben nicht geholfen. Aber wir versuchen uns immer noch ein stückchen abzuschneiden.

Wir haben einen ganz besonderen umgang miteinander und noch zu dem den Vorteil, dass wir dicht beieinander wohnen. Wir verbringen jeden Tag genauso, wie wir es für richtig halten. Nie so als wäre es der letzte. Aber immer so, dass wir jederzeit auseinander gehen könnten und ncihts ungesagt ist. gefallen, die ich tun kann tue ich gerne. das ist anders. ich gehe über mich hinaus, ich bin toleranter. bei meiner ma genauso. ist einer von uns verärgert wird das geklärt. aber ruhig. ich gehe nie ohne einen kuss aus dem haus.

besser kann es doch nciht sein. wir genießen jeden tag - soweit es geht. oft ist das nicht möglich. viele momente sind traurig, aber auch dann bin ich froh, dass ich da war und zugehört habe. wir leben jeden tag ein bißchen als geschenk. wenn eine schlechte nachricht kommt brechen wir nicht mehr zusammen sondern überlegen was nun zu tun ist.

wir kämpfen ncith mehr blind gegen den krebs sondern wir versuchen, ihn zu akzeptieren. wir leben mit dem krebs. und freuen usn wenn er uns noch zeit lässt. hauptsache sie ist so beschwerdefrei wie es nur irgendwie geht.

seit ich nciht mehr über die prognose nachdenke geht es uns besser. die angst ist da. aber jetzt ist es mir wieder möglich, meine mom zu genießen. genießen dass sie da ist. wissend dass sie nciht so lange da sein wird wie ich es mir gewünscht hätte.

ich hoffe, du verstehst meine zeilen. es kommen viele unerwartete dinge auf euch zu . und du wirst dich nicht wirklich vorbereiten können. nimm an was kommt und versuch das beste darin zu sehen. sonst kannst du keine kraft weitergeben.

und um himmels willen komm von dem gedanken an das rauchen weg! meine mom hat ein schlechtes gewissen deswegen weil sie weiß dass sie uns letztlich damit angst und leid zufügt, nicht nur sich. meinst du, solche gedanken sind jetzt nötig? ändert das was? es ändert nichts. außer vielleicht schuldgefühle die dein dad jetzt nicht braucht.

meine mom raucht nach wie vor. ich auch. ich schaffe es im moment nicht, werde aber sicher aufhören. ich muss ihr die zigaretten mitbringen. wir haben viel deswegen gestritten. aber was nutzt es? sie hat sich entschlossen jetzt nicht mehr aufzuhören. und ich muss das akzeptieren.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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