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Alt 18.07.2008, 23:25
ninpa ninpa ist offline
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Registriert seit: 01.01.2008
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Standard AW: Alles was uns gut tut !

Hallo Ihr Guten,
wollte mich mal u.a. bei der guten Regina zurück melden, aber die scheint ja in Lehmrade unter Vollbeschäftigung zu stehen und nicht so im Forum präsent zu sein...hoffe, sie schreitet ein, wenn die Geschichten hier uns mal nicht mehr gut tun...
mensch Bibi, das ist doch nicht wirklich passiert???? oder???? Denke, wenn ich Verkäuferin bei Mambo gewesen wäre, hätte ich Dir in sekundenschnelle alle möglichen Zugeständnisse gemacht. Stelle mir nämlich vor, dass Du auch so völlig verwirrt und hilflos rüberkommst, wie Du es hier schilderst..und das würde bei mir sofort, auf der Stelle, die Mitleidsschublade aufreißen...

....die Geschichten mit den Nachzahlungen sind natürlich derbe, hab' ich auch mal gehabt und Recht gekommen. Es ist also wohl was dran, wenn die Verbraucherverbände mitteilen, dass jede 3. Nebenkostenabrechnung falsch ist.....

...wollte Euch aber eigentlich mal eine kleine Story aus dem KH schildern, was weder Betroffenen noch unseren Angehörigen wirklich gut tut:
am gestrigen Morgen wird eine neue Bettnachbarin ins Zimmer geschoben, hatte wohl einen kleinen Schwächeanfall erlitten und schon mal in der Ambulanz einen Zugang erhalten.
Gleichwohl sieht sie rosig und auch gut geschminkt aus, hat sich dann aber unter elendigem Aufstöhnen mehrfach hin- und hergewälzt.
Schließlich findet sie doch die Kraft, die von ihrem Gatten mitgegeben Sachen auszupacken und dabei mehrfach anzumerken, an was dieser arme Kerl alles nicht gedacht hätte...dafür findet sie aber im Bad für ihren Waschlappen einen Handtuchhaken, auf dem sie ihren Waschlappen so wunderbar drapieren kann, dass auch wirklich jeder die fette JOOP! Aufschrift sehen kann.

Dann wieder unter Stöhnen ins Bett...es betritt der beste Pfleger von allen die Szene und stellt sich als Chefpfleger vor...was die Dame zu der kritschen Frage veranlasst, ob das denn hier überhaupt eine Privatstation sei...
Der Pfleger erklärt geduldig, dass dieses eines von einigen Privatzimmern auf der ansonsten "gemischten" Station sei, die Station aber auch nur für Kurzzeitpatienten bis zu 4 Tagen gedacht sei...Ängstliche Frage der Dame, ob es denn auch eine "richtige" Privatstation gebe....Ja, schon, aber eben nur für längere Aufnahmen... was der Dame ein mühsames "Aha" entlockte und mich schon mal Böses erahnen ließ...
Als nächstes kam die Frage nach der Handynutzung.
Eigentlich ist es verboten (was auch überall steht), so der Pfleger, aber wenn Sie es nicht zu auffällig machen, wird es toleriert.
Oh, schade, Flunsch ab.

Es erscheint der Gemahlsgatte, der natürlich dem Ernst der Sache angemessen vollgejammert wird
- ach so, hatte vergessen, weder Männlein noch Weiblein hielten es für erforderlich, beim Betreten des Raumes den Tagesgruß zu entrichten oder sich gar vorzustellen -

Nach tieftrauriger Verabschiedung des Gatten zunächst wieder ganz leichtes Stöhnen - vermutlich in der Hoffnung, dass ich nun mal endlich drauf anspringen würde.
Ich sprang aber nicht und so wurde mir berichtet, dass eine Magenspiegelung vorgesehen sei, aber morgen müsse man wieder heim, da man in Paris einer Hochzeit beiwohnen wolle.
Dies entlockte mir dann doch ein "das könnte aber sehr knapp werden".
Also weiter geächzt und gestöhnt, dann der Griff zum Alarmknopf!!
Oha, jetzt wird es ernst...die freundiche Schwester fragt auf der Sprechanlage, was man tun könne.
"Oh, ich brauche meine Schuhe, ich muss zur Toilette!"
Nun konnte ich mich dem Gespräch wirklich nicht mehr entziehen und weise freundlich darauf hin, das selbige doch unmittelbar vorm Bett stehen....

"äh,ja", so die Dame in die Sprechanlage, "hat sich erledigt, habe sie gefunden..."

Endlich kommt der "Transportpfleger" um die Dame zur Magenspiegelung zu fahren, was er ihr natürlich freundlich mitteilt.
Das geht ja gar nicht!!! Rasch Handy raus, Pfleger angewiesen zu warten und erstmal den Gemahlsgatten mittels Handy von diesem schweren Schritt unterrichten.
Nach Gesprächsende den wartenden Pfleger gefragt, wohin denn nun mit dem Handy.
"Können Sie im Safe einschließen oder einer Schwester geben."
"Gut, dann rufen Sie eine Schwester, dann gebe ich ihr das Handy."
Hat dann auch gut geklappt, der Kunde ist schließlich König!!!

Rückkehr nach ca. 30 Minuten, obwohl offensichtlich wach, doch erstmal unter wiederholtem Stöhnen schlafend gestellt.

Endlich kommt der hochbesorgte Gatte mit dem ebenso besorgten, erwachsenen Sohn, in Begleitung zweier weiterer Personen, die ich verwandschaftsmäßig zwar nicht zuordnen kann, dafür aber neidlos anerkennen muss, dass man in angemessenem Schwarz gewandet ist.
Alle Achtung!
Madame schenkt allen um das Bett Gruppierten huldvoll Mund und Ohr (ohne den Kopf natürlich auch nur 1cm vom Kopfkissen zu erheben), damit ihr dezentes Wehklagen erhört werden möge... wurde auch, weil den Umstehenden vor Mitleid die Gesichtszüge entgleisten.

Dann wird mit Spannung und leicht aufkommenden Unwillen das Erscheinen des Chefarztes erwartet, damit er nun endlich die Ergebnisse mitteile.
Da kommt er auch schon,teilt mit, Magen o.k., Blutwerte auch, also Madame könne sofort morgen früh oder auch noch heute abend nach Hause.

Nun glaubt mal nicht, dass irgendwer in Freude ausgebrochen wäre, vielmehr schiebt der Sohnemann noch die Frage nach, ob nicht doch was mit den Blutwerten sein könne, er kenne sich aus...Oh, sehr schön! Der Prof. versichert ihm, dass er selber im Laufschritt die Werte im Labor abgeholt und kontrolliert habe, keine Zweifel.
Tja, schade, die Verwandschaft zieht ab, um in 2 Stunden die Abholung vorzunehmen.
Das bis zu Abholung bereit gestellte Mittag- und Abendessen bleibt natürlich mit verzogenem Mund und später der Auskunft "Hunger" stehen.
Dafür klappt das Zusammenpacken und Aufbrezeln dann in alter Frische und ohne Hilfe.

Bei der Abholung verabschiedet man sich überraschender Weise von mir und ich überlege kurz, ob ich der diagnosefreien Familie als Trostpflästerchen meine Diagnose anbieten soll, behalte sie dann aber für mich, weil ich so weiter ohne Scham und Schauspielkunst in den Spiegel und die Gesichter von Familie, Pflegepersonal und Ärzten schauen kann.
Tut mir auch leid,die Dame, hat nichts, außer ihrer Privatversicherung und Diagnosefreiheit....
Eure übermütige,morphinvernebelte Beate...